Der Start von macOS Sequoia 15.0 im September verlief recht holprig: Vor allem die Netzwerk- und Firewall-Problematik sorgte bei betroffenen Anwendern für viel Ärger, nicht nur, aber auch, im Zusammenspiel mit Dritthersteller-Sicherheitsprogrammen. Zwar hat Apple zuerst mit der Version 15.0.1 und dann mit Version 15.1 viele Fehler behoben, einige weitere Problembereiche bestehen jedoch fort, zumal sich mit macOS 15.1 neue Fehler eingeschlichen haben. Apple arbeitet derzeit intensiv an der umfangreichen Systemaktualisierung macOS 15.2, es bleibt jedoch abzuwarten, ob alle bekannten Fehler rechtzeitig für die Dezember-Veröffentlichung abgestellt werden können.
Beispielsweise ist noch unklar, ob die vom Little-Snitch-Hersteller Objective Development entdeckten schweren Netzwerkfehler in macOS 15.1 mit macOS 15.2 behoben werden - oder erst mit einem darauffolgenden Betriebssystemupdate. macOS 15.2 wird für Anfang oder Mitte Dezember erwartet, den genauen Termin hat Apple noch nicht bekanntgegeben.
Immerhin ist in macOS 15.2 eine wichtige Fehlerkorrektur für die Kamera von MacBook Air M1 und MacBook-Pro-M1-Modellen enthalten: Bei diesen Rechnern verschlechtert macOS 15.1 die Qualität des Kamerabilds (grobkörniges Bild). Apple hat das Problem bereits bestätigt und die Korrektur in macOS 15.2 eingepflegt.
Auch diverse Absturzursachen bei der Nutzung von iOS/iPadOS-Apps, ein Problem bei der Virtualisierung älterer macOS-Versionen auf den neuen M4-Macs sowie etliche weitere Fehlerkorrekturen sind in macOS 15.2 enthalten. Zwischenzeitlich hat der kalifornische Hersteller eine zusätzliche Problembehebung in macOS 15.2 bestätigt, sie betrifft Finder-Sync-Erweiterungen.
Bild: Apple.
Es handelt sich dabei um ein Problem, das bereits im Juni kurz nach der Ankündigung von macOS 15.0 an Apple berichtet wurde. Im Apple-Entwicklerforum schreibt ein Programmierer: "Unter macOS Sequoia scheinen die Einstellungen zur Aktivierung von FIFinderSync verschwunden zu sein. Ich habe bereits herausgefunden, dass die Erweiterungen nicht mehr im Bereich Datenschutz & Sicherheit zu finden sind, sondern nun unter Allgemein ' Anmeldeobjekte & Erweiterungen. Hier gibt es einen Finder-Abschnitt, aber der ist nur für die Finder-Erweiterungen, nicht für die Finder-Sync-Erweiterungen. Diese hatten früher keinen eigenen Abschnitt und waren im Abschnitt Hinzugefügte Erweiterungen versteckt, den es offenbar nicht mehr gibt. Ich vermute, dass dies bei der Migration vergessen wurde."
Fast ein halbes Jahr später folgt von Apple endlich die Problembehebung. Laut dem Apple-Entwickler Kevin Elliott (DTS Engineer, CoreOS/Hardware) wurde die Korrektur in die Betaversion von macOS 15.2 integriert. Warum hat es so lange gedauert? Elliot gibt einen seltenen Einblick in den Entwicklungszyklus beim Unternehmen:
"Wie Sie sich vielleicht vorstellen können, ist der Prozess des Release-Managements äußerst kompliziert, aber das grundlegende 'Muster' besteht darin, dass die Auswahl der Fehlerkorrekturen, die in eine bestimmte Version aufgenommen werden, stark vom jeweiligen Schwerpunkt dieser Version abhängt, davon, wie viel Zeit im Testzyklus verbleibt, und davon, wie risikoreich die Korrektur angesehen wird. Diese Faktoren bedeuten, dass es häufig vorkommt, dass eine Fehlerbehebung nicht in eine bestimmte Version aufgenommen werden kann, weil jede neue Fehlerbehebung erst spät im Testzyklus als Risiko angesehen wird.
[...] In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass zwischen der Erstellung eines bestimmten Builds und seiner Veröffentlichung als Seed-Build umfangreiche Tests stattfinden. Es ist nicht ungewöhnlich, dass eine Korrektur, die in der 'nächsten' Seed-Version enthalten sein wird, bereits integriert ist, lange bevor die 'aktuelle' Seed-Version tatsächlich veröffentlicht wird."
Derartig detallierte Aussagen und Offenheit rund um die Systementwicklung war man bei Apple lange Zeit nicht gewohnt. In dem verlinkten Thread äußert sich Ellliott auch zu weiteren grundlegenden Fragen hinsichtlich Bug-Reporting und die Apple-interne Handhabung und Priorisierung dieser Bug-Reports.
Was bleibt als Fazit? Das Berichten von Fehlern (möglichst ausführlich, in verständlichem Englisch, mit Beispielen) an Apple ist unverändert wichtig und diese Berichte verschwinden mitnichten im Nirwana, sondern werden berücksichtigt - die Frage ist nur, zu welchem Zeitpunkt. Hier spielt auch die wachsende Komplexität der Betriebssysteme eine Rolle - jede Änderung kann neue Probleme verursachen. Zudem passieren auch den besten Entwicklern Fehler beim Programmieren - das ist nur menschlich.
Was natürlich den Ärger, den nicht wenige User mit den diversen Problembereichen von macOS Sequoia 15.x hatten bzw. haben, nicht mindert. Aber immerhin scheint die Kommunikation über die Apple-Entwicklerkanäle etwas transparenter zu werden, was ein gutes Zeichen ist. In diesem Sinne lässt sich hoffen, dass macOS 15.2 ein solides Release mit möglichst vielen getesteten Fehlerkorrekturen und möglichst wenig neu eingeführten Problemen wird.