Apple-CEO Steve Jobs hat heute mit einer eineinhalbstündigen Keynote die Worldwide Developer Conference 2007 (WWDC) in San Francisco eröffnet. Neue Hardware wurde auf der Entwicklerkonferenz nicht vorgestellt, an Überraschungen mangelte es trotzdem nicht. Ein Wunsch vieler Anwender erfüllt sich: Mac OS X 10.5 "Leopard" erhält einen neuen Desktop und einen neuen Finder mit verbessertem Dock und modernisiertem Look & Feel. Apple kündigte außerdem eine Windows-Version von Safari an und öffnet das iPhone für Entwickler. Details lesen Sie in unserem ausführlichen Special Report.
Mac OS X 10.5 kommt im Oktober – 300 Neuerungen
In seiner Keynote (Aufzeichnung hier) zeigte Steve Jobs eine fast fertige Version von Mac OS X 10.5. Apple verspricht für "Leopard" mehr als 300 neue Features, darunter "ein komplett neues Dock mit Stapel-Funktion, das hilft, Ordnung auf dem Schreibtisch herzustellen und verstreute Browser- und E-Mail-Downloads zu verwalten (Demofilm). Mit einem Mausklick lassen sich die Inhalte eines sog. Stacks auffächern, um jedes einzelne Objekt betrachten zu können.
Der Finder von Leopard wurde völlig überarbeitet (Demofilm). Mit Cover Flow wurde eine neue Möglichkeit ergänzt, Dateien und Programme zu durchforsten. Die neue Seitenleiste des Finders vereinfacht die Organisation von Dateien auf dem Mac und erleichtert den Zugang zu Macs und PCs im heimischen Netzwerk. Abonnenten von .Mac können auch das neue 'Zurück zu meinem Mac'-Feature verwenden, um über das Internet auf die Daten ihrer Macs zuzugreifen. Neu in Leopard ist auch Quick Look, das eine schnelle Vorschau von nahezu jeder Datei erlaubt und sogar Medien abspielt, ohne dazu ein Programm starten zu müssen (Demofilm).
Der neue Desktop von Mac OS X 10.5 "Leopard"
Leopard verfügt über drei neue Technologien, mit denen sich die Vorteile aktueller Hardware-Entwicklungen voll ausschöpfen lassen: vollständige native 64-Bit-Unterstützung für Programme, die Seite an Seite mit bestehenden 32-Bit Mac OS X-Programmen und Treibern laufen; einfache Multi-Core-Optimierung und -Ablaufkoordination, um das Potential der aktuellen Intel-Hardware auszunutzen; sowie Core Animation, das Entwickler dabei unterstützt, ohne größeren Aufwand aufregende, animierte Benutzeroberflächen wie in Spaces und Time Machine von Leopard für ihre eigenen Programme zu entwickeln."
Die weiteren bedeutenden Neuerungen von Mac OS X 10.5 sind größtenteils bekannt und wurden bereits auf der WWDC 2006 im August vorgestellt. Dazu gehören etwa die Backupfunktion Time Machine, die Boot Camp-Software zur Nutzung von Windows XP/Vista auf Intel-Macs, Mail 3.0 mit zusätzlichen Einstellungsoptionen sowie Notizen und Aufgabenlisten, Fullscreen-Interface im DVD Player, verbesserte Kindersicherung, Groupware-Features für iCal, Erstellen von Arbeitsumgebungen (Spaces), Safari 3.0, die Entwicklungsumgebung Xcode 3.0 samt den Tools Xray (zur Optimierung von Programmen) und Dashcode (zur Erstellung von Widgets) sowie eine neue iChat-Version mit verbesserter Audioqualität, Photo Booth-Effekten und Präsentationsfeatures.
Mac OS X 10.5 "Leopard" kommt im Oktober auf den Markt. Der Preis für eine Einzelplatzlizenz beträgt 129 Euro, eine Familienlizenz (für fünf Anwender innerhalb eines Haushalts) kostet 199 Euro.
Safari 3.0 im Betatest – auch für Windows
Eine weitere Neuerung von Mac OS X 10.5 "Leopard" ist der Web-Browser Safari 3.0. Er befindet sich ab heute im öffentlichen Betatest. Erstmals steht Safari auch für Windows zur Verfügung. Safari sei der schnellste Browser unter Windows, behauptet Apple: "Basierend auf Tests mit dem Industriestandard iBench werden Webseiten bis zu doppelt so schnell wie unter IE7 und bis zu 1,6 mal schneller als mit Firefox 2 aufgebaut."
"Wir denken, dass Windows-Anwender ziemlich beeindruckt sein werden, wenn sie sehen wie schnell und intuitiv das Surfen mit Safari sein kann," sagt Steve Jobs, CEO von Apple. "Viele hundert Millionen Windows-Anwender setzen bereits iTunes ein und wir freuen uns, sie auch vom überlegenen Browsererlebnis von Safari zu überzeugen."
