Das lange Warten hat ein Ende: Apple hat grünes Licht für den neuen Mac Pro gegeben. Die neue, von Profis mit Spannung erwartete Workstation kann ab sofort zu Preisen ab 6499 Euro bestellt werden. Die Auslieferung startet in der nächsten Woche. Der neue Mac Pro zielt auf den absoluten High-End-Bereich – es ist das bis dato schnellste Modell in der 35jährigen Geschichte des Rechners. MacGadget hat alle Fakten zur Markteinführung des modularen Desktops zusammengetragen.
Apple bietet den neuen Mac Pro in der Standard-Variante als Tower ab 6499 Euro (18 Kilogramm; ab sofort verfügbar) und als Rack-Ausführung zum Einbau in Server-Schränke ab 7199 Euro (17,6 Kilogramm; folgt in einigen Wochen) an. Das Tower-Gehäuse im Edelstahlrahmen kommt standardmäßig mit Standfüßen, optional gibt es Rollen, um den Rechner im Büro oder im Studio schnell hin- und herschieben zu können. Die Rack-Version im 5HE-Format wird mit Rack-Befestigungsschienen geliefert. Apple will den neuen Mac Pro in Zukunft regelmäßig aktualisieren.
Das Mac-Pro-Einstiegsmodell ist mit einem Xeon-W-Prozessor mit acht Kernen und 16 Threads (3,5 bis 4,0 GHz, 24,5 MB Cache), 32 GB DDR4-ECC-Arbeitsspeicher, einem SSD-Laufwerk mit 256 GB Speicherkapazität und der Grafikkarte Radeon Pro 580X mit acht GB GDDR5-Grafikspeicher ausgestattet. Folgende CPU-Optionen stehen zur Auswahl:
• Xeon W mit zwölf Kernen, 24 Threads, 3,3 bis 4,4 GHz, 31,25 MB Cache. Aufpreis: 1200 Euro.
• Xeon W mit 16 Kernen, 32 Threads, 3,2 bis 4,4 GHz, 38 MB Cache. Aufpreis: 2400 Euro.
• Xeon W mit 24 Kernen, 48 Threads, 2,7 bis 4,4 GHz, 57 MB Cache. Aufpreis: 7200 Euro.
• Xeon W mit 28 Kernen, 56 Threads, 2,5 bis 4,4 GHz, 66,5 MB Cache. Aufpreis: 8400 Euro.
Der Prozessor ist nicht direkt auf der Hauptplatine verlötet, sondern gesockelt (wie bereits beim 2013er Modell und den vorherigen Baureihen). Dadurch kann die CPU bei einem Defekt ausgetauscht werden, auch ein nachträgliches Upgrade durch den Anwender ist - zumindest theoretisch - möglich, beispielsweise ein Wechsel von der Achtkern- auf die 16-Kern-Variante (identischer CPU-Typ vorausgesetzt).
Der neue Mac Pro unterstützt bis zu 1,5 TB Arbeitsspeicher (DDR4 mit ECC-Fehlerkorrektur, 2,66 GHz bei der Achtkern-CPU, 2,93 GHz bei allen anderen Varianten). Apple verlangt dafür Aufpreise zwischen 360 Euro (48 GB) und 30.000 Euro (1,5 TB). Der Rechner ist mit zwölf frei zugänglichen DIMM-Slots ausgestattet, Anwender können den Arbeitsspeicher daher jederzeit selbst nachträglich aufrüsten und Speichermodule beliebiger Hersteller verwenden, sofern sie die benötigten Spezifikationen erfüllen: Registered DIMM (R-DIMM) oder Load-Reduced DIMM (LR-DIMM), 288-polig (beide Typen können nicht gleichzeitig verwendet werden). Mehr unter "Im Mac Pro (2019) Speichermodule installieren bzw. austauschen".
An Grafikkartenoptionen (als MPX-Module; Platz für zwei MPX-Module vorhanden) stehen zur Auswahl:
• Radeon Pro Vega II mit 32 GB HBM2-Grafikspeicher (ein MPX-Modul). Aufpreis: 2880 Euro.
• Zwei Radeon Pro Vega II mit jeweils 32 GB HBM2-Grafikspeicher (in zwei MPX-Modulen). Aufpreis: 6240 Euro.
• Radeon Pro Vega II Duo mit 2x 32 GB HBM2-Grafikspeicher (enthält zwei Radeon Pro Vega II in einem MPX-Modul). Aufpreis: 6240 Euro.
• Zwei Radeon Pro Vega II Duo mit jeweils 2x 32 GB HBM2-Grafikspeicher (zwei MPX-Module für insgesamt vier Grafikkarten). Aufpreis: 12.960 Euro.
Demnächst kommt als weitere Option die Radeon Pro W5700X mit 16 GB GDDR6 Grafikspeicher dazu. Für den Betrieb der Grafikkarten hat Apple das Erweiterungssystem MPX entwickelt, das Thunderbolt bietet, bis zu 500 Watt Leistung bereitstellt und ins Kühlsystem des Mac Pro integriert ist. MPX-Module mit Grafikkarten lassen sich auch nachträglich installieren.
Die Aufpreise für größere SSD-Laufwerke lauten: ein TB für 480 Euro, zwei TB für 960 Euro, vier TB für 1680 Euro. Ein Laufwerk mit acht TB Speicherkapazität folgt in Kürze. Die standardmäßige 256-GB-SSD ist in einem Modul untergebracht, bei den größeren Laufwerken ist die Kapazität auf zwei Module verteilt. Die SSD-Module sind über Stecker mit der Hauptplatine verbunden und lassen sich austauschen. Schreib- und Lesegeschwindigkeit: Bis zu 3,4 GB pro Sekunde.
