Apple hat auf der Entwicklerkonferenz WWDC 2017 die nächste Generation des Mac-Betriebssystems präsentiert. Sie hört auf den Namen High Sierra (Version 10.13) und bietet mehrere bedeutende Neuerungen, darunter das Hochleistungsdateisystem APFS, Unterstützung für externe Grafikkarten (via Thunderbolt), Integration des Videocodecs HEVC, die stark verbesserte Version 2.0 der Grafikengine Metal und Blockieren automatisch abspielender Videos in Safari.
Mit macOS High Sierra konzentriert sich Apple ähnlich wie bei OS X Snow Leopard und OS X El Capitan hauptsächlich auf die Bereiche Technologie, Performance und Feintuning. "Neue Technologien im Herzen des Systems machen deinen Mac zuverlässiger, leistungsfähiger und reaktionsschneller – und bilden das Fundament für zukünftige Innovationen. macOS High Sierra verbessert außerdem die Features und Apps, die du jeden Tag nutzt", erläutert Apple.
APFS: Der Mac bekommt ein fortschrittliches Dateisystem
Das vor einem Jahr angekündigte moderne 64-Bit-Dateisystem APFS nähert sich auf dem Mac seiner Fertigstellung. APFS ist für SSD-Laufwerke und große Datenmengen optimiert und bietet Funktionen wie native Verschlüsselung, Anlegen von Snapshots und Clones sowie robusten Schutz von Daten bei Stromausfällen oder Systemabstürzen. Es zeichnet sich gegenüber dem aktuellen Mac-Dateisystem HFS durch eine höhere Leistung aus, was sich beispielsweise beim Duplizieren von Dateien bemerkbar macht. Laut Apple wurde APFS so konzipiert, dass es künftigen Weiterentwicklungen in der Speichertechnologie angepasst werden kann.
macOS High Sierra ist ein Technologie- und Performance-Release.
Foto: Apple.
Mit dem neuen Betriebssystem High Sierra hält APFS auf dem Mac Einzug. Die Unterstützung für HFS-formatierte Laufwerke bleibe jedoch gewährleistet, betont Apple. Bestehende HFS-Volumes lassen sich mit wenigen Mausklicks nach APFS konvertieren – unter Beibehaltung aller Daten und der Softwarekompatibilität. iPhone, iPad und iPod touch wurden bereits mit iOS 10.3 auf APFS umgestellt – ein Vorgang, der sehr reibungslos verlief.
Metal 2.0 und externe Grafikkarten
Mit OS X El Capitan hat Apple die hochperformante Grafikengine Metal eingeführt, in macOS High Sierra liegt sie in der Version 2.0 vor. Metal 2.0 wartet mit Leistungsverbesserungen sowie zusätzlichen Funktionen und Programmierschnittstellen für die Entwicklung bzw. Portierung von Spielen und 3D-Grafiksoftware auf den Mac auf. Auch der Window-Server von macOS nutzt nun Metal, wodurch weitere Bereiche des Betriebssystems beschleunigt werden.
Im Zusammenspiel mit Metal 2.0 ebnet Apple den Weg für die offizielle Unterstützung externer Grafikkarten (eGPU), die in PCI-Express-Boxen betrieben und per Thunderbolt-Schnittstelle an den Mac angebunden sind. Dies ist zwar bereits unter macOS Sierra möglich, erfordert allerdings diverse Eingriffe ins System, darunter die Abschaltung der Sicherheitsfunktion "System Integrity Protection". macOS High Sierra macht Schluss mit dieser Frickelei und implementiert den eGPU-Support offiziell und via Plug & Play.
macOS High Sierra unterstützt externe Grafikkarten.
Foto: Apple.
Mit einer eGPU lässt sich die Grafikleistung vor allem bei schwächeren Macs, die nur über einem Intel-Grafikchip verfügen, erheblich steigern. Davon profitieren nicht nur 3D-Anwendungen und Spiele: dank der OpenCL-Technologie wird die Leistung externer Grafikkarten auch nicht-grafischen Programmen zur Verfügung gestellt. Mitglieder des Apple-Entwicklerprogramms können sich ein Development-Kit mit Thunderbolt-3-PCI-Erweiterungsgehäuse und der Grafikkarte Radeon RX 580 (acht GB VRAM) bestellen, um ihre Software an den eGPU-Betrieb anzupassen.
