Als Apple im Oktober 2008 eine sehr zurückhaltende Finanzprognose für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2009 abgab, befürchteten Anleger wie Analysten, dass die Weltwirtschaftskrise nun auch beim Mac- und iPhone-Hersteller angekommen ist. Doch weit gefehlt: In den letzten drei Monaten des Jahres 2008 trotzte Apple den um sich greifenden Negativtrends und legte glänzende Zahlen hin, die die Erwartungen der Finanzwelt in den Schatten stellten.
Für das am 27. Dezember 2008 abgeschlossene erste Quartal des Geschäftsjahres 2009 vermeldete Apple heute nach Börsenschluss in New York einen Umsatz von 10,17 Milliarden Dollar und einen Gewinn von 1,61 Milliarden Dollar bzw. 1,78 Dollar je Aktie – Rekordwerte in der knapp 33-jährigen Geschichte des Unternehmens. Die Wall Street rechnete hingegen nur mit 9,75 Milliarden Dollar beim Umsatz und 1,39 Dollar je Aktie beim Gewinn. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres erwirtschaftete Apple Einnahmen in Höhe von 9,6 Milliarden Dollar und einen Nettoprofit von 1,58 Milliarden Dollar oder 1,76 Dollar pro Aktie.
"Gerade vor dem Hintergrund herausfordernder wirtschaftlicher Zeiten, sind wir extrem erfreut unser bestes Quartalsergebnis bei Umsatz und Gewinn in der Firmengeschichte von Apple erzielt zu haben - erstmals haben wir die 10 Milliarden-Grenze beim Quartalsumsatz überschritten", so Apple-CEO Steve Jobs. "Unsere herausragenden Ergebnisse haben einen zusätzlichen Barmittelbestand von 3,6 Milliarden US-Dollar im letzten Quartal generiert", ergänzt Finanzchef Peter Oppenheimer. Diese so genannte "Kriegskasse" enthielt Ende des letzten Quartals 28,1 Milliarden Dollar an Bargeld bzw. kurzfristigen Anlagen.
Mac-Absatz steigt weiter
Apple-Produkte waren auch im Weihnachtsgeschäft 2008 äußerst beliebt. Der Mac-Absatz kletterte im Vergleich zum vierten Quartal 2007 um neun Prozent auf 2,524 Millionen Stück (1,796 Millionen Notebooks, 728.000 Desktops). Zudem wurden in den Monaten Oktober bis Dezember 22,727 Millionen iPods (plus drei Prozent) und 4,363 Millionen iPhones (plus 88 Prozent) verkauft. Die Bruttogewinnspanne blieb im Jahresvergleich unverändert bei 34,7 Prozent. Das Geschäft außerhalb den USA machte 46 Prozent des Apple-Gesamtumsatzes aus.
Besteller: Im vergangenen Quartal verkaufte Apple fast 1,8 Millionen Notebooks
Um zu verdeutlichen, wie stark die Auswirkungen des iPhones auf das Apple-Geschäft sind, hat der Konzern erneut Umsatz- und Gewinnzahlen veröffentlicht, die nicht den offiziellen US-Bilanzierungsrichtlinien entsprechen. Hintergrund: Apple verbucht die Erlöse aus iPhone und Apple TV nicht sofort in voller Höhe, sondern verteilt diese auf einen längeren Zeitraum. Dies entspricht den Bilanzierungsrichtlinien nach GAAP. Wären die Erlöse aller im ersten Quartal 2009 verkauften iPhones und Apple TVs voll mit eingerechnet worden, hätte Apple einen Umsatz von 11,8 Milliarden Dollar und einen Gewinn von 2,3 Milliarden Dollar ausgewiesen.
Prognose leicht unter Erwartungen, Apple-Aktie steigt nachbörslich
Für das zweite Quartal des Geschäftsjahres 2009 prognostiziert Apple einen Umsatz zwischen 7,6 und 8,0 Milliarden Dollar und einen Gewinn zwischen 0,90 und 1,00 Dollar je Aktie. Damit liegt das Unternehmen zwar unterhalb der Analystenerwartungen, die bei 8,2 Milliarden Dollar beim Umsatz und 1,13 Dollar/Aktie beim Gewinn liegen, doch ist diese Prognose im Verhältnis weit weniger zurückhaltend als dies noch im vorangegangenen Quartal der Fall war.
Dieser Umstand sowie der deutlich besser als erwartet ausgefallene Quartalsbericht bewirkten eine positive Grundstimmung unter den Anlegern. Die Apple-Aktie schnellte im nachbörslichen Handel am Technologieindex Nasdaq Composite um bis zu zehn Prozent auf über 90 Dollar in die Höhe.
Investitionen in Retailkette und Apple TV
Im laufenden Geschäftsjahr will Apple rund 25 weitere Ladengeschäfte eröffnen, die Hälfte davon außerhalb der USA. Dies kündigte Apple-Finanzchef Peter Oppenheimer in der Bilanzpressekonferenz (Aufzeichnung hier) an. Apple TV sei für Apple weiter ein Hobby, sagte COO Tim Cook, der während der krankheitsbedingten Abwesenheit von Steve Jobs das Tagesgeschäft leitet. Der Filmverleih habe Apple TV aber zu einer größeren Beliebtheit verholfen. Daher werde man weiter in die Set-top-Box investieren, so Cook. Zum neuen Betriebssystem Mac OS X 10.6 "Snow Leopard" gab Cook keinen Kommentar ab. Es sei noch zu früh, einen Termin für die Auslieferung zu nennen.
Auch das Thema Netbooks wurde in der Konferenz thematisiert. Cook sagte, dass Apple dieses Marktsegment beobachte. Man sei aber der Ansicht, dass die Netbooks aufgrund der wenig leistungsfähigen Prozessoren, der kleinen Displays und der schlechten Softwarequalität die Anwender letztlich nicht zufriedenstellen. Dennoch beobachte man die Entwicklungen in diesem Bereich und habe "einige Ideen", so Cook weiter. Zudem sei ein Low-End-iPhone für Apple kein Thema.