Bild: Apple.
Die Afterburner-Beschleunigerkarte schlägt mit 2400 Euro zu Buche, sie kann auch nachträglich erworben werden. "Um eine noch bessere Videoleistung für die anspruchsvollsten Arbeitsabläufe zu erhalten, kannst du deinen Mac Pro mit Apple Afterburner ausstatten, einer PCIe Beschleunigungskarte, die das Dekodieren von ProRes und ProRes RAW Videocodecs in Final Cut Pro X, QuickTime Player X und unterstützten Apps anderer Anbieter übernimmt und damit den Prozessor entlastet. Wenn du Afterburner für deinen Mac Pro kaufst, wird die Karte im PCI Express Steckplatz 5 (x16) vorinstalliert, um eine maximale Leistung zu ermöglichen", so Apple.
Neben den vier PCIe-Slots für die MPX-Module mit Grafikkarten stehen drei PCIe-Slots (einmal x16, zweimal x8) mit voller Länge zur Verfügung sowie ein x4-PCIe-Steckplatz für die vorinstallierte I/O-Karte, die über zwei Zehn-Gigabit-Ethernet-Ports, zwei Thunderbolt-3-Schnittstellen und zwei USB-A-Anschlüsse verfügt. Es lassen sich handelsübliche PCIe-Karten beliebiger Hersteller verwenden (auch normale Grafikkarten) – Mac-Treiber vorausgesetzt. Die für die MPX-Module vorgesehenen PCIe-Slots lassen sich alternativ auch mit normalen Karten bestücken. Zwei Support-Dokumente zum Thema: "PCIe-Karten, die im Mac Pro (2019) installiert werden können" und "Install PCIe cards in your Mac Pro (2019)".
An der Oberseite des Rechners sind zwei weitere Thunderbolt-3-Schnittstellen zu finden, außerdem gibt es einen 3,5-Millimeter-Klinkenstecker-Audioausgang. Zur weiteren Ausstattung gehören der T2-Coprozessor zur Absicherung des Systems und Echtzeit-SSD-Verschlüsselung, WLAN nach 802.11ac, Bluetooth 5.0, Lautsprecher, ein 1400-Watt-Netzteil, Magic Keyboard und Magic Mouse 2. Die Grafikkarten haben ihrerseits Videoausgänge.
Der Mac Pro verfügt über zwei interne SATA-Schnittstellen zum Anschluss von Speicherlösungen (inklusive Befestigungsmöglichkeit). Es gibt einen internen USB-Port zum Anschluss von USB-Dongles für die Aktivierung und Autorisierung von High-End-Software. Das Servicepaket AppleCare+ kostet für den Mac Pro 349 Euro – angesichts des Kaufpreises eine absolute Pflichtinvestition. Als Betriebssystem ist macOS Catalina vorinstalliert.
Das Gehäuse basiert auf einem Space-Frame aus Edelstahl mit einem Aluminiumgehäuse, das sich abnehmen lässt, um einen 360-Grad-Zugang zum gesamten System zu erhalten. Das Gehäuse verfügt über ein Gittermuster, um den Luftstrom und den geräuscharmen Betrieb zu optimieren. Apple verspricht ein leistungsstarkes Kühlungssystem mit drei Lüftern an der Rückseite, durch das die Xeon-Prozessoren mitsamt Grafikkarten auch dauerhaft unter Volllast laufen können.
Einschätzung
Bei den Mac-Pro-Preisen ist die Zielgruppe der Workstation zu berücksichtigen: Alle Einsatzbereiche, für die es nie genug Rechenleistung geben kann. Angefangen von der professionellen Audio- und Videoproduktion in höchsten Auflösungen mit vielen Spuren und Effekten über Rendering und Animation komplexer Szenen und anspruchsvolles 2D- und 3D-Design bis hin zur Berechnung riesiger wissenschaftlicher Datenmengen, Erstellung von Virtual-Reality-Inhalten sowie Spiele- und Programmentwicklung.
Außerdem relativieren sich die Mac-Pro-Preise beim Blick auf vergleichbare Workstations (Xeon-Klasse, ECC-RAM…) anderer Hersteller (Dell, HP, Lenovo), bei denen man in höher ausgerüsteten Varianten ebenfalls schnell in den fünfstelligen Euro-Bereich kommt. Beim Thema Kosten sind aber auch Apple-eigene Entwicklungen wie der Afterburner-Hardwarebeschleuniger (wird bald auch von Drittanbieter-Software unterstützt), die MPX-Modul-Technik, der T2-Chip (native SSD-Verschlüsselung, Hardware-Encoder für HEVC, zusätzliche Sicherheit) und das intelligente Gehäusedesign mitsamt den acht PCIe-Slots und thermalem System zu berücksichtigen.
Für viele Nutzer ist der Mac Pro sicherlich überdimensioniert, jedoch ist er ein klares Statement von Apple sowohl zur Zukunft des Macs als auch zur Bedeutung der professionellen Sparte. Insgesamt gesehen ist Apple im Desktop-Bereich inzwischen sehr gut aufgestellt: Es gibt den Mac mini mit vier und sechs Prozessorkernen (Einstieg, kann aber leistungsmäßig mit älteren Mac-Pro-Systemen locker mithalten), den regulären iMac mit vier, sechs und acht Prozessorkernen (die Mittelklasse), den iMac Pro mit bis zu 18 Kernen (Oberklasse) und nun den neuen Mac Pro mit bis zu 28 Kernen (absolutes High-End).