Häufig wird die Tragweite von Entwicklungen erst mit der Zeit deutlich erkennbar. Heutzutage gelangt man rasch zu der Überzeugung, dass die Entwicklung des Internets unzweifelhaft eine der wichtigsten Erfindungen der letzten hundert Jahre darstellt. Vor etwa 50 Jahren tauchte in den USA das erste Mal der Begriff "Log-in" auf, was als Geburtsstunde des Internets gilt. Der Weg in die digitale Gesellschaft war jedoch lang.
Die Gründung des ARPANETs
Das Internet begann mit einem Projekt namens ARPANET. Der ungewöhnliche Name ARPANET leitet sich von der Gründungsbehörde ab, der Advanced Research Projects Agency, kurz ARPA. Diese wurde Ende der 1950er Jahre als Reaktion von Präsident Eisenhower auf den erfolgreichen Start des Sputnik-Satelliten durch die Sowjetunion ins Leben gerufen. Die ARPA wurde gegründet, um die Forschung in den USA durch die Vergabe von Forschungsaufträgen und -mitteln an Universitäten und wissenschaftliche Einrichtungen voranzutreiben.
Die Entwicklung des Transfer Control Protokolls (TCP/IP)
Zwischen 1970 und 1988 erfuhr das ARPANET signifikante Erweiterungen durch die Einführung wichtiger Dienste und Protokolle, die bis heute als grundlegende Bausteine der Internet-Technologie gelten und entscheidende Meilensteine in der Geschichte des Internets darstellen.
Mitte der 1980er Jahre etablierte sich das Usenet als eine der meistgenutzten Internetanwendungen. Das 1979 von Tom Truscott, Steve Bellovin und Jim Ellis entwickelte Usenet bietet ein weltweites elektronisches Netzwerk, das als ein vom World Wide Web unabhängiger Dienst funktioniert. Es kann als ein Forum mit verschiedenen Diskussionsgruppen ("Newsgroups") betrachtet werden, das ohne die ARPA funktioniert und lediglich einen Computer mit dem Betriebssystem UNIX - das übrigens die technische Grundlage für die Apple-Betriebssysteme macOS und iOS bildet - sowie einen Telefonanschluss erfordert. Mit der Etablierung des Netzwerkprotokolls TCP und seiner Weiterentwicklung TCP/IP wurde der Begriff Internet geprägt und ersetzte nach und nach die Bezeichnung ARPANET.
Das Formieren des World Wide Web (WWW)
Der britische Physiker und Computerwissenschaftler Tim Berners-Lee spielte eine Schlüsselrolle in der Entstehung des Internets. 1989 führte er die Auszeichnungssprache HTML (Hypertext Markup Language) ein, die bis heute die Basis aller Webseiten bildet. Ferner war er maßgeblich an der Entwicklung des HTTP-Protokolls (Hypertext Transfer Protocol) beteiligt, welches die Verlinkung und den Zugriff auf Inhalte verschiedener Webseiten ermöglicht.
Bild: Apple.
Darüber hinaus schuf Berners-Lee die URL, den allerersten Webbrowser sowie den ersten Webserver, legte damit den Grundstein für das World Wide Web (WWW). Mit der Einführung des World Wide Web wurde zugleich das ARPANET, der Vorläufer des Internets, außer Betrieb genommen. Kernelement des WWW sind die sogenannten Domains, also die Internetadresse, die der Anwender in die URL-Zeile des Browsers eingibt.
Die ersten Internet-Suchmaschinen
Die Einführung der ersten Suchmaschinen markiert einen Wendepunkt in der Geschichte des Internets. Im Jahr 1994 wurden die Suchmaschinen Lycos und Yahoo der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Danach folgten Alta Vista (1995) und Google (1998).
Einen besonderen Platz in der Geschichte des modernen Internets nimmt Google ein. Das Unternehmen wurde von den beiden Informatikern Larry Page und Sergey Brin ins Leben gerufen und ist heute Marktführer im Bereich der Suchmaschinen. Dieser Erfolg wird vor allem auf die schnelle Suchgeschwindigkeit und die hohe Relevanz der Ergebnisse zurückgeführt, die die Google-Suche auszeichnen. Das Jahr 1994 war auch durch einen deutlichen Anstieg der Internet-Nutzung gekennzeichnet, wobei erstmals mehr kommerzielle als wissenschaftliche Nutzer registriert wurden.
Das Internet wurde Mainstream
Zwischen 1995 und 2001 gab es zwar keine bahnbrechenden Neuerungen, aber das Internet erlebte in dieser Zeit ein enormes Wachstum. Immer mehr Computer wurden miteinander vernetzt, und die Zahl der in Deutschland registrierten Domains stieg rapide an. In dieser Zeit gingen einige der heute bekanntesten Websites online, darunter Amazon und Wikipedia. In dieser Zeit entstanden zahlreiche Internetunternehmen, von denen viele im Zuge des Börsencrashs 2000/2001 in Konkurs gingen. Damit ging die erste Blütezeit des Internets zu Ende.
Das Web 2.0
Nach dem Dotcom-Crash und der anschließenden Marktbereinigung ist ein neuer Aufschwung zu verzeichnen, der als Web 2.0-Ära bezeichnet wird. Web 2.0 bezeichnet nicht bedeutende technologische Fortschritte des Internets, sondern vielmehr eine veränderte Art und Weise, wie das Internet wahrgenommen und genutzt wird.
Ab 2003 nahm die Bedeutung des Internets mehr denn je zu, vor allem durch das Aufkommen neuer Anwendungen, Dienste und Websites, die heute einen erheblichen Einfluss auf unser tägliches Leben haben. Soziale Netzwerke wurden ab 2004 zu einem zentralen Bestandteil des Internets, mit der Einführung zahlreicher noch heute populärer Plattformen, wie zum Beispiel Facebook (2004), YouTube (2005) oder Twitter (2006).
Mit der Einführung des ersten iPhones im Jahr 2007 erlebten Smartphones und damit auch das mobile Internet, seine Gestaltung und seine Anwendungen einen rasanten Aufstieg.
Spätestens ab 2008 spielten das Internet und insbesondere Social Media eine wesentliche Rolle in der politischen Landschaft. Immer mehr politische Kandidaten zeigten Präsenz auf Facebook und anderen Plattformen, die sie vornehmlich im Wahlkampf für Spendenaktionen oder Marketingzwecke nutzten.
Fazit
Die Netzwerktechnologie hat in den letzten Jahrzehnten eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht, die vor dem Hintergrund der heutigen Relevanz des Internets besonders faszinierend ist. Dies unterstreicht die Vermutung, dass der technologische Fortschritt noch lange nicht seinen Höhepunkt erreicht hat. Mit jedem Jahrzehnt scheinen sich die Innovationen zu beschleunigen, was uns mit Spannung und Erwartung auf die zukünftigen Entwicklungen blicken lässt.