Apple Watch: Apple deaktiviert Blutsauerstoffsensor in den USA

19. Jan. 2024 10:00 Uhr - Redaktion

Das Drama um den Sensor zur Messung des Blutsauerstoffgehalts in der Apple Watch geht in den nächsten Akt: Aufgrund einer Gerichtsentscheidung hat der Hersteller diese Funktion nun für neu verkaufte Geräte in den USA deaktiviert. Hintergrund ist ein eskalierter Patentstreit zwischen Apple und der US-Firma Masimo. Zuvor in den USA verkaufte Apple-Watch-Modelle sind von der Änderung nicht betroffen, andere Länder betrifft die Auseinandersetzung ebenfalls nicht.

"Die Apple Watch Series 9 und Ultra 2 verfügen nicht mehr über die Blutsauerstoff-Funktion", ist seit dieser Woche auf der Apple-Produktseite zu lesen. Masimo behauptet, der betreffende Apple-Watch-Sensor würde eigene Patente verletzen - was Apple bestreitet. Die US-Behörde ITC gab Masimo jedoch Recht - gegen diese Entscheidung geht Apple gerichtlich vor.

Apple arbeitet zudem an einer modifizierten Software, mit der die Patentverletzungen ausgeräumt werden sollen. Letzteres hält Masimo jedoch für nicht möglich, da die Patentverletzung durch die Apple-Hardware erfolgen würde.

 
Apple Watch Ultra 2
 
Apple Watch Ultra 2: Blutsauerstoffsensor in den USA deaktiviert.
Bild: Apple.

 

Wie immer geht es bei derartigen Patentstreitigkeiten um viel Geld. Es ist nicht davon auszugehen, dass Apple ein dauerhaftes Fehlen des Blutsauerstoffsensors in der Computeruhr riskieren wird - zu bedeutend ist das Produkt für den Hersteller. Sollte sich Apple auf rechtlichem Weg nicht durchsetzen können, könnte es zu einer Einigung mit Masimo kommen, d. h. der Lizenzierung der betroffenen Patente. Ein anderer Weg wäre, die für Herbst erwarteten Modelle Series 10 und Ultra 3 mit einem veränderten Hardware-Sensor auszustatten, der die Masimo-Patente nicht mehr berührt.

Auseinandersetzungen um Patente gehören für Technologie-Schwergewichte wie Apple zur Tagesordnung. In den meisten Fällen haben die Streitigkeiten keine Auswirkungen für Anwender und interessierte Kunden, da entweder die Ansprüche vor Gericht scheitern oder sich die beteiligten Parteien außergerichtlich einigen. Es kommt nur selten vor, wie jetzt bei der Apple Watch, dass der Verkauf eines Produkts tangiert wird.

Apple hat im Gegenzug Masimo ebenfalls wegen (angeblicher) Patentverletzungen verklagt - ein übliches Vorgehen in solchen Fällen. Masimo bietet mit der W1 eine "Smartwatch zur kontinuierlichen Patientenüberwachung" an. Für Außenstehende sind die Feinheiten und Winkelzüge von Patentstreitigkeiten kaum zu durchschauen. Der letzte spektakuläre Fall ist bereits fünf Jahre her, als in Deutschland kurzzeitig ein iPhone-Verkaufsverbot verhängt wurde.