Zweifel an Apples Computerbrille: Kann sie einen neuen "iPhone-Moment" kreieren?

03. Apr. 2023 13:00 Uhr - Redaktion

Kommt sie oder kommt sie nicht? Diese Frage beschäftigt Marktbeobachter, Investoren und Anwender im Vorfeld von Apples diesjähriger Entwicklerkonferenz WWDC23, die in zwei Monaten stattfindet. Neue Gerüchte setzen dahinter nun ein Fragezeichen: Nach Informationen eines Insiders soll Apple die Serienproduktion erneut verschoben haben. Angeblich bestehen innerhalb von Apple Zweifel, ob mit dem Mixed-Reality-Headset ein neuer "iPhone-Moment" wie einst im Jahr 2007 erzeugt werden kann.

"Da Apple nicht sehr optimistisch ist, dass die Ankündigung des AR/MR-Headsets einen verblüffenden 'iPhone-Moment' erneut kreieren kann, wurde der Zeitplan für die Massenproduktion um weitere 1-2 Monate auf Mitte bis Ende des dritten Quartals 23 verschoben. Die Verzögerung trägt auch zur Unsicherheit bei, ob das neue Gerät auf der WWDC 2023 gezeigt wird, wie der Markt allgemein erwartet.

Aufgrund der Verzögerung bei der Massenproduktion für die Montage liegt die Lieferprognose für dieses Jahr außerdem bei nur 200.000 bis 300.000 Einheiten und damit unter dem Marktkonsens von 500.000 Einheiten oder mehr.

Zu den Hauptgründen, warum Apple nicht sehr optimistisch ist, was die Marktresonanz auf die Ankündigung des AR/MR-Headsets angeht, gehören der wirtschaftliche Abschwung, Kompromisse bei einigen Hardwarespezifikationen für die Massenproduktion (z. B. das Gewicht), die Bereitschaft des Ökosystems und der Anwendungen, ein hoher Verkaufspreis (3.000-4.000 USD oder noch höher) usw.", schreibt der Insider Ming-Chi Kuo auf dem Kurznachrichtendienst Twitter unter Berufung auf seine Quellen aus der Zuliefererindustrie.

 
Apple M2
 
Apples Mixed-Reality-Headset wird wohl vom M2 angetrieben.
Bild: Apple.

 

Mit der Einschätzung steht Kuo nicht allein. Ein vor kurzem von der New York Times veröffentlichter Artikel beschreibt Zweifel innerhalb von Apple hinsichtlich der Zukunftschancen des Produkts. Demnach hätten zuletzt immer mehr Angestellte - auch in den Führungsebenen - ihre Besorgnis geäußert, dass das Produkt in der gegenwärtigen Form womöglich keine großen Erfolgschancen haben könnte. Es sei deswegen auch zu personellen Abgängen bei Apple gekommen. Apple-CEO Tim Cook soll hingegen auf die Markteinführung drängen.

Neben den ersten M3-Macs und der iPhone-15-Produktreihe ist Apples Mixed-Reality-Headset das spannendste Thema in diesem Jahr. Geht Apple das Risiko ein und gibt bereits heuer den Startschuss? Oder geht Cupertino lieber auf Nummer sicher und wartet noch einige Jahre, bis die Technik ausgereifter, die Produktionskosten niedriger und die Einsatzbereiche klarer sind?

Der Bloomberg-Reporter Mark Gurman ist sich indes weiter sicher, dass Apple die Computerbrille zur WWDC23 präsentieren wird. Allerdings sieht auch Gurman Risiken bei dem Vorhaben - die erste Version könnte ein Flop werden, auch wenn das Segment langfristig attraktiv sei.

Es gibt durchaus Parallelen zur Apple Watch. Einst beim Debüt im Jahr 2014 belächelt, hat sie sich im Bereich Gesundheit und Fitness zum Standard bei Smartwatches entwickelt - und könnte in einigen Jahren um eine nicht-invasive Blutzuckermessung ergänzt werden.

Ein möglicher holpriger Start bei der Apple-Computerbrille sagt daher nicht unbedingt etwas über die langfristigen Zukunftschancen dieser neuen Produktkategorie aus. Auch für das Headset dürfte der kalifornische IT-Pionier eine ambitionierte Roadmap aufgestellt haben. Daher wird sich erst in etlichen Jahren eine erste Bilanz ziehen lassen.

Nachtrag: Interessante Aussage von Apple-Chef Tim Cook zu diesem Thema in einem heute veröffentlichten Interview:

"Wir waren immer der Meinung, dass [Computer] Brillen kein kluger Schachzug sind, weil die Leute sie nicht wirklich tragen wollen. Sie waren aufdringlich, anstatt die Technologie in den Hintergrund zu drängen, wie wir immer geglaubt haben. Wir dachten immer, es würde ein Flop werden, und bis jetzt ist es das auch.

Mein Denken entwickelt sich immer weiter. Steve hat mir gut beigebracht, dass man nie an seinen Überzeugungen von gestern festhalten sollte. Wenn man etwas Neues erfährt, das einem sagt, dass man sich geirrt hat, sollte man es zugeben und weitergehen, anstatt sich weiter zu verstecken und zu sagen, warum man Recht hat."