In der vergangenen Woche hat Apple den Startschuss für die M4-Prozessorserie gegeben. Der M4 hebt sich vom M3 durch eine höhere Taktrate (4,4 statt 4,1 GHz), drei Milliarden zusätzliche Transistoren (28 statt 25), zwei zusätzliche Effizienzkerne, eine höhere Speicherbandbreite (120 statt 100 GB/Sekunde) und eine doppelt so schnelle NPU (Neural Engine für ML-Berechnungen) ab. Nun liegen erste Testwerte vor.
Der M3 (8 CPU-Kerne, 4/4; 10 GPU-Kerne; 4,1 GHz) erreicht in Geekbench die folgenden Testwerte (gerundet):
• Single-Core-Leistung: 3050 Punkte
• Multi-Core-Leistung: 11.700 Punkte
• GPU-Leistung (Metal): 45.600 Punkte
Der M4 (10 CPU-Kerne; 4/6; 10 GPU-Kerne, 4,4 GHz) kommt auf die folgenden Werte (gerundet):
• Single-Core-Leistung: ca. 3700 Punkte
• Multi-Core-Leistung: ca. 14.500 Punkte
• GPU-Leistung (Metal): ca. 53.500 Punkte
Der Stichprobenumfang der M4-Benchmarks ist allerdings noch sehr gering, erst in den nächsten Wochen wird es aussagekräftigere Mittelwerte geben. Ein erstes Fazit lässt sich aber bereits ziehen: Der M4 ist bei der CPU-Leistung rund 20 Prozent schneller als der M3, bei der GPU beträgt der Performancezuwachs etwa 15 Prozent.
Bild: Apple.
Die höhere CPU-Leistung des M4 geht zu einem erheblichen Teil auf die doppelt so schnelle NPU (zählt bei Geekbench zum CPU-Test) zurück. Klassische Single-Core- und Multi-Core-Berechnungen profitieren von der höheren Taktrate. Zum M4 mit 9 Kernen (3/6), der in den günstigeren iPad-Pro-Modellen zu finden ist, liegen noch keine Testwerte vor.
Weshalb hat Apple den M4 so kurz nach dem M3 vorgestellt? Auch auf diese Frage gibt es inzwischen Antworten. Erstens ist der 3nm-Fertigungsprozess der 1. Generation (M3) teurer und aufwendiger als der 3nm-Fertigungsprozess der 2. Generation (M4). Zweitens ist der M3 dem A17 Pro in puncto NPU unterlegen. Diese Fähigkeitslücke behebt der M4 - was sich im Hinblick auf das Modewort "KI" natürlich gut vermarkten lässt. Zudem setzt der M4 bei der allgemeinen CPU- und GPU-Performance gegenüber dem M3 noch eins drauf.
Trotzdem muss das Timing in Cupertino hinterfragt werden. Warum man beim MacBook Air nicht ebenfalls gleich den Sprung vom M2 auf den M4 gewagt hat, ist ein Rätsel. Das MacBook Air M3 wurde erst im März vorgestellt - dass nur zwei Monate später bereits der M4-Chip folgt, sorgt bei Käufern des MacBook Air M3 verständlicherweise für Unmut. Apple hätte einfach ein MacBook Air M4 zur WWDC24 im nächsten Monat präsentieren und sich den Sturm der Entrüstung verärgerter Kunden sparen können - plus ein deutlich höherer Kaufanreiz aufgrund des leistungsstärkeren M4. Das MacBook Air M3 ist natürlich kein schlechtes Gerät, wird durch den neuen M4 aber etwas entwertet.
Wie dem auch sei: Grundsätzlich ist es positiv, dass Apple die hauseigenen Prozessoren in einem derartigen Tempo weiterentwickelt und bei der Metrik "Performance pro Watt" weiter die Nase vorn hat. Erste M4-Macs (MacBook Pro...) dürfte es spätestens im Herbst geben.