macOS ist in den letzten Jahren immer restriktiver geworden, was den Zugriff von Dritthersteller-Software auf System- und Hardwarefunktionen angeht - Nutzer müssen viele Abfragen explizit genehmigen. Dies ist grundsätzlich zu begrüßen, denn schließlich möchte wohl kein Anwender, dass beispielsweise Kamera oder Mikrofon heimlich Aufzeichnungen vornehmen. Mit einer Änderung in macOS Sequoia 15 hat der Hersteller den Bogen nun aber offenbar überspannt.
Darum geht es: Beginnend mit macOS Sequoia 15 müssen Programme, die zur Bildschirmaufzeichnung dienen (plus noch weitere Arten von Apps, die auf entsprechende APIs zugreifen), wöchentlich (!) und nach jedem Neustart (!) vom Nutzer genehmigt werden. Bis einschließlich macOS Sonoma 14 ist es so, dass eine einmalig gegebene Freigabe unbefristet gilt (und über die Systemeinstellungen widerrufen werden kann). Mit Sequoia können sich Anwender also auf eine wiederkehrende Flut an Berechtigungsanfragen einstellen - Windows Vista lässt grüßen.
Es fällt schwer, diese von Apple vorgenommene Änderung nicht in die Kategorie "Unnötige Gängelung der Nutzer und Entwickler" einzusortieren. Die Grenze, an der Sicherheitsabfragen zur nervigen Pest werden, scheint jetzt endgültig überschritten. Das Feedback der Entwickler fällt jedenfalls vernichtend aus:
"Was macht man als macOS-Entwickler, wenn einem das Sicherheitsteam von Apple sagt, man müsse es noch mehr an Windows Vista anpassen und noch mehr nutzlose Alibi-Sicherheitsberechtigungsdialoge irgendwo unterbringen, aber es gibt keine neuen Stellen mehr, wo man sie unterbringen kann? Nun, man wird kreativ und zeigt mehrere Berechtigungsdialoge für dieselbe Berechtigung an. Can’t innovate anymore, my ass!", merkt etwa Matthias Gansrigler von Eternal Storms Software süffisant an.
"Die Vistaifizierung von macOS ist so unglaublich traurig zu beobachten. Es wird immer schwieriger, die Leute davon zu überzeugen, die Sicherheitsfunktionen nicht abzuschalten, weil sie so nervig werden. Apple wird zu dem, was sie verspottet haben (und auf dem Rücken der Verspottung viele Macs verkauft haben)", ergänzt Steve Streza.
Bild: Apple.
John Gruber schreibt: "Sich jede Woche durch diese Bestätigungsdialoge klicken zu müssen, für jedes Dienstprogramm, das man benutzt, ist keine Kleinigkeit. Das ist die Art von Dingen, die Unternehmen tun, wenn Entscheidungen wie diese von Leuten getroffen werden, die ihren Arsch retten wollen, anstatt wahnsinnig gute Produkte zu machen."
Tuomas Hämäläinen: "Ich tausche meinen Bildschirm ständig mit Teams aus, und ich denke, dass Zeichen-/Designanwendungen, die Farben außerhalb ihrer Fenster mit der Pipette abtasten wollen, diese API ebenfalls verwenden müssen... es sieht also so aus, als würde ich das oft sehen.
Apple hat aus Mac OS genau das gemacht, wofür sie sich über Windows Vista lustig gemacht haben. Nach einer gewissen Zeit wird sowieso niemand mehr diese Dialoge lesen, die Leute werden blind auf 'Zulassen' klicken und damit effektiv gegen die Absicht der besseren Sicherheit arbeiten."
"Jahrelang hat Apple die Sicherheit langsam verbessert, aber auf Kosten der Benutzerfreundlichkeit, der Funktionalität und der Schmerzen der Entwickler. Ich denke, dass dies entweder bedeutet, dass Apple jetzt zuhört und den Kurs ändert, oder dass sich der Trend fortsetzen und beschleunigen wird. Es fällt mir schwer, in solchen Fällen optimistisch zu sein, aber sie haben schließlich bei der beschissenen Tastatur zugehört, also ist die Hoffnung noch nicht ganz verloren", so Isaia Carew.
Weitere Stimmen hat Michael Tsai zusammengetragen.
Ein Blick zurück: Vor 15 Jahren machte sich Apple öffentlich über die vielen nervigen Sicherheitsabfragen in Windows Vista lustig. Nun wird macOS offenbar immer mehr zu dem, was Apple einst mit Spott bedachte.