Epic Games ist auf direkten Konfrontationskurs sowohl zu Apple als auch zu Google gegangen: Nachdem Epic Games im iOS-App-Store und im Google-Play-Store eine direkte Bezahlmöglichkeit für Fortnite einführte (unter Umgehung der jeweiligen In-App-Kauf-Systeme - ein eindeutiger Regelverstoß), wurde das populäre Spiel von Apple und Google entfernt. Epic antwortete unverzüglich mit Klagen gegen beide Konzerne - Epic hat die Aktion offenbar von langer Hand vorbereitet.
Epic Games reibt sich an diversen Regeln und - vor allem im Fall von Apple - an den Provisionen der App-Store-Betreiber sowie am Umstand, dass die Anbieter keine eigenen Bezahlmöglichkeiten anbieten dürfen. Der Apple-Rivale Spotify, der selbst mit dem kalifornischen Computerpionier im Streit liegt, schloss sich der Initiative von Epic Games umgehend an.
Zudem stehen die Regeln im Apple-App-Store seit einiger Zeit auch im Mittelpunkt wettbewerbsrechtlicher Diskussionen. Allerdings ist Apple den Kritikern zuletzt etliche Schritte entgegengekommen: Beispielsweise können ab Herbst in iOS/iPadOS auch andere Standard-Apps für Musik, E-Mail und Safari festgelegt werden. Ferner lässt sich Spotify inzwischen auch mit Siri und direkt mit dem HomePod nutzen.
Von Apple gibt es eine offizielle Stellungnahme zum Streit mit Epic Games:
"Heute hat Epic Games den unglücklichen Schritt unternommen, gegen die Richtlinien für den App Store zu verstoßen, die für alle Entwickler gleichermaßen gelten und dazu dienen sollen, den Store für unsere Nutzer sicher zu machen. Infolgedessen wurde ihre Fortnite-App aus dem Store entfernt. Epic hat eine Funktion in seiner App aktiviert, die nicht von Apple geprüft oder genehmigt wurde, und zwar in der ausdrücklichen Absicht, gegen die App Store-Richtlinien bezüglich In-App-Zahlungen zu verstoßen, die für jeden Entwickler gelten, der digitale Waren oder Dienstleistungen verkauft.
Epic hat seit einem Jahrzehnt Apps im App Store und hat vom App Store Ökosystem profitiert - einschließlich der Tools, Tests und der Verteilung, die Apple allen Entwicklern zur Verfügung stellt. Epic hat den Bedingungen und Richtlinien des App Store freiwillig zugestimmt, und wir freuen uns, dass sie mit dem App Store ein so erfolgreiches Geschäft aufgebaut haben. Die Tatsache, dass ihre Geschäftsinteressen sie nun dazu veranlasst haben, auf eine Sonderregelung zu drängen, ändert nichts an der Tatsache, dass diese Richtlinien gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Entwickler schaffen und den Store für alle Benutzer sicher machen. Wir werden alle Anstrengungen unternehmen, mit Epic zusammenzuarbeiten, um diese Verstöße zu lösen, damit sie Fortnite wieder in den App Store zurückbringen können."
Der Streit um App-Store-Regeln ist endgültig eskaliert und beschäftigt nun US-Gerichte.
Bild: Apple.
Google teilte mit:
"Für Spieleentwickler, die sich für die Nutzung des Play Store entscheiden, haben wir einheitliche Richtlinien, die den Entwicklern gegenüber fair sind und den Store für die Benutzer sicher machen. Fortnite ist zwar weiterhin auf Android verfügbar, wir können es jedoch nicht mehr auf Play zur Verfügung stellen, da es gegen unsere Richtlinien verstößt. Wir begrüßen jedoch die Gelegenheit, unsere Gespräche mit Epic fortzusetzen und Fortnite wieder auf Google Play zu stellen."
In der Klage von Epic heißt es:
"Apple imposes unreasonable and unlawful restraints to completely monopolize both markets and prevent software developers from reaching the over one billion users of its mobile devices (e.g., iPhone and iPad) unless they go through a single store controlled by Apple, the App Store, where Apple exacts an oppressive 30% tax on the sale of every app. Apple also requires software developers who wish to sell digital in-app content to those consumers to use a single payment processing option offered by Apple, In-App Purchase, which likewise carries a 30% tax."
Epic Games will mit den in den USA gegen Apple und Google eingereichten Klagen Änderungen an den App-Store-Regeln erzwingen. Es deutet sich also ein mehrjähriger Rechtsstreit an, den beide Seiten erbittert führen dürften - schließlich geht es um viel Geld. Epic sieht sich dabei in der klassischen Robin-Hood-Rolle, stellvertretend für die angeblich große Zahl an unzufriedenen Entwicklern. Epic steht jedoch auch selbst immer wieder in Kritik:
"Seit dem Start polarisiert die Plattform. Epic lockt Entwickler mit besseren Konditionen und finanziert Games mit ordentlichen Finanzspritzen. Allerdings geht vielen Usern die Exklusivität gegen den Strich. Der Mangel an Features wird ebenso oftmals kritisiert. Dass mit Tencent ein chinesischer Konzern 40 Prozent an dem US-Unternehmen hält, stößt so manchen Nutzern ebenso übel auf", schreibt beispielsweise der österreichische "Standard". Zudem gab es immer wieder Beschwerden hinsichtlich des Datenschutzes bei Epic. Die starke chinesische Beteiligung ist angesichts der weiter eskalierenden Auseinandersetzung zwischen den USA und China dabei besonders heikel.