Apple erwartet erneut Umsatzrückgang und verweist auf kommende Innovationen

27. Apr. 2016 12:00 Uhr - Redaktion

Es läuft momentan nicht rund bei Apple. Das Unternehmen vermeldete gestern den ersten Umsatzrückgang seit dem Jahr 2003, außerdem gingen Gewinn sowie die Verkaufszahlen von iPhone, iPad und Mac zurück. Mit einer Besserung im laufenden Quartal rechnet der Konzern nicht – der Umsatz soll erneut sinken.

Apple erwartet für das dritte Quartal des Geschäftsjahres 2016 einen Umsatz im Bereich von 41 bis 43 Milliarden Dollar. Dies lässt auf erneute Rückgänge beim iPhone-, iPad- und Mac-Absatz schließen. Zum Vergleich: im Vorjahreszeitraum erwirtschaftete Apple Einnahmen in Höhe von 49,6 Milliarden Dollar. Firmenchef Tim Cook begründet den derzeitigen Abwärtstrend unter anderem mit einem "gesamtwirtschaftlichen Gegenwind". Beispielsweise sei der Umsatz in China (inklusive Hong Kong und Taiwan), Apples zweitwichtigstem Markt, im vergangenen Quartal um etwa ein Viertel eingebrochen. China hat seit einigen Monaten mit einer Wirtschaftskrise zu kämpfen.

Auch die anhaltende Schwäche vieler Währungen macht Apple weiter zu schaffen. Ohne diese Währungseffekte wäre der Umsatz nur um neun anstatt um 13 Prozent zurückgegangen, erklärte Apples Finanzchef Luca Maestri. Dennoch überrascht Analysten das Ausmaß des Umsatz- und Gewinnrückgangs. Apple verfehlte die Erwartungen der Börsianer für das zweite Quartal von 51,97 Milliarden Dollar beim Umsatz und von zwei Dollar je Aktie beim Gewinn deutlich. Auch in puncto Umsatzprognose für das laufende Quartal liegt Apple unter den Einschätzungen der Finanzexperten (47,3 Milliarden Dollar).

Mac Pro

Mac Pro: Apples Desktop-Flaggschiff ist technisch völlig veraltet.
Foto: Apple.



Lichtblicke gab es im zweiten Quartal nur wenige für Apple. Dazu gehören Umsatzsteigerungen bei Dienstleistungen (plus 20 Prozent auf 5,99 Milliarden Dollar) und den sonstigen Produkten wie Apple TV, Apple Watch, iPod und Zubehör (plus 30 Prozent auf 2,19 Milliarden Dollar). Das iPhone SE, dessen Absatzzahlen erst in das laufende dritte Quartal einfließen, verkauft sich laut Cook besser als erwartet. Daraus resultiert die derzeitige zwei- bis dreiwöchige Lieferzeit für das Vier-Zoll-Smartphone. In Indien verzeichnete Apple ein Plus von 56 Prozent und will dort seine Präsenz ausweiten.

Ebenfalls interessant: mit dem Mac (5,1 Milliarden Dollar) hat Apple wieder mehr Umsatz erzielt als mit den iPads (4,4 Milliarden Dollar). Ein Mittel gegen die Talfahrt beim iPad scheint Apple immer noch nicht gefunden zu haben. Der Absatz des Tablets ist inzwischen das neunte Quartal in Folge zurückgegangen. Cook übt sich derweil in Zweckoptimismus und verweist auf die Zahl von einer Milliarde aktiver Apple-Geräte sowie auf die zahlreichen Innovationen, die man mit kommenden Produkten einführen wolle.

Handlungsbedarf besteht besonders beim Mac. Beispielsweise ist das Flaggschiff Mac Pro mit drei Jahre alter Technik ausgestattet – in der IT-Branche gefühlt eine halbe Ewigkeit und wenig schmeichelhaft für einen Konzern, der durch Innovationen glänzen will. Auch MacBook Pro (Broadwell- und Haswell-CPUs) und Mac mini (Haswell) sind in puncto Prozessorarchitektur nicht auf dem neuesten Stand (aktuell ist Intels Skylake-Plattform). Moderne Schnittstellenstandards wie Thunderbolt 3 oder 802.11ac Wave 2 sucht man vergebens beim Mac. Kundenwünsche, vor allem aus dem Unternehmensumfeld, wie die erneute Einführung eines erweiterbaren Desktop-Macs oder eines Servermodells, blieben bislang unberücksichtigt.

Hinzu kommen Kritikpunkte wie die Verwendung träger 5400rpm-Festplatten in etlichen Desktop-Macs, die hohen Aufpreise für SSD-Laufwerke und der Mangel an AMD- und Nvidia-Grafikkartenoptionen bei vielen Modellen. Vor diesem Hintergrund ist der Rückgang der Absatzzahlen kaum überraschend. Anwendern bleibt die Hoffnung, dass Apple das Thema Mac-Hardware auf der Entwicklerkonferenz WWDC 2016 im Juni vielleicht umfassend behandeln wird.

Nachtrag (17:15 Uhr): Die Anleger schicken die Apple-Aktie angesichts des schlechten Geschäftsgangs beim Mac- und iPhone-Hersteller auf Talfahrt. AAPL notiert im frühen Handel an der New Yorker Börse mit über sechs Prozent im Minus.