Wirtschaftskrise zwingt Apple zu verhaltener Prognose

21. Okt. 2008 23:30 Uhr - sw

Die wegen der Finanzkrise schwächelnde Wirtschaft lässt Apple keine andere Wahl: Aufgrund der gegenwärtigen Unsicherheiten hinsichtlich der weiteren globalen wirtschaftlichen Entwicklung hat der Computerkonzern eine äußerst zurückhaltende Prognose für das laufende Quartal abgegeben. CEO Steve Jobs sagte anlässlich der Bekanntgabe des neuesten Quartalsberichts: "Wir können noch nicht genau abschätzen, wie sich der wirtschaftliche Abschwung auf Apple auswirken wird. Aber wir sind mit der stärksten Produktlinie unserer Firmengeschichte, den besten Mitarbeitern und den besten Kunden innerhalb unserer Branche gewappnet - zudem haben wir 25 Milliarden US-Dollar an sicheren Barmitteln auf der Bank und das bei null Verbindlichkeiten."

Apple erwartet für das erste Quartal seines Geschäftsjahres 2009 einen Umsatz zwischen 9,0 und 10,0 Milliarden Dollar und einen Gewinn von 1,06 bis 1,35 Dollar je Aktie. "Vorausschauend ist eine genaue Prognose schwierig und wir sind vorsichtig beim Ausblick auf das Dezember-Quartal", erklärte Finanzchef Peter Oppenheimer. Damit schließt Apple ein schlechteres Abschneiden gegenüber dem Vorjahresquartal, als Einnahmen in Höhe von 9,6 Milliarden Dollar und ein Apple Store 5th AvenueNettoprofit von 1,76 Dollar je Aktie eingefahren wurde, nicht aus. Die Apple-Prognose liegt zudem unterhalb der Erwartungen der Wall Street von 10,6 Milliarden Dollar beim Umsatz und 1,65 Dollar/Aktie beim Gewinn.

Gute Zahlen im vierten Quartal

Die heute vorgelegten Zahlen des Ende September beendeten vierten Quartals des Apple-Geschäftsjahres 2008 können sich allerdings sehen lassen. Apple erwirtschaftete einen Umsatz von 7,9 Milliarden Dollar (plus 27 Prozent) und einen Gewinn von 1,14 Milliarden Dollar bzw. 1,26 Dollar je Aktie (plus 26 Prozent). Beim Gewinn schlug Apple die Schätzungen der Finanzexperten, die im Durchschnitt von 1,11 Dollar/Aktie ausgingen. Lediglich beim Umsatz verfehlte Apple die Analystenerwartung (8,05 Milliarden) knapp. Das internationale Geschäft (außerhalb den USA) machte 41 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Die Bruttogewinnspanne stieg von 33,6 auf 34,7 Prozent.

iPhone-Absatz stark gestiegen

Das Geschäft mit dem iPhone boomt: Apple verkaufte zwischen Juli und September 6,892 Millionen iPhones – mehr als der Smartphone-Hersteller RIM, der nur 6,7 Millionen Geräte auslieferte. Steve Jobs ergänzte in der Bilanzpressekonferenz, dass Apple bezogen auf den Umsatz zum weltweit drittengrößten Mobiltelefonhersteller aufgestiegen sei. Hinter Nokia und Samsung, vor Sony Ericsson. Im gleichen Quartal des Vorjahres setzte Apple 1,119 Millionen iPhones ab.

Um Investoren und Anlegern die inzwischen enormen Auswirkungen des iPhones auf eigene Geschäft zu verdeutlichen, legt Apple künftig auch Gewinn- und Umsatzzahlen vor, die nicht den offiziellen US-Bilanzierungsrichtlinien entsprechen. Hintergrund: Apple verbucht die Erlöse aus iPhone und Apple TV nicht sofort in voller Höhe, sondern verteilt diese auf einen längeren Zeitraum. Dies entspricht den Bilanzierungsrichtlinien nach GAAP. Wären die Erlöse mit iPhone und Apple TV schon voll eingerechnet, hätte Apple im vergangenen Quartal 11,68 Milliarden Dollar "bereinigten Umsatz" und 2,44 Milliarden Dollar "bereinigten Gewinn" erzielt.

Mac weiter stark gefragt

Beim Mac vermeldet Apple einen neuen Absatzrekord: 2,611 Millionen Macs (1.675.000 Notebooks, 936.000 Desktops) wurden vergangenes Quartal ausgeliefert, dies entspricht einer Steigerung von 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit ist das Unternehmen erneut stärker gewachsen als der gesamte Computermarkt, mit der Konsequenz eines weiter steigenden Mac-Marktanteils. Die Zahl der verkauften iPods legte um acht Prozent auf 11,052 Millionen zu.

200 Millionen Downloads im App Store

Der App Store boomt weiter: Laut Jobs wird die Schwelle von 200 Millionen Downloads in Kürze erreicht sein. Es stehen 5500 Anwendungen und Spiele für iPhone und iPod touch zur Auswahl – zugänglich in 62 Ländern. Das iPhone soll bis Jahresende in mehr als 70 Ländern erhältlich sein.

Weitere Anmerkungen von Jobs

Laut Steve Jobs könnte die gegenwärtige Wirtschaftskrise eine riesige Chance für Unternehmen wie Apple sein, die viel Geld auf der hohen Kante haben. Apple hat derzeit rund 25 Milliarden Dollar an Bargeld und kurzfristigen Anlagen zur Verfügung. Apple TV werde wohl auch im Jahr 2009 ein Hobby bleiben, so Jobs, wie auch der gesamte Bereich der Set-top-Boxen. Jobs zeigte sich zuversichtlich, dass Apple auch bei einer schwächelnden Wirtschaft wachsen könne. Man habe herausragende Produkte, investiere viel in Forschung und Entwicklung und habe eine sehr loyale Kundenbasis. Außerdem habe man in den Bereichen Computer und Mobiltelefone nur einen verhältnismäßig geringen Marktanteil und können daher noch viele Menschen von den eigenen Produkten überzeugen.