iPhone 4: Rückrufaktion gefordert

14. Juli 2010 13:00 Uhr - sw

Die Diskussionen und Spekulationen über die Empfangsproblematik beim iPhone 4 reißen nicht ab. Nachdem die US-Verbraucherschutzorganisation Consumers Union vom Kauf eines iPhone 4 abgeraten hat, fordern nun einige Experten von Apple eine Rückrufaktion, die 1,5 Milliarden Dollar kosten könnte.

Wie berichtet, sprach das von Consumers Union herausgegebene Magazin Consumer Review keine Empfehlung für das iPhone 4 aus, weil ein starker Signalverlust iPhone 4festzustellen sei, wenn der schwarze Streifen in der linken unteren Ecke des Metallbandes mit Fingern oder der Hand bedeckt werde. Dadurch könne es in Gebieten mit schwacher Netzabdeckung zu einem kompletten Verbindungsabbruch kommen, so die Verbraucherschützer. Consumer Review sieht darin einen "Designfehler" beim iPhone 4.

Einige Experten sind der Ansicht, dass Apple nun eine Rückrufaktion starten müsse, darunter der auf Krisenkommunikation spezialisierte Professor Matthew Seeger von der Wayne State University. Das Markenimage sei das wichtigste Gut, das Apple besitze. Die Empfangsproblematik beim iPhone 4 habe zerstörerisches Potential für Apples Ansehen, daher müsse das Unternehmen handeln, meint Seeger.

Chris Lehane, ehemaliger Krisenberater der US-Regierung, sieht in der Angelegenheit ein PR-Desaster für Apple, das mit dem von Toyota (der Autohersteller musste wegen Defekten Millionen Fahrzeuge zurückrufen ) vergleichbar sei. Apple müsse mehr tun, als einfach die Darstellung der Empfangsbalken zu verbessern. Das Unternehmen müsse sein Markenimage, die Kronjuwelen, mit allen Mitteln schützen. Apple habe sich ein tiefes Loch gegraben. Nun sollte Apple die Sache zugeben und sie in Ordnung bringen, meint Lehane.

Ins gleiche Hörn stößt Dr. Larry Barton, ein Experte für Krisenmanagement. Die bisherige Stellungnahme Apples sei unverantwortlich. Apple laufe Gefahr, das Vertrauen der Kunden und das Markenimage zu verspielen – beides sei mehr wert als ein einzelnes Produkt. Apple sollte entweder die Testergebnisse von Consumer Review zurückweisen oder das Problem zugeben und eine Lösung anbieten, meint Barton. Zudem stellte sich Barton hinter Consumer Review. Es handele sich dabei um eine Publikation, die unvoreingenommen und fair arbeite.

Rene A. Henry, Autor des Buchs "Communicating In A Crisis", vertritt ebenfalls die Meinung, dass Apple eine Rückrufaktion starten sollte. Apple habe ein Problem, das dem von Toyota ähnele. Eine Rückrufaktion sei notwendig, wenn Apple seinen Ruf schützen wolle.

Eine Rückrufaktion könnte für Apple allerdings ein teures Unterfangen werden. Der Analyst Toni Sacconaghi von Bernstein Research schätzt die Kosten auf 1,5 Milliarden Dollar. Er hält einen Rückruf allerdings für unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher – und günstiger – sei eine kostenlose Schutzhülle, die die Empfangsproblematik bereinigt bzw. abschwächt, für jeden iPhone 4-Käufer.