Mit iMac, Mac mini und MacBook Pro hat Apple in dieser Woche gleich drei Baureihen auf die neue Prozessorserie M4 umgestellt. Außerdem gab es wichtige Neuerungen hinsichtlich Arbeitsspeicher und Schnittstellen - hier beginnt eine neue Ära für den Mac. Zeit für ein erstes Fazit.
Mit den neuen Macs hat Apple zwei Kritikpunkte ausgeräumt. Erstens endet das 8-GB-Zeitalter beim Arbeitsspeicher: Jeder Mac verfügt nun mindestens über 16 GB RAM (MacBook Air M2/M3 wurden ebenfalls entsprechend umgestellt), was die Zukunftssicherheit erhöht und natürlich auch die Kosten senkt: Das Upgrade auf 16 GB ließ sich Apple in der Vergangenheit fürstlich bezahlen.
Dies wird entsprechend Druck auf den Gebrauchtmarkt ausüben: Gebrauchte Apple-Silicon-Macs mit nur 8 GB Arbeitsspeicher dürften perspektivisch im Wert sinken und günstiger werden. Macs mit 8 GB RAM sind aber deswegen jetzt nicht unbrauchbar, sie genügen weiterhin für die typischen Brot-und-Butter-Anwendungen, wenn einige Tipps beachtet werden (z. B. Web-Browser und andere RAM-fressende Programme beenden, wenn komplexere Aufgaben oder Berechnungen anstehen).
Gebrauchte Intel-Macs sind, von einigen Ausnahmen abgesehen (wenn z. B. bestimmte Intel-Software auf offline betriebenen Rechnern noch jahrelang genutzt werden soll), definitiv nicht mehr zu empfehlen. Es besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass Apple in 8 Monaten mit macOS 16 die Unterstützung für Intel-Macs beenden wird und neue Systemversionen ausschließlich auf Apple-Silicon-Rechnern laufen werden. Dann wäre macOS 15 die letzte Intel-kompatible Version, die noch bis zum Jahr 2027 Sicherheitsaktualisierungen erhält.
Der zweite Kritikpunkt betrifft Thunderbolt. Die Schnittstelle war fast zehn Jahre lang auf eine Geschwindigkeit von 40 Gbit pro Sekunde beschränkt (in den Versionen 3 und 4). In Zeiten immer schnellererer SSD-Laufwerke und -RAIDs und immer höher auflösender Monitore geriet Thunderbolt zum Flaschenhals. Damit ist nun Schluss: Thunderbolt 5 mit einer Bandbreite von bis zu 120 Gbit pro Sekunde lässt hinsichtlich der Geschwindigkeit keine Wünsche offen und wird sukzessive in allen Mac-Baureihen Einzug halten (in MacBook Air und iMac wohl erst mit der M5- oder M6-Serie).

Bild: Apple.
Auch bei den Preisen gibt es gute Nachrichten. Der Einstieg beim iMac beginnt nun bereits bei 1499 statt 1599 Euro, das MacBook Pro gibt es ab 1899 statt 1999 Euro, während der Mac mini weiterhin ab 699 Euro kostet - und jetzt eben standardmäßig mit mindestens 16 statt nur 8 GB RAM. Wer zwei bis drei Monate wartet, bis die M4-Macs (sowie die mit 16 GB ausgerüsteten MacBook-Air-Modelle) im Handel gut verfügbar sind (und die obligatorische Preisschlacht beginnt), kann sich auf die typischen Rabatte von 10 bis 15 Prozent (in der Spitze gerne auch mal etwas mehr) freuen, d. h. das Einstiegsmodell des Mac mini M4 dürfte dann ab etwa 600 Euro zu haben sein und der iMac M4 ab etwa 1300 Euro.
In puncto Leistung setzt der M4 auf den ohnehin schon starken (und erst vor einem Jahr angekündigten) M3 noch eins drauf: Die Single-Core- und Multi-Core-Rechenleistung ist beeindruckend, bei branchenführendem Performance-zu-Watt-Verhältnis (geringer Stromverbrauch, lange Akkulaufzeit, niedrige Wärmeentwicklung), und auch bei der GPU gab es deutliche Fortschritte. Es ist keine Überraschung, dass immer mehr Spielehersteller bekannte Titel auf den Mac portieren - schließlich bieten bereits die Einsteigermodelle dank Apple Silicon eine gute Grafikleistung - kein Vergleich mit den lahmen Intel-GPU-Krücken des letzten Jahrzehnts.
Beim Mac mini gibt es nach mehr als einem Jahrzehnt ein neues, kompakteres Gehäuse. Dank des neuen thermalen Systems (Netzteil oben, Lüfter unten) sollte die Wärmeentwicklung kein Problem sein, selbst beim M4 Pro. Der Mac mini M4 (Pro) ist kleiner und deutlich leichter, was natürlich auch bedeutet, dass er etwas leichter auf dem Schreibtisch verrutschen kann - aber auch dafür werden sich Lösungen finden lassen. Der Ein-/Ausschalter auf der Unterseite ist erstmal ungewöhnlich und stellt Anbieter von Rack-Einbaulösungen vor Herausforderungen, aber letztlich wird das nur eine Kleinigkeit sein.
Bei MacBook Pro und iMac erfreut die Nanotexturglas-Option (reduziert Blendeffekte und Reflexionen), die mit 170 Euro bzw. 230 Euro (MacBook Pro/iMac) gar nicht mal so teuer ausfällt. Die weiteren Verbesserungen der neuen M4-Macs, darunter die aufgewertete Kamera und die längeren Akkulaufzeiten, runden den guten Ersteindruck ab.
Stören mag man sich an den kleinen 256-GB-SSDs bei Mac mini und iMac, was jedoch bei Desktops eher weniger ins Gewicht fällt, da es günstige USB-C-SSDs in Hülle und Fülle gibt. WLAN 7 dürfte wohl erst mit der M5-Reihe beim Mac Einzug halten, was ebenfalls zu verschmerzen ist, da WLAN 7 erst noch ganz am Anfang steht hinsichtlich der Verbreitung kompatibler Router und Repeater. Eine 5G-Option für das MacBook Pro steht bei einigen Anwendern weiter auf dem Wunschzettel - vielleicht ebnet Apples selbst entwickelter Mobilfunkchip hier mittelfristig den Weg.
Fazit: Mit den M4-Macs ist Apple unter dem Strich ein guter Wurf gelungen. Seit der Umstellung von Intel- auf Apple-Silicon-Prozessoren findet die Weiterentwicklung des Macs in höherem Tempo und verlässlicheren Zeiträumen statt, mit sinnvollen Neuerungen und kontinuerlich starken Zuwächsen bei der Rechen- und Grafikleistung. Wer nicht zu den originalen Preisen auf apple.com einkauft, sondern die Rabatte im Handel im Auge behält, wird auch bei der M4-Serie gute Schnäppchen machen können.
Bleibt noch die Softwarequalität - auch bei macOS Sequoia 15 verlief der Start suboptimal, immerhin hat Apple mit der Version 15.1 deutlich nachgebessert und mit 15.2 sind weitere wichtige Problembehebungen und Änderungen auf dem Weg. Dennoch steht und fällt alles mit der Qualität des Betriebssystems - sie sollte den Ansprüchen, die man als Kunde und Anwender an einen Premium-Hersteller wie Apple hat, genügen.