Der Mac wird zur Virtual-Reality-Plattform
Mit macOS High Sierra und Metal 2.0 wird Virtual-Reality ein großes Thema auf dem Mac. Dazu Apple:
"Unter Anwendung von Metal 2 und der neuesten Mac-Hardware fügt macOS High Sierra zum ersten Mal Unterstützung für die VR-Content-Erstellung hinzu und ermöglicht es Entwicklern, auf dem Mac immersive Gaming-, 3D- und VR-Inhalte zu erstellen. Führende VR-Unternehmen schließen sich Apple an, um VR-Innovationen auf dem Mac mit Funktionen voranzutreiben, die später in diesem Jahr kommen — Valve optimiert seine SteamVR-Plattform für macOS und ermöglicht den Anschluss des HTC Vive Headsets, während Unity und Epic ihre VR-Entwicklungswerkzeuge auf macOS bringen."
Gegen Jahresende soll die Videobearbeitungssoftware Final Cut Pro X um Unterstützung für professionelle 360-Grad-Workflows mit Möglichkeiten zum Import, Bearbeiten und Exportieren von 360-Grad-Videos ergänzt werden.
HEVC, iCloud-Dateisharing, Verbesserungen für Safari und Fotos
macOS High Sierra integriert den modernen Video-Codec HEVC (H.265), der um bis zu 40 Prozent effizienter als der Vorgänger H.264 ist. Der Web-Browser Safari erreicht mit macOS High Sierra die Version 11. Sie bietet eine bessere Performance und einen niedrigeren Energieverbrauch, was auf Mobilmacs der Akkulaufzeit zugutekommt. Sehr erfreulich: Safari 11 blockiert das automatische Abspielen von Videos und behebt damit ein zunehmend nerviges Problem im Web. Außerdem bietet Safari 11 einen verbesserten Tracking-Schutz.
Safari 11 blockiert automatisch abspielende Videos.
Bild: Apple.
Die Fotos-App hat eine neue, ständig verfügbare Seitenleiste erhalten, die Alben und Organisationswerkzeuge anzeigt. Eine überarbeitete Bearbeitungsansicht ergänzt Werkzeuge wie Kurven zur Feinabstimmung von Farbe und Kontrast und Auswahlfarbe, um Anpassungen innerhalb eines definierten Farbbereichs vorzunehmen.
Fotos unterstützt nun externe Bearbeitungsprogramme, so dass Photoshop, Pixelmator und andere Apps direkt in Fotos starten können, wobei die Änderungen in der Fotos-Mediathek gespeichert werden. Live Photos können nun mit Effekten bearbeitet werden und Andenken kuriert Benutzerfotos und Videos zu mehreren neue Themen. Zudem werden nun Druck- und Publishing-Services wie Animoto, ifolor, Shutterfly, WhiteWall und Wix unterstützt.
Zu den weiteren Neuerungen in macOS 10.13 gehören Datei-Sharing in iCloud-Drive (via Link), Erzeugung von Tabellen in der Notizen-App, eine natürlichere Stimme für Siri, Darstellung von Toptreffern in der Mail-Suche, Synchronisation des Chatverlaufs in der Nachrichten-App und Teilen von iCloud-Speicherplänen mit der gesamten Familie.
Unveränderte Systemanforderungen, Finalversion im Herbst
macOS High Sierra ist ab sofort als Betaversion für Entwickler verfügbar. Eine öffentliche Vorabfassung für Anwender, die Mitglieder des Betatestprogramms sind, erscheint Ende Juni. Die Fertigstellung des Betriebssystems ist für den Herbst geplant. Gute Nachrichten gibt es in puncto Hardwaresupport: macOS 10.13 läuft grundsätzlich auf allen Macs, die mit macOS 10.12 kompatibel sind. Bestimmte Features wie Metal 2.0 oder die eGPU-Unterstützung benötigen neuere Hardware.
Ergänzungen
• Bei der Installation der Betaversion von macOS High Sierra kann sich der Nutzer entscheiden, ob das Startlaufwerk zu APFS konvertiert werden soll oder nicht. Es lassen sich also weiterhin HFS-formatierte Startlaufwerke nutzen. Bei der Vorabfassung handelt es sich um Build 17A264c.
• Die Wiedergabe von 4K-HEVC-Inhalten erfordert einen Mac mit Intel Core Prozessor der 6. Generation oder neuer (d. h. Skylake aufwärts).