Entwickler kritisieren Apple wegen fehlerhafter PDF-Unterstützung in macOS Sierra

04. Jan. 2017 18:00 Uhr - Redaktion

Bereits zur Markteinführung von macOS Sierra gab es mehrere gravierende Probleme mit der PDF-Unterstützung, die unter anderem im Zusammenhang mit der Fujitsu-Software ScanSnap aufgetreten sind. Zwar hat Fujitsu zwischenzeitlich mit Updates reagiert, doch das aktuelle Mac-Betriebssystem hat weiterhin mit PDF-Problemen zu kämpfen. Die Ursache liegt in der PDF-Engine PDFKit, die Apple für macOS Sierra umgeschrieben hat – dabei ist offenbar einiges schiefgelaufen.

Apple wolle durch die Neukonzipierung von PDFKit die PDF-Unterstützung von macOS und iOS angleichen, zitiert Tidbits den Devonthink-Chefentwickler Christian Grunenberg. Das Problem sei jedoch, dass die neue PDFKit-Version noch lange nicht fertig, zu früh veröffentlicht worden und ein "Work in Progress" sei. Apple habe ohne Rücksicht auf die Abwärtskompatibilität Funktionen gestrichen, während andere Features fehlerhaft implementiert wurden, so Grunenberg. Mit dem im Dezember veröffentlichten Betriebssystemupdate macOS 10.12.2 habe sich die Situation sogar noch verschlimmert, es seien weitere Bugs hinzugekommen.

Betroffen sind alle Programme, die Apples PDF-Engine nutzen, darunter Devonthink, Vorschau, Skim, Bookends, EndNote und EaglerFiler. Noch harscher geht der Bookends-Entwickler Jon Ashwell mit Apple ins Gericht: auf Bug-Reports habe Apple bislang nicht reagiert, macOS 10.12.2 sei schlichtweg ein "Desaster". Man sei von Apple aufgefordert worden, Bookends zu Testzwecken zur Verfügung zu stellen, seitdem habe man nichts mehr von dem Unternehmen gehört. EagleFiler-Autor Michael Tsai nannte es einen schlimmen Zustand, dass eine grundlegende Funktionalität derartig lange fehlerbehaftet sei, gerade in einem Bereich wie PDF, wo Apple in der Vergangenheit geglänzt habe.

macOS Sierra

macOS Sierra: Massive Probleme mit PDF-Unterstützung, heftige Kritik von Entwicklern.
Bild: Apple.



Die Probleme äußern sich unter anderem in Datenverlusten, Programmabstürzen und nicht mehr funktionierenden PDF-Werkzeugen. Ob das in der Entwicklung befindliche Betriebssystemupdate macOS 10.12.3 diesbezüglich Besserung bringt, bleibt abzuwarten. Anwendungen, die eine eigene PDF-Engine verwenden, wie etwa PDFpen, sind davon nicht betroffen.

Softwarequalität bei Apple ist seit längerer Zeit ein Problem

Gravierende Probleme mit neuen Mac-Betriebssystemen haben seit einigen Jahren eine unrühmliche Tradition. Bei OS X Mavericks streikte anfangs der E-Mail-Client, OS X Yosemite hatte massive Probleme mit WLAN-Verbindungen, die erst Monate später ausgeräumt wurden. Bei OS X El Capitan hat Apple die USB-Unterstützung komplett überarbeitet. Auch dabei haben sich viele Fehler eingeschlichen, die zu Problemen mit vielen USB-Geräten führten. macOS Sierra reiht sich in diese Liste nun mit PDF-Problemen ein.

Apples selbst auferlegter Zwang, jedes Jahr eine neue Betriebssystemversion auf den Markt bringen zu müssen, dürfte bei der Thematik eine große Rolle spielen. Für die Marketing-Abteilung ist dies natürlich toll, Fakt ist aber auch, dass bei einem derartig schnellen Release-Zyklus nur wenig Zeit für Feinschliff und Fehlerkorrekturen bleiben. Ob sich Apple mit jährlichen macOS-Upgrades einen Gefallen tut, ist vor diesem Hintergrund mehr als zweifelhaft. Die allermeisten User könnten sicherlich darauf verzichten – alle zwei Jahre ein neues OS wäre mehr als ausreichend.

Aufgrund der PDF-Probleme von macOS Sierra können wir unsere Standard-Empfehlung nur nochmals erneuern: besonders auf beruflich/geschäftlich genutzten Macs sollte mehrere Monate mit dem Upgrade auf eine neue Betriebssystemversion gewartet werden, im Idealfall ein halbes Jahr, bis vier oder fünf Updates erschienen sind.

Oder man beherzigt die alte Grundregel: never change a running system! Apple versorgt eine Systemversion bekanntlich drei Jahre mit Sicherheitsupdates. Für OS X Yosemite läuft die Unterstützung voraussichtlich im September aus, für OS X El Capitan im Herbst 2018.