Apple hat auch in den ersten drei Monaten des Jahres 2009 der Wirtschaftskrise getrotzt und ist weiter gewachsen, wenn auch deutlich langsamer als in den Vorjahren. Im zweiten Quartal seines laufenden Geschäftsjahres steigerte das Unternehmen den Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um neun Prozent von 7,51 auf 8,16 Milliarden Dollar. Der Gewinn kletterte um 15 Prozent von 1,05 Milliarden Dollar oder 1,16 Dollar je Aktie auf 1,21 Milliarden Dollar oder 1,33 Dollar pro Aktie. Sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn stellte Apple, bezogen auf das zweite Quartal, einen neuen Firmenrekord auf. Zugleich wurden die Erwartungen der Wall Street übertroffen.
Die Finanzexperten rechneten im Durchschnitt mit Einnahmen in Höhe von 7,96 Milliarden Dollar und einem Profit von 1,09 Dollar je Aktie. Die schwächelnde Wirtschaft hat Apples Wachstumsmotor allerdings ins Stottern gebracht. Zum Vergleich: Im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2008 wuchs Apple beim Umsatz um 43 Prozent und beim Gewinn um 36 Prozent (jeweils im Vergleich zum zweiten Quartal 2007). Schon im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres wuchs Apple nur leicht.
Mac-Absatz erstmals seit drei Jahren rückläufig
Bei einem genaueren Blick auf Apples Quartalszahlen fällt auf, dass für das Umsatzwachstum größtenteils das iPhone verantwortlich ist. In den Monaten Januar, Februar und März wurden insgesamt 3,79 Millionen iPhones verkauft, das entspricht einem Plus von 123 Prozent. Zwar setzte Apple auch mehr iPods ab (11,01 Millionen Stück; plus drei Prozent), der Umsatz mit dem Musikplayer sank jedoch von 1,818 auf 1,665 Millionen Dollar.
Beim Mac musste Apple einen Rückschlag hinnehmen. Erstmals seit drei Jahren ist der Quartalsabsatz zurückgegangen. Er fiel im Vergleich zum zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2008 um drei Prozent von 2,289 auf 2,22 Millionen Geräte. Davon entfielen 1,398 Millionen Stück auf MacBook, MacBook Air und MacBook Pro. Der mit dem Mac erzielte Umsatz sank im zweiten Quartal um zwölf Prozent auf 1,895 Milliarden Dollar. Im Gegenzug konnte Apple die Umsätze mit iTunes Store und Software steigern.
Weitere Kennziffern des zweiten Quartals: Das Geschäft außerhalb der USA machte 46 Prozent des Apple-Gesamtumsatzes aus. Die Bruttogewinnspanne stieg von 32,9 auf 36,4 Prozent, da Apple in dem Quartal zwei neue Softwareprodukte (iLife '09 und iWork '09) einführte, die traditionell viel Gewinn abwerfen.
Forschung und Entwicklung genießen bei Apple weiterhin einen hohen Stellenwert – die Ausgaben in diesem Bereich kletterten von 273 auf 319 Millionen Dollar.
Kriegskasse prall gefüllt, Ausblick enttäuscht
"Wir sind extrem erfreut den besten Umsatz und Gewinn in einem Nichtweihnachtsquartal in der Firmengeschichte von Apple berichten zu können. Apples finanzielle Situation ist weiterhin äußerst stabil, mit knapp 29 Milliarden US-Dollar an Barmitteln und handelbaren Sicherheiten in unserer Bilanz", sagte Apple-Finanzchef Peter Oppenheimer.
Beim Ausblick auf das aktuelle Quartal gibt sich Apple gewohnt zurückhaltend. Das Unternehmen rechnet mit einem Umsatz zwischen 7,7 und 7,9 Milliarden Dollar und einem Gewinn von 0,95 bis 1,00 Dollar je Aktie. Damit blieb Apple hinter den Erwartungen der Analysten von 8,28 Milliarden Dollar beim Umsatz und 1,12 Dollar/Aktie beim Gewinn zurück.
Dennoch: Im nachbörslichen Handel an der Technologiebörse Nasdaq Composite legte die Apple-Aktie kurzzeitig um bis zu vier Prozent auf über 126 Dollar zu. Die Anleger erfreut der Umstand, dass Apple trotz der widrigen wirtschaftlichen Lage ein hervorragendes Ergebnis eingefahren hat.
Wegen der Wirtschaftskrise schwächelt der Mac-Absatz leicht
Die neuen, im März vorgestellten Desktop-Macs haben jedoch zu einer Belebung des Geschäfts geführt
Apple hat erneut Umsatz- und Gewinnzahlen veröffentlicht, die nicht den offiziellen US-Bilanzierungsrichtlinien entsprechen. Hintergrund: Apple verbucht die Erlöse aus iPhone und Apple TV nicht sofort in voller Höhe, sondern verteilt diese auf einen längeren Zeitraum. Wären die Erlöse aller im zweiten Quartal 2009 verkauften iPhones und Apple TVs voll mit eingerechnet worden, hätte Apple einen Umsatz von 9,06 Milliarden Dollar und einen Gewinn von 1,66 Milliarden Dollar ausgewiesen.
App Store boomt, Jobs kehrt im Juni zurück
In der Bilanzpressekonferenz (Aufzeichnung hier) unterstrich Oppenheimer die wachsende Bedeutung des App Store für das Unternehmen. Inzwischen seien über 35.000 Programme und Spiele für iPhone und iPod touch verfügbar – 20.000 mehr als vor einem Vierteljahr. Man sei nur noch Stunden davon entfernt, die Marke von einer Milliarde Downloads im App Store zu knacken. Von den vielen Softwaretiteln profitiere auch der iPod touch, der sich blendend verkaufe. Aber auch der neue iPod shuffle komme gut bei den Kunden an, erläuterte Oppenheimer.
Keine Neuigkeiten gibt es in Sachen Steve Jobs. Der Apple-CEO werde wie angekündigt Ende Juni zurückkehren und dann wieder das Tagesgeschäft leiten. Jobs hat sich bekanntlich im Januar eine berufliche Auszeit genommen, um seine gesundheitlichen Probleme auszukurieren.
Trotz des um drei Prozent gesunkenen Mac-Absatzes zeigte sich Oppenheimer optimistisch. Die neuen Desktop-Macs seien sehr gefragt, zudem sei die rückläufige Stückzahl teilweise auf die geringeren Computerausgaben im US-Bildungssegment aufgrund der Wirtschaftskrise zurückzuführen. "Wir wollen die besten Computer bauen, und wenn wir das langfristig tun, dann glauben wir, dass unser Marktanteil steigen wird", so Oppenheimer. In puncto Netbook gab es keine neuen Aussagen von Apple.