Jubiläum: 30 Jahre Mobilfunk für alle in Deutschland

19. Juli 2022 12:00 Uhr - Redaktion

Vor 30 Jahren, im Juli 1992, startete in Deutschland das Mobilfunknetz, wie wir es heute kennen. Damals wurden das D1-Netz der Telekom und das D2-Netz von Vodafone (damals Mannesmann) in Betrieb genommen und ermöglichen seitdem allen Bundesbürgern die unkomplizierte Teilnahme am Mobilfunk per tragbarem Endgerät. Die Technik an sich startete jedoch schon Jahrzehnte früher.

Das A-Netz startet laut der Telekom 1955 als "Zugpostfunk". Hier vermittelt noch das "Fräulein vom Amt" die Gespräche der Reichen und Berühmten, die es sich leisten können, im Auto ein koffergroßes Mobiltelefon durch die Gegend zu chauffieren. Ab 1972 dürfen die Nutzer im B-Netz erstmals selbst wählen. Das Ganze ist aber noch ein teures Vergnügen: Die monatliche Grundgebühr kostet 270 DM, dafür sind die Minutenpreise komod und orientieren sich an den Festnetzpreisen und werden im 12-Minuten-Takt abgerechnet. Ganz wie im Festnetz.

Die Kosten für die Geräte waren auch exklusiv: Ein niedriger fünfstelliger D-Mark Betrag war fällig. Die Netzkapazität reichte für noch nicht mal für 100.000 Anschlüsse. Entsprechend wurden B-Netz-Anschlüsse gehandelt wie Taxilizenzen. Das änderte sich nur wenig, als das C-Netz kam. Viel mehr als eine Million Menschen konnten es nicht nutzen. Dennoch wurde ab 1985 vieles praktischer als beim Vorgänger, unter anderem mit der universellen Vorwahl 0161. Vorher war Deutschland in drei Zonen aufgeteilt und wenn jemand von Nord nach Süd fuhr, musste man einfach die Rufnummer mit drei Vorwahlen ausprobieren, bis man mit einer davon fündig wurde.

Erstmals gab es eine SIM-Karte, die konnte auch als Telefonkarte in der Telefonzelle genutzt werden. Funklöcher waren damals kein Problem: Die niedrigen Frequenzbänder gepaart mit ordentlich Sendeleistung garantieren Versorgung fast überall. Nachteil: Das kostete viel Strom, deswegen waren die Geräte im Auto verbaut, an Handys war nicht zu denken. Und wenn es sie dennoch gab, waren sie groß schwer und die Standby-Zeit endete nach sechs Stunden. Das Ganze funktionierte auch nur in Deutschland. Roaming gab’s weder beim B- noch beim C-Netz.

 
iPhone
 
Das iPhone startete 2007 in Deutschland und läutete den Siegeszug der Smartphones ein.
Bild: Apple.

 

Es wurde also dringend Zeit für den weltweiten Standard GSM ("Global System for Mobile Communication"). 1987 einigte man sich auf diesen digitalen Übertragungsstandard. Übrigens ein echter Europäer: Französische und deutsche Fachleute haben ihn entwickelt. Aber der musste dann erst einmal aufgebaut und implementiert werden. Fünf Jahre später gilt dann aber: Wer C sagt, muss auch D sagen – und auf das C-Netz folgt nach einem Jahr Versuchsbetrieb das D-Netz, der erste "Mobilfunk für alle".

Im April 1993, also ein knappes Jahr nach dem Start, sind schon 130.000 Teilnehmer im neuen D1-Netz unterwegs. Mit dem D1 der Telekom und "D2 privat" von Mannesmann gibt es erstmals Wettbewerb auf dem deutschen Markt für Telekommunikation. Die Leistungen werden immer besser, die Preise sinken.

Statt gut 50 Mark kostet die monatliche Grundgebühr im Schnitt bald "nur noch" 30 Mark. Alle wollen Telefonieren – und später vor allem Simsen. Die SMS ("Short Message Service") mit ihren 160 Zeichen, die eher zufällig als "Abfallprodukt" der neuen Netztechnik entstanden ist, wird in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts zum Renner. 1999 verschicken die Deutschen rund 3,6 Milliarden SMS. Und der Duden nimmt das Wort "Simsen" in den offiziellen Wortschatz auf.

Das D1-Netz wird zur Erfolgsgeschichte, die Deutschen wollen ihre Handys gar nicht mehr aus der Hand geben. Ende 1998 zählte T-Mobile 5,5 Millionen Nutzer, und hatte 1.000 Mobilfunkstandorte am Start. Heute hat die Telekom über 53,2 Millionen Mobilfunkkunden und betreibt in Deutschland 34.000 Standorte. Nur eines fehlt Ende der 90er immer noch – das mobile Internet. Das ändert sich mit dem nächsten Mobilfunkstandard UMTS bzw. 3G ("Universal Mobile Telecommunications System"), um den sich die Provider im Jahr 2000 eine regelrechte Bieterschlacht liefern. Bundesfinanzminister Hans Eichel nimmt sagenhafte rund 100 Milliarden Mark ein und kann sein Glück kaum fassen. Nachteil: Das Geld fehlt den Unternehmen beim Netzausbau. Für einige Bieter entwickelt sich das Abenteuer UMTS zum Fiasko: Namhafte Bieter können die Kosten für den Netzausbau nicht stemmen und die Lizenz fällt an den Staat zurück. Milliardenabschreibungen sind die Konsequenz.

Als nächste Meilensteine folgten LTE (4G) im Jahr 2010 und 5G im Jahr 2019. Für das nächste Jahrzehnt wird 6G erwartet - mit nochmals gesteigerten Datenübertragungsraten. Mehr zu "30 Jahre Mobilfunk für alle" gibt es in einem Podcast der Telekom.