EU will geplante Shazam-Übernahme durch Apple ausführlich prüfen

24. Apr. 2018 13:30 Uhr - Redaktion

Apple muss um die geplante Übernahme des Musikerkennungsdienstes Shazam fürchten: Die EU-Kommission hat beschlossen, das Vorhaben einer umfassenden Prüfung zu unterziehen. Sie hat Bedenken, dass die Fusion die Wahlmöglichkeiten für Nutzer von Musik-Streamingdiensten einschränken könnte. Im schlimmsten Fall für Apple könnte der Kauf von Shazam scheitern.

Der Mac- und iPhone-Hersteller gab im Dezember 2017 bekannt, Shazam übernehmen zu wollen. Als Kaufpreis sind rund 400 Millionen US-Dollar im Gespräch. Schon kurz darauf meldeten verschiedene EU-Staaten Bedenken an und verlangten eine Überprüfung der geplanten Übernahme.

Bereits die erste Untersuchung habe in Bezug auf die Kombination von Shazams starker Position auf dem Markt für Musikerkennungs-Apps und Apples Stellung auf dem Markt für Musik-Streamingdienste verschiedene Fragen aufgeworfen, so die EU-Kommission. Das nun gestartete Prüfverfahren werde ergebnisoffen geführt, eine Entscheidung soll bis spätestens Anfang September vorliegen.

 
Shazam
 
Shazam-App für den Mac: Künftig direkte Integration in macOS?
Bild: Shazam Entertainment.

 

"Zum gegenwärtigen Zeitpunkt befürchtet die Kommission, dass Apple nach der Übernahme von Shazam Zugang zu wirtschaftlich sensiblen Kundendaten konkurrierender Anbieter auf dem EWR-Markt für Musik-Streamingdienste erlangen könnte. Der Zugang zu derartigen Daten würde es Apple ermöglichen, die Kunden konkurrierender Anbieter gezielt anzusprechen und zu einem Wechsel zu 'Apple Music' zu ermutigen. Daraus könnte sich ein Wettbewerbsnachteil für konkurrierende Musik-Streamingdienste ergeben.

Wenngleich die Kommission Shazam gegenwärtig nicht als wesentlichen Einstiegspunkt für den Markt für Musik-Streamingdienste einstuft, wird sie weiter prüfen, ob Konkurrenten von 'Apple Music' beeinträchtigt würden, wenn Apple nach dem Zusammenschluss unterbinden würde, dass Nutzer über die Shazam-App an diese verwiesen werden", ließ die EU-Kommission verlauten.

Apple hat sich zu den jüngsten Entwicklungen bisher nicht geäußert. Experten gehen davon aus, dass die Kalifornier Shazam direkt in macOS und iOS integrieren wollen. Zugleich wird erwartet, dass die Shazam-Unterstützung für andere Dienste und Systeme beendet wird.

Beispielsweise ist Shazam im Apple-Music-Rivalen Spotify integriert, zudem gibt es Shazam-Apps für Android und Windows. Der Unterstützung für Services konkurrierender Firmen könnte Apple nach erfolgter Übernahme den Stecker ziehen. Allerdings gibt es am Markt genügend Alternativen, darunter Sound Search von Google, SoundHound und Musixmatch.