Vor vier Jahren: Apple gibt Startschuss für den aktuellen Mac Pro

20. Dez. 2017 16:30 Uhr - Redaktion

Kaum ein Produkt hat im Mac-Markt in jüngerer Vergangenheit kontroversere Debatten ausgelöst als der aktuelle Mac Pro. Vorgestellt auf der WWDC 2013, kam er im Dezember 2013, also vor vier Jahren, auf den Markt. Das erfolgreiche Konzept der Vorgänger wurde über den Haufen geworfen, was dem Hersteller viel Kritik einbrachte. In seltener Offenheit räumte Apple im April dieses Jahres ein, dass der aktuelle Mac Pro den Bedürfnissen vieler User nicht entspricht und vollzog eine Rolle rückwärts, back to the roots.

Dem 2013er Mac Pro fehlen im Gegensatz zu den Vorgängern sowohl PCIe-Steckplätze für Grafik-, Video-, Audio- und Schnittstellenkarten als auch Platz für zusätzliche Laufwerke, seien es Festplatten, SSDs oder Brenner. Zwei vorinstallierte Grafikkarten sollten professionellen Usern genügend Leistung bereitstellen. Die Betonung liegt auf "sollte", denn nur wenige Programme wurden für das Dual-GPU-System 100%ig optimiert.

Immerhin: Der Arbeitsspeicher lässt sich erweitern, die SSD kann gegen ein größeres Modell getauscht werden (beispielsweise bietet OWC Mac-Pro-SSDs mit bis zu vier TB Speicherkapazität an), der Prozessor ist gesockelt (ein schnelleres Modell der gleichen Serie kann nachträglich installiert werden). Die Leistung war für damalige Verhältnisse enorm, für das Design und den flüsterleisen Betrieb gab es vielerorts Lob.

Mac Pro
 
Kontrovers diskutiert und inzwischen auf dem Abstellgleis: Der 2013er Mac Pro.
Foto: Apple.

 

Dennoch setzte sich das Design letztendlich nicht durch. Für viele High-End-Bereiche werden unverändert PCIe-Erweiterungskarten benötigt, die sich beim aktuellen Mac Pro nur extern anbinden lassen, was anfangs kaum von den Herstellern unterstützt wurde und zudem mit zusätzlichem Kostenaufwand verbunden ist. Allein die fehlende Möglichkeit, bei Bedarf eine leistungsstarke Grafikkarte beispielsweise von Nvidia einzusetzen, war und ist für viele User das entscheidende Argument gegen die Anschaffung der Workstation.

Mit der Dual-GPU-Strategie wollte Apple neue Wege beschreiten, aber auch hier entwickelten sich Markt und Wünsche der Nutzer in eine andere Richtung. Statt zwei Grafikkarten werden weiterhin möglichst leistungsstarke Einzelkarten favorisiert und die Software von den Entwicklern dafür entsprechend optimiert. Fehlender Platz für zusätzlichen Massenspeicher und ausbleibende Produktupgrades haben ebenfalls dazu beigetragen, dass der 2013er Mac Pro unter dem Strich kein tragfähiges Konzept für die Zukunft ist.

Das sieht auch Apple so und will im kommenden Jahr einen komplett neuen Mac Pro vorstellen, der modular aufgebaut ist, sich vom Usern erweitern lässt und der wieder regelmäßig aktualisiert werden soll. Für Nutzer, die keine internen Erweiterungsmöglichkeiten benötigen, aber dennoch auf hohe Leistung angewiesen sind, haben die Kalifornier seit kurzem den iMac Pro im Programm. Somit kann der Hersteller künftig beide Zielgruppe abdecken.

 
iMac Pro
 
Der iMac Pro bildet künftig ein Tandem mit dem neuen, erweiterbaren Mac Pro.
Foto: Apple.

 

Nachfolgend die Aussagen von Apple-Marketingchef Phil Schiller vom April: "With regards to the Mac Pro, we are in the process of what we call 'completely rethinking the Mac Pro'. We’re working on it. We have a team working hard on it right now, and we want to architect it so that we can keep it fresh with regular improvements, and we’re committed to making it our highest-end, high-throughput desktop system, designed for our demanding pro customers.

As part of doing a new Mac Pro — it is, by definition, a modular system — we will be doing a pro display as well. Now you won’t see any of those products this year; we’re in the process of that. We think it’s really important to create something great for our pro customers who want a Mac Pro modular system, and that’ll take longer than this year to do.

As we’ve said, we made something bold that we thought would be great for the majority of our Mac Pro users. And what we discovered was that it was great for some and not others. Enough so that we need to take another path. [...] The current Mac Pro, as we’ve said a few times, was constrained thermally and it restricted our ability to upgrade it. And for that, we’re sorry to disappoint customers who wanted that, and we’ve asked the team to go and re-architect and design something great for the future that those Mac Pro customers who want more expandability, more upgradability in the future. It’ll meet more of those needs."

 
Mac mini
 
Mac mini: Der vielseitige Kompakt-Desktop hat offenbar eine Zukunft.
Foto: Apple.

 

Spannend ist in diesem Zusammenhang auch die Frage, welchen Platz künftig der Mac mini in Apples Desktop-Strategie einnehmen wird. Erst im Oktober sagte Apple-Chef Tim Cook, dass der Mac mini ein wichtiger Bestandteil des künftigen Produktangebots sei. Dies lässt vermuten, dass es mit dem kompakten und vielseitigen Desktop-System weitergehen wird.

Zu lange sollte sich Apple allerdings nicht Zeit lassen: Sowohl Mac Pro als auch Mac mini sind in aktueller Form technisch völlig veraltet. Wird also 2018 das Jahr der Renaissance der Desktop-Macs? Der Plattform wäre es jedenfalls zu wünschen. Doch nach all den Ankündigungen muss Apple nun zeitnah liefern, um nicht an Glaubwürdigkeit zu verlieren.