Macs: Insider erwartet Abschied von Intel-Prozessoren für Anfang des nächsten Jahrzehnts

18. Okt. 2018 11:15 Uhr - Redaktion

Der in der Apple-Welt bestens vernetzte Insider Ming-Chi Kuo hat sich erstmals zu Spekulationen über eine Umstellung der Mac-Prozessorarchitektur geäußert. Auch Kuo geht mittlerweile davon aus, dass sich Apple beim Mac mittelfristig von Intel-CPUs verabschieden wird. Der Wechsel hin zu Apple-eigenen Prozessoren (ARM-Architektur) soll demnach schrittweise ab dem Jahr 2020 oder 2021 erfolgen. Es wäre der bereits dritte Wechsel der CPU-Plattform in der Geschichte des Macs (68k => PowerPC => Intel => ARM).

Laut Kuo hätte ein Wechsel auf ARM-basierte Prozessoren für Apple mehrere Vorteile. Die Kalifornier würden dadurch volle Kontrolle bei Entwicklung, Design und Produktion des Macs erhalten und wären nicht mehr von Intel abhängig. Intel hatte in den letzten Jahren mehrfach mit Verzögerungen bei der Einführung neuer Prozessorgenerationen zu kämpfen, zudem ist die Serienfertigung der effizienter arbeitenden Zehn-Nanometer-Chips noch immer nicht angelaufen.

Kuo erwartet durch den Einsatz von Apple-eigenen Prozessoren in Macs zudem Kostenvorteile, da die hohen Intel-Margen – an denen sich Apple seit jeher reibt – wegfallen würden und Macs dadurch günstiger werden könnten, mit positiven Auswirkungen auf Absatz und Marktanteil. Darüber hinaus könnte Apple künftige Macs wieder stärker von der Konkurrenz durch einzigartige Features abheben, meint der Analyst, der in der Vergangenheit vielfach korrekte Informationen über kommende Apple-Produkte lieferte und daher in der Branche hohes Ansehen genießt.

Allerdings würde ein Architekturwechsel beim Thema Virtualisierung Nachteile mit sich bringen, merkt Kuo an. Die Möglichkeit, andere x86-Betriebssysteme parallel zu macOS laufen zu lassen, ist gerade im professionellen, geschäftlichen Umfeld ein wichtiges Verkaufsargument für Macs ("zwei Fliegen mit einer Klappe"). Zwar gibt es Windows 10 inzwischen auch für ARM-basierte CPUs, allerdings fehlt hier erstens bislang die 64-Bit-Unterstützung, zweitens wurden erst ganz wenige Windows-Programme an ARM-Chips angepasst.

Neue iMac-Modellreihe

Sind Apple-eigene Prozessoren die Zukunft für iMac & Co?
Foto: Apple.

 

Noch eine grundsätzliche Anmerkung zu diesem Thema: Entgegen der landläufigen Meinung, die vielerorts in Foren und in effekthascherischen Artikeln zu lesen ist, ist es nicht einfach damit getan, einen Ax-Chip eines iPhone/iPad in den Mac zu verpflanzen, höher zu takten und gut ist. Bei weitem nicht.

Bei Prozessoren für den Desktop- und Notebook-Bereich spielen wesentlich mehr Faktoren mit hinein als bei simpel gestrickten Smartphone-/Tablet-Chips. Die Stichworte sind hier unter anderem PCIe-Lanes, umfassender Schnittstellen-Support, modernes, mehrstufiges Caching, hohe Skalierbarkeit bis in den Xeon-Bereich, Volllastbetrieb über längere Zeit, Hyper-Threading, native Virtualisierung, eGPU-Support, ECC-Arbeitsspeicher und und und.

Für all diese Bereiche müsste Apple Lösungen mitsamt Chipsätzen entwickeln, damit eigene Desktop-/Notebook-Prozessoren das komplette Spektrum der Leistungsfähigkeit heutiger und kommender (!) Intel-CPUs nicht nur erreichen, sondern im Idealfall übertreffen. Dies ist ein gigantischer Entwicklungsaufwand.

Zuzutrauen ist dies Apple natürlich – die Chip-Abteilung der Kalifornier gilt als sehr innovativ und weltweit führend, bezogen auf den ultramobilen Bereich. Intel hat sich in den letzten Jahren nicht sehr mit Ruhm bekleckert, die Preise für Intel-Chips sind gesalzen. Dennoch: Ein Architekturwechsel ist eine hochkomplexe Geschichte, die vielerlei Auswirkungen – positive wie negative – mit sich bringt, woran sich langjährige Mac-User nur zu gut erinnern werden. Andererseits dürfte es vielen Nutzern schlichtweg egal sein, welcher Chip die Rechenleistung erbringt, solange alles nur einwandfrei läuft.