Mac mini drei Jahre ohne Upgrade: Apple feiert sich als "unglaublich innovativ"

17. Okt. 2017 12:00 Uhr - Redaktion

Drei Jahre sind in der IT-Branche eine halbe Ewigkeit. In dieser Zeitspanne entwickeln sich Prozessoren, Grafikkarten, Schnittstellen und andere Komponenten rasant weiter, die Leistungsfähigkeit steigt, neue Einsatzgebiete eröffnen sich. Könnte es sich vor diesem Hintergrund ein Computerhersteller erlauben, seinen Kunden völlig veraltete Technik anzubieten? "Nein" sagt der gesunde Menschenverstand. Apple tut es dennoch.

Der "aktuelle" Mac mini kam vor drei Jahren, am 16. Oktober 2014, auf den Markt und wurde seitdem von Apple nicht mehr angerührt. Die im Mac mini enthaltene Prozessortechnik auf Basis von Intels Haswell-Architektur ist sogar noch älter: Die Haswell-Prozessoren wurden bereits im Sommer 2013 von Intel vorgestellt. Somit steckt im Mac mini Technik, die bereits vier Jahre auf dem Buckel hat - zu unveränderten Preisen. Kein wirklich attraktives Angebot für potentielle Käufer und wahrlich kein Ruhmesblatt für eine Premiummarke wie Apple.

Mac mini

Mac mini mit vier Jahre alter Technik: Von Apple krass vernachlässigt.
Foto: Apple.



Derweil feiert ein hochrangiger Apple-Manager den "hohen Innovationsgrad" des Unternehmens. Von einer indischen Publikation wurde der für Apples Internetdienste verantwortliche Manager Eddy Cue gefragt, ob sich das Innovationstempo bei den Kaliforniern verlangsamt habe. Cue bestritt dies und ist der Ansicht, dass man "unglaublich innovativ" sei. Angesichts der krassen Vernachlässigung bestimmter Produktreihen fällt es schwer, solche Aussagen (die regelmäßig von Apple Führungsriege kommen) überhaupt noch ernst zu nehmen.

Natürlich: Der Großteil des Mac-Absatzes entfällt heutzutage auf Notebooks. Dennoch hat sich an der Bedeutung von Desktop-Systemen für viele Einsatzgebiete nichts geändert. Dem Mac mini kommt dabei eine besondere Bedeutung zu: Als kostengünstiger Arbeitsplatzrechner in Unternehmen und Bildungseinrichtungen. Für diejenigen, die bereits Eingabegeräte und Monitore ihr Eigen nennen. Als leiser, stromsparender Server für eine Vielzahl an Netzwerkdiensten. Für solche Nutzer, für die aus diversen Gründen die iMac-Bildschirme nicht die richtige Wahl sind. Für Entwickler, die zur Entwicklung von iOS-Apps ein kostengünstiges System benötigen. Für Privatnutzer, die einen Media-Server und Home-Office betreiben. Und so weiter.

Kurios: Erst im April sagte Apple-Marketingchef Phil Schiller, dass der Mac mini weiterhin ein wichtiges Produkt im eigenen Angebot sei. Warum sich seitdem immer noch nichts bei dem Gerät getan hat, bleibt das große Geheimnis des Unternehmens. Es drängt sich zunehmend der Eindruck auf, dass Apple die Produktion von TV-Shows, sozialpolitische Themen, animierte Emoji, die Umwandlung von Stores in kulturelle Begegnungsstätten, Watch-Armbänder und andere Nebenschauplätze inzwischen wichtiger sind als qualitativ hochwertige, technisch aktuelle Produkte für den Produktiveinsatz.

Apple sollte bezüglich des Mac mini endlich reinen Tisch machen, damit Klarheit herrscht. Entweder wird das Produkt eingestellt oder es kommt ein neues Modell. Einen mit Uralttechnik ausgestatteten Computer weiter anzubieten, ist jedenfalls an Peinlichkeit kaum zu überbieten und dieser traditionsreichen Firma absolut unwürdig.