Steve Jobs über ausbleibende Mac-Ankündigungen: "Geduld"

11. Juni 2010 19:30 Uhr - sw

"Befürchten Sie, dass Apple den Mac vernachlässigt?" fragte MacGadget kürzlich im Rahmen einer Umfrage. Ergebnis: 55 Prozent der Teilnehmer antworteten mit "Ja", 15 Prozent mit "Bin mir nicht sicher" und 30 Prozent mit "Nein". Natürlich handelt es sich bei dieser Umfrage nicht um eine repräsentative Erhebung. Dennoch zeichnet sie zumindest ein grobes Stimmungsbild und ist ein Indiz dafür, dass angesichts Apples jüngster Fokussierung auf iPhone und iPad Unsicherheiten unter vielen Mac-Anwendern bestehen.

Klar ist: Die meisten Apple-Ankündigungen und –Pressemitteilungen seit November 2009 drehen sich um iOS & Co. Nur zwei Mac-relevante Themen ragen heraus: Die Vorstellung von Aperture 3.0 im Februar und die Markteinführung neuer MacBook Pro-Modelle im April. In der am vergangenen Montag in San Francisco von Steve Jobs abgehaltenen WWDC-Keynote spielte der Mac keine Rolle. Und erst kürzlich ließ der Apple-Chef per E-Mail verlauten, dass man sich dieses Jahr hauptsächlich, wenn auch nicht exklusiv, auf das iOS konzentrieren werde.

Dieser Hintergrund verleitete die Newsweek dazu, unter dem Titel "R.I.P., Macintosh" ("Ruhe in Frieden, Mac") einen reißerischen Abgesang auf den Mac zu veröffentlichen. Das Online-Magazin Macsimumnews fragte daraufhin per E-Mail bei Steve Jobs nach, wie es um den Mac bestellt ist. Jobs antworte, bezogen auf den Newsweek-Titel: "Completely wrong. Just wait." Frei übersetzt: Der Newsweek-Artikel sei völliger Quatsch, man solle sich in puncto Mac-Ankündigungen einfach etwas gedulden.

MacBook Pro

Macs: Durch den iPad- und iPhone-Hype etwas in den Hintergrund getreten,
aber beliebter denn je, wie die stark steigenden Mac-Absatzzahlen belegen.

Foto: Apple.


Dieses Argument erscheint vor folgendem Hintergrund durchaus glaubwürdig: Das Mac-Segment ist unverändert eines der wichtigsten (und profitabelsten) Standbeine von Apple. Macs sind beliebter denn je, der Absatz boomt. Apple wächst im Computersegment stärker als der gesamte Markt und gewinnt seit Jahren – zu Lasten von Windows - Marktanteile hinzu. Diese Einschätzung teilen große Softwarehersteller. Beste Beispiele sind der Spieleentwickler Valve, der seine Steam-Plattform samt Spieletiteln wie Portal, Half-Life 2 und Team Fortress 2 (weitere werden folgen) auf den Mac gebracht hat, und die Firma Autodesk, die die weit verbreitete CAD-Software AutoCAD wieder auf den Mac zurückbringt.

Für eine langfristige Vernachlässigung des Macs bestehe daher überhaupt kein Grund, meinen etwa die Analysten Mikako Kitagawa von Gartner und Danielle Levitas von IDC. Allerdings sei es nur folgerichtig, dass Apple angesichts der Einführung einer neuen Gerätekategorie (iPad) versucht habe, die mediale Aufmerksamkeit kurzfristig darauf zu konzentrieren. iSuppli-Analyst Matthew Wilkins ergänzt, dass der Mac-Absatz durch die Popularität von iPhone und iPad profitiere ("Halo-Effekt").

In der Gerüchteküche gilt es als sicher, dass Apple schon bald neue Mac Pro-, Xserve-, iMac-, MacBook Air- und Mac mini-Modelle vorstellen wird. Zudem werden neue Versionen von iLife und iWork erwartet. Ein Mac-zentrierter Sommer und Herbst 2010 ist also durchaus denkbar – und würde wohl stark zur Beseitigung von Unsicherheiten unter Mac-Usern beitragen.