Apple: Kostenlose Hülle für iPhone-4-Käufer

16. Juli 2010 20:30 Uhr - sw

In einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz ging Apple heute auf die iPhone-4-Empfangsproblematik ein. Eine Rückrufaktion für das neue Smartphone gibt es nicht, stattdessen spendiert der Hersteller jedem iPhone-4-Käufer eine kostenlose Hülle.

Durch Verwendung einer Hülle könne der Signalstärkenverlust eingedämmt werden. Apple-Chef Steve Jobs betonte in seiner rund 30minütigen Präsentation in der Konzernzentrale in Cupertino, dass fast jedes auf dem Markt befindliche Smartphone an Signalstärke iPhone 4verliere, wenn es auf eine bestimmte Weise angefasst werde. Nahezu alle Mobiltelefone hätten konstruktionsbedingt einen bestimmten Bereich ("weak spot"; d. h. der Bereich des Geräts, in dem die Antennentechnik steckt), bei dessen Berührung oder Umschließung der Empfang verhältnismäßig stark einbreche, so auch das iPhone 4 (der schwarze Streifen in der linken unteren Ecke des Metallbandes ist beim iPhone 4 der "weak spot").

Jobs demonstrierte dies unter anderem anhand eines Blackberry Bold 9700 und eines HTC Droid Eris, die beim Anfassen mehrere Empfangsbalken verloren. Die gesamte Mobilfunkindustrie habe mit diesem Phänomen zu kämpfen. Auch das iPhone 4 sei in diesem Punkt nicht perfekt. Vor diesem Hintergrund verteidigte Jobs das Antennendesign des iPhone 4. "Wir können die Gesetze der Physik nicht ändern", so Jobs. Eine Hülle reduziert die Problematik jedoch, weil direkter Kontakt mit dem Smartphone vermieden werde.

Apple sei darum bemüht, seine Kunden glücklich zu machen, sagte Jobs. Aus diesem Grund werde man jedem iPhone-4-Käufer eine Hülle schenken. Diese Aktion ist zunächst bis zum 30. September befristet. Wer bereits eine Apple-Schutzhülle erworben hat, erhält sein Geld zurück. Da Apple derzeit nicht genügend eigene Hüllen produzieren könne, will das Unternehmen auch Hüllen anderer Hersteller verschenken. Weitere Details will das Unternehmen in Kürze veröffentlichen. Wer trotz kostenloser Hülle nicht mit dem iPhone 4 zufrieden ist, kann das Gerät binnen 30 Tagen zurückgeben und erhält sein Geld zurück.

Jobs betonte, dass Apple nicht den Kopf in den Sand gesteckt, sondern sich der Sache angenommen habe. Die Medienberichterstattung in dieser Angelegenheit bezeichnete er als "übertrieben". Die Rücklaufquote beim iPhone 4 sei geringer als beim iPhone 3GS, zudem hätten sich bislang nur 0,55 Prozent der iPhone-4-Kunden wegen der Empfangsproblematik an den Apple-Support gewandt. Jobs räumte ein, dass die Zahl der Gesprächsabbrüche beim iPhone 4 (bezogen auf das AT&T-Netz) höher sei als beim iPhone 3GS. Aber der Unterschied liege bei weniger als einem zusätzlichen Fall auf 100 Anrufe gerechnet, so Jobs.

Der Apple-Mitbegründer verwies zudem auf das eigene Antennenlabor, in das innerhalb der letzten fünf Jahre 100 Millionen Dollar investiert wurden und das aus 17 Testkammern bestehe. Apple beschäftigt nach eigenen Angaben 18 Spezialisten für Antennentechnik.

Weitere Apple-Ankündigungen des heutigen Tages: Das iPhone 4 wurde bislang über drei Millionen Mal verkauft. Das weiße iPhone 4 wird wie geplant ab Ende Juli ausgeliefert, zunächst aber nur in geringer Stückzahl. Am 30. Juli kommt das iPhone 4 in 17 weiteren Ländern, darunter Österreich und die Schweiz, in den Handel. Mit einem weiteren Softwareupdate sollen Probleme mit dem Annährungssensor des iPhone 4 behoben werden.

Nachtrag (23:00 Uhr): Unter apple.com/de/antenna informiert Apple über die Antennenproblematik bei Smartphones und zeigt auf, dass auch Geräte anderer Hersteller betroffen sind (ebenso das iPhone 3GS, bei dem sich die Antenne auf der Rückseite unten befindet). Auch eine Video-Aufzeichnung der Pressekonferenz ist inzwischen online verfügbar.