H.264-Nachfolger am Horizont

04. Mai 2010 19:00 Uhr - sw

Der Nachfolger des weit verbreiteten Video-Codecs H.264 nimmt Formen an. Er soll bis zum Sommer oder Herbst 2012 fertig gestellt werden und trägt den Namen HEVC (High Efficiency Video Coding). Das gemeinsame Standardisierungsteam der ITU und ISO/IEC hat entschieden, dass der vom Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut (HHI) eingereichte Vorschlag für HEVC fast vollständig für die nun beginnende Entwicklung des Standards übernommen wird. "Im Vergleich zum Vorgänger-Standard H.264/AVC – der ebenfalls vom Fraunhofer HHI maßgeblich gestaltet wurde – wird eine weitere Datenreduzierung um den Faktor 2 bei gleicher Bildqualität angestrebt", teilte das HHI heute mit. Der neue Standard wird voraussichtlich unter der Bezeichnung H.265 verabschiedet werden.

Das HHI zu den technischen Hintergründen: "Das neue Standardisierungsprojekt HEVC wird nun einen möglichen Nachfolgestandard von H.264/AVC erarbeiten. Vorrangiges Ziel ist es, für fast alle Anwendungen eine gegenüber H.264/AVC wesentlich effizientere Codierung mit einer mittleren Einsparung an Datenrate von ca. 50 Prozent zu erreichen. Dazu wurde von der gemeinsamen Standardisierungsgruppe – dem Joint Collaborative Team – von ITU-T VCEG und ISO/IEC MPEG ein Call for Proposals (CfP) ausgeschrieben. Die Evaluierung des CfP bestand unter anderem in einem subjektiven Test, bei dem die einzelnen Vorschläge hinsichtlich ihrer visuellen Qualität bei gleicher Bitrate verglichen wurden. Das sehr gute Abschneiden in diesem Test hat zusammen mit der geringen Komplexität des HHI-Vorschlags zu dessen Übernahme in das erste Testmodell des neuen Standardisierungsprojekts geführt. Hervorzuheben ist dabei das revolutionäre Konzept des Fraunhofer HHIs zur sogenannten Entropiecodierung. Hier wird zur verlustfreien Datenkompression, d. h. bei der Zuordnung von unterschiedlich langen Folgen von Bits zu jedem einzelnen Zeichen eines Codierverfahrens, ein komplett neuer Weg zur Lösung dieses Problems dargestellt.

Gegenwärtig liegt die mittlere Datenrateneinsparung des neuen Ansatzes bei ca. 30 Prozent gegenüber H.264/AVC, bezogen auf die gleiche visuelle Qualität. Ob 50 Prozent, d. h. der angestrebte Faktor 2 erreicht werden kann, wird sich in der weiteren Entwicklung zeigen."