Neu in Safari 3.0 sind u. a. ein Phishing-Schutz, in der Größe veränderbare Texteingabefelder, freie Anordnung von Tabs, eine Suchfunktion für Lesezeichen und farbliche Hervorhebung von Suchbegriffen innerhalb einer Web-Seite. Die derzeit nur in englischer Sprache verfügbare Betaversion setzt Mac OS X 10.4.9 bzw. Windows XP/Vista voraus. Das finale Safari 3.0 soll im Oktober als kostenloser Download für Mac OS X 10.4 "Tiger" und Windows zur Verfügung gestellt werden.
Apple öffnet iPhone für Entwickler
So manche Kritik musste Apple zuletzt einstecken, weil das Unternehmen die Installation von Drittsoftware auf dem iPhone nicht erlauben wollte. Doch dies ist nun vom Tisch – Apple öffnet das neue Multifunktionshandy für Entwickler. "Entwickler haben die Möglichkeit Web 2.0-Anwendungen zu programmieren, die exakt dem Look and Feel der im iPhone integrierten Anwendungen entsprechen. Die zusätzlichen Anwendungen können nahtlos auf die bereits im iPhone enthaltenen Services, wie beispielsweise Telefonanruf, E-Mail-Versand oder Ortsanzeige über Google Maps zugreifen. Anwendungen von Drittanbietern, die auf Web 2.0-Standards basieren.
[...] Darüber hinaus ist die Verbreitung über das Internet sehr komfortabel und der Update-Prozess äußerst leicht: Man verändert einfach den Code der Version die auf dem Server des Entwicklers liegt. Die modernen Internet-Standards bieten sowohl sicheren Datenzugriff als auch -austausch, wie man dies beispielsweise beim Online-Banking oder Kauf über Amazon.com gewohnt ist", teilte Apple mit. Durch diesen Ansatz werde die Sicherheit und Zuverlässigkeit des iPhone garantiert. Das iPhone kommt am 29. Juni in den USA in den Handel.
Details zu Mac OS X Server 10.5
Ebenfalls im Oktober soll Mac OS X Server 10.5 ausgeliefert werden. Für das neue Server-Betriebssystem stellt Apple mehr als 250 Verbesserungen in Aussicht: "Zu den neuen Features gehören unter anderem ein 'Wiki Server', mit dem sich Gruppen auf einfache Weise in einem gemeinsam genutzten Intranet zusammenschließen können; 'Podcast Producer', das ideale Werkzeug, um sowohl die Podcast-Produktion als auch die -Veröffentlichung auf iTunes oder einem Blog zu automatisieren; und 'Spotlight Server', der schnellste Weg, um Inhalte auf anderen Servern zu finden. Leopard Server beinhaltet darüber hinaus das neue, auf dem offenen CalDAV-Standard basierende 'iCal Server', das mit Leopards neuer iCal Anwendung arbeitet."
Mac OS X 10.5 Server ist für den Einsatz mit den neuesten Multicore-Prozessoren von Intel optimiert und ein echtes 64 Bit-Betriebssystem. Der empfohlene Verkaufspreis für die 10-Client-Edition beträgt 499, für die Unlimited Edition 999 Euro.
Weitere Ankündigungen
Gute Nachrichten gibt es für Spielefans. Electronic Arts hat angekündigt, künftig wieder Spiele für den Mac anzubieten. Command & Conquer 3, Battlefield 2142, Need for Speed: Carbon sowie Harry Potter & The Order of the Phoenix sollen bereits im Juli in den Handel kommen. Im Herbst sollen Madden NFL 2008 und Tiger Woods PGA Tour 2008 folgen. Für die Portierung wird die Cider-Engine von TransGaming verwendet, d. h. die Spiele werden nur auf Intel-Macs laufen.
Die Apple Developer Connection, kurz ADC, wird immer größer. Laut Steve Jobs umfasst sie inzwischen 950.000 Mitglieder – 200.000 mehr als noch vor einem Jahr. Auf der WWDC sind 1200 Apple-Entwickler anwesend – für Workshops, Präsentationen, Talks und Hilfestellungen.
Die Zahl der aktiven Mac OS X-User beziffert der Apple-Mitbegründer auf 22 Millionen. 67 Prozent davon würden mit "Tiger" arbeiten, 23 Prozent mit "Panther" und der Rest mit älteren Versionen.
Apple.com präsentiert sich seit heute in einem neuen Look – apple.com/de ist bislang noch nicht aktualisiert
Einige Analysten spekuliert zuletzt über eine eingebaute Virtualisierungssoftware in Mac OS X 10.5. Diese Spekulationen dürften nun endgültig vom Tisch sein. Apple sei sehr glücklich, dass es Parallels Desktop und VMware Fusion gebe, so Jobs. Ob die Finalversion von Boot Camp auch für Mac OS X 10.4 "Tiger" angeboten wird, ist unklar.