Zu den aufstrebenden Segmenten im Mac-Markt gehören externe Grafikkarten (eGPU). Während die meisten Macs in der Regel über ausreichend Prozessorkapazität verfügen, mangelt es häufig an Grafikpower, da Apple in vielen Modellen auf Intel-Grafikchips setzt. Diese haben zwar in den letzten Jahren erhebliche Performancesprünge gemacht, für anspruchsvolle 3D-Anwendungen und –Spiele führt an Nvidia- oder AMD-Grafikkarten aber weiter kein Weg vorbei. Artikel-Update mit weiteren Details.
Die gute Nachricht heißt Thunderbolt. Die von Apple und Intel gemeinsam entwickelte Hochleistungsschnittstelle leitet PCI-Express-Signale native durch und ebnet den Weg für den externen Betrieb von Grafikkarten. Thunderbolt gehört seit vielen Jahren zur Standardausstattung der meisten Macs und liefert in der aktuellen Ausbaustufe (Version 3) mit 40 Gbit pro Sekunde genügend Bandbreite selbst für absolute High-End-Grafikkarten.
Der externe Betrieb von Grafikkarten am Mac via Thunderbolt war in der Vergangenheit allerdings ein schlecht bestelltes Feld. Erweiterungsgehäuse mit PCI-Express-Steckplätzen gibt es zwar in großer Zahl, doch mehrere Probleme bremsten die Thematik bislang aus. Beispielsweise gibt es etliche PCI-Express-Boxen, deren Thunderbolt-Controller keine 100prozentige Kompatibilität mit dem Mac aufweisen. Andere Gehäuse wiederum müssen umständlich per externem Netzteil erweitert werden, um genügend Strom für die Grafikkarten bereitzustellen. Und schließlich stellt macOS selbst ein – wenn auch nur kleines – Hindernis dar.
Ab Juli verfügbar: "eGFX Breakaway Box" ermöglicht externen Betrieb von Grafikkarten am Mac.
Bild: Sonnet Technologies.
All diese Probleme gehören langsam aber sicher der Vergangenheit an. Möglich machen das Entwicklungen wie die "eGFX Breakaway Box" von Sonnet Technologies. Es handelt sich dabei um eine für den Betrieb von Grafikkarten konzipierte PCI-Express-Erweiterungsbox. Die Kalifornier haben das Gehäuse speziell für bandbreitenintensive Grafikanwendungen entwickelt. Wie Sonnet Technologies auf Anfrage von MacGadget mitteilte, hat die "eGFX Breakaway Box" eine offizielle Thunderbolt-Zertifizierung sowohl für Mac als auch für Windows erhalten.
Die "eGFX Breakaway Box" kommt Ende Juni mit integriertem 350-Watt-Netzteil auf den Markt, der Preis in Europa wird voraussichtlich bei 350 bis 400 Euro liegen. Sie ist mit einer Thunderbolt-3-Schnittstelle ausgestattet, für den Betrieb an Thunderbolt-2-Macs wird ein Adapter benötigt. Eine Ausführung mit 550-Watt-Netzteil folgt zu einem späteren Zeitpunkt. Für PCIe-Grafikkarten steht ein sechs-/achtpoliger Stromstrecker zur Verfügung. Auch ein temperaturgesteuerter, leiser Lüfter ist an Bord.
Die Rückseite der Box mit installierter Grafikkarte.
Bild: Sonnet Technologies.
Die "eGFX Breakaway Box" unterstützt Karten mit voller Höher und Länge (PCIe 3 x16). Richtig interessant wird die Box im Zusammenspiel mit den aktuellen Nvidia-Grafikkarten der GeForce-10-Reihe – für diese hat Nvidia im April erstmalig Mac-Treiber zur Verfügung gestellt. Dadurch können die Modelle GeForce GTX 1050 bis 1080 sowie das neue Flaggschiff Titan Xp am Mac genutzt werden (Preise ab etwa 100 Euro). Offen ist noch die Frage, ob Sonnet Technologie selbst eine Softwarelösung zum Betrieb von Grafikkarten beisteuert oder ob der Anwender ein Open-Source-Skript ausführen muss.
Offiziell unterstützt macOS den Betrieb von externen Grafikkarten noch nicht. Dies könnte sich aber bald ändern. Im April wurde Apples Hardware-Entwicklungschef Craig Federighi gefragt, was Apples Position bezüglich eGPUs sei. Federighis Antwort: "Ich denke, sie haben einen Platz". Es besteht also Hoffnung, dass Apple mit macOS 10.13 volle Unterstützung für eGPUs liefern wird.
Nachtrag (02. Juni): Sonnet Technologies hat heute weitere Einzelheiten mitgeteilt und die Produktseite freigeschaltet. Die empfohlenen Verkaufspreise liegen bei 367 Euro für die "eGFX Breakaway Box 350" (350-Watt-Netzteil; ab Juli erhältlich) und 404 Euro für die "eGFX Breakaway Box 550" (550-Watt-Netzteil; ab Herbst erhältlich). Ein 50 Zentimeter langes Thunderbolt-Kabel wird mitgeliefert.
Die "eGFX Breakaway Box 350" ist mit einem 8-poligen und einem 6-poligen Stromstecker ausgestattet. Sie unterstützt Karten, die bis zu 300 Watt benötigen, und bietet eine 15-Watt-Stromversorgung für Notebooks. Die "eGFX Breakaway Box 550" verfügt über duale 8-polige Stromstecker, unterstützt Karten mit Energiebedarf von mehr als 375 Watt und bietet eine Stromversorgung von 87 Watt, um die aktuelle MacBook-Pro-Generation zu aufzuladen.
Zur Nutzung am Mac ist die Abschaltung der Funktion "System Integrity Protection" und die Nutzung des Skripts Automate-eGPU.sh erforderlich. Ob macOS 10.13 die erhoffte offizielle eGPU-Unterstützung mitbringen wird, stellt sich in der kommenden Woche heraus. (Ursprüngliches Veröffentlichungsdatum dieses Artikels: 29. Mai)