EU-Parlament fordert einheitlichen Ladestandard für Smartphones

31. Jan. 2020 16:30 Uhr - Redaktion

Mit großer Mehrheit ist in dieser Woche im Europäischen Parlament eine Entschließung verabschiedet worden, mit der eine einheitliche Norm für Smartphone-Ladegeräte verlangt wird. Die EU-Kommission wird darin aufgefordert, bis spätestens Juli 2020 entsprechende Vorschriften vorzulegen. Doch welcher Anschluss soll es denn eigentlich sein?

Mobile Geräte werden entweder über Micro-USB, USB-A oder USB-C aufgeladen. Micro-USB kommt in neuen Geräten praktisch gar nicht mehr zum Einsatz und USB-A ist ebenfalls auf dem Rückzug. Der De-facto-Standard bei neuer Hardware heißt USB-C - dazu braucht es weder Verordnungen noch Gesetze. Die führenden Hersteller haben sich bereits vor längerer Zeit gemeinsam auf USB-C verständigt und handeln entsprechend.

Die iPhones verfügen zwar (noch) über eine Lightning-Schnittstelle, doch Lightning ist voll USB-C-kompatibel und ein Lightning-auf-USB-C-Kabel mitsamt USB-C-Netzteil wird bei neueren Modellen mitgeliefert. Anders ausgedrückt: Auch Lightning-basierte iPhones lassen sich mit handelsüblichen USB-C-Netzteilen beliebiger Hersteller aufladen. USB-C setzt sich mehr und mehr durch - bei Mobilmacs und iPads (sowie immer mehr Notebooks und Tablets anderer Hersteller) ist die Schnittstelle sowieso gesetzt.

 
iPhone 11 Pro und iPhone 11 Pro Max
 
iPhones: Der Lightning-Port ist der EU offenbar ein Dorn im Auge.
Bild: Apple.

 

In der offiziellen Verlautbarung des EU-Parlaments ist zu diesen technischen Hintergründen und Fakten nichts zu lesen. Bereits bei wichtigen Schnittstellen wie Bluetooth oder WLAN haben sich die Marktteilnehmer ohne staatliche Eingriffe auf Standards verständigt, ebenso bei der drahtlosen Ladetechnik Qi. Aufgrund des klaren Trends hin zu USB-C ist eine Regulierung seitens der EU eigentlich nicht erforderlich.

Im Verbund der Regulierung soll zudem durchgesetzt werden, dass "dass die Verbraucher nicht länger verpflichtet sind, mit jedem neuen Gerät ein neues Ladegerät zu kaufen. Strategien für solch eine Entkopplung sollten mit einer Lösung für ein einheitliches Ladegerät eingeführt werden, so die Abgeordneten, wobei sie jedoch betonen, dass bei allen Maßnahmen zur Entkopplung darauf geachtet werden sollte, keine potenziell höheren Preise für die Verbraucher zu verursachen."

Welchen Schnittstellentyp das EU-Parlament favorisiert, wird übrigens nicht mitgeteilt. Eine eventuell kommende Verordnung müsste regelmäßig aktualisiert werden, um mit den technischen Entwicklungen Schritt zu halten, was den bürokratischen Aufwand dieser Regelung weiter vergrößern würde.

Würde Apple zur Aufgabe des USB-C-kompatiblen Lightning gezwungen werden, hätte Cupertino zwei Optionen: Erstens Umstellung auf USB-C mit der Konsequenz, dass bestehendes Lightning-Zubehör nur mit Adapter genutzt werden könnte (derartige Adapter würden auf lange Sicht noch mehr Elektronikabfall verursachen, was absurd wäre). Zweitens kompletter Verzicht auf kabelgebundene Schnittstellen zugunsten eines gänzlich drahtlosen iPhones, das per Qi-Standard geladen wird - in der Gerüchteküche ist dies bereits seit längerer Zeit ein Thema. Im letzteren Fall würde eine etwaige EU-Verordnung dann bezogen auf Apple ins Leere laufen.