Mozilla stellt Pocket und Fakespot ein, Refokussierung auf Firefox

23. Mai 2025 10:00 Uhr - Redaktion

"Firefox ist der einzige große Browser, der nicht von einem Milliardär unterstützt wird, und unsere Unabhängigkeit prägt alles, was wir entwickeln" - mit diesem Satz beginnt Mozilla eine Ankündigung zur Neuausrichtung des Unternehmens. Demnach werden Dienste wie Pocket und Fakespot eingestellt, zugleich gibt es eine Refokussierung auf das Kerngeschäft - den Web-Browser Firefox.

Firefox hat seit vielen Jahren mit einem sinkenden Marktanteil zu kämpfen. Lag dieser im Jahr 2010 noch bei rund 30 Prozent, sind es heute gerade einmal 2,5 Prozent. Binnen 15 Jahre hat sich Googles Chrome die Marktführerschaft erkämpft, die mit knapp 70 Prozent ein wenig an die einstige Dominanz des Internet Explorers um die Jahrtausendwende herum erinnert (der Microsoft-Browser hatte jahrelang einen Anteil von rund 90 Prozent).

Dennoch ist die Bedeutung von Firefox für ein freies Internet nicht zu unterschätzen: Firefox basiert auf der Render-Engine Gecko sowie der JavaScript- und der WebAssembly-Engine SpiderMonkey. Gecko ist neben Blink und WebKit eine der bedeutensten Render-Engines im Browser-Markt, sozusagen die dritte Option.

Hinter Blink und WebKit stehen mit Google und Apple zwei milliardenschwere Giganten, wobei etliche Browser wie Edge, Vivaldi, Brave oder Opera auf dem Blink-/Chromium-Projekt basieren. In der Google-Apple-Zange hat es Mozilla zunehmend schwer, zumal das Unternehmen finanziell stark vom Suchmaschinendeal mit Google abhängig ist. Wie also geht es weiter mit Mozilla?

 
Firefox
 
Mozilla will sich künftig stärker auf den Web-Browser Firefox fokussieren.
Bild: Mozilla.

 

In der Mozilla-Ankündigung heißt es: "Firefox ist der einzige große Browser, der nicht von einem Milliardär unterstützt wird, und unsere Unabhängigkeit prägt alles, was wir entwickeln. Diese Unabhängigkeit erlaubt es uns, die Entwicklung von Produkten und Werkzeugen zu priorisieren, die die Zukunft des Internets zum Besseren verändern. Und es bedeutet, dass wir bewusst entscheiden müssen, wo wir unsere Zeit und Ressourcen investieren, damit wir die größte Wirkung erzielen können.

Da sich die alltäglichen Bedürfnisse der Nutzer mit dem Web selbst weiterentwickeln, müssen wir unsere Bemühungen auf Firefox und die Entwicklung neuer Lösungen konzentrieren, die Ihnen echte Auswahl, Kontrolle und Sicherheit im Internet bieten. In diesem Sinne haben wir die schwierige Entscheidung getroffen, zwei Produkte auslaufen zu lassen: Pocket, unsere App zum späteren Lesen und Entdecken von Inhalten, und Fakespot, unsere Browser-Erweiterung, die die Echtheit von Online-Produktbewertungen analysiert."

Finanziell könnte Mozilla aber künftig vor großen Herausforderungen stehen, da die US-Regierung Google untersagen will, gegen Bezahlung als Standardsuchmaschine in Browsern von Drittanbietern, einschließlich Firefox, zu fungieren. Durch den Vertrag mit Google generiert Mozilla laut Finanzchef Eric Muhlheim rund 90 Prozent der Einnahmen. Fällt dieser weg, könne dies das Unternehmen in Schieflage bringen, so Muhlheim gegenüber "The Verge".

Für das Web und künftige Entwicklungen wäre es jedenfalls von großer Bedeutung, wenn nicht nur die Schwergewichte Google und Apple mit ihren finanziellen Interessen kommende Technologien und Standards definieren würden, sondern weiterhin auch Mozilla mit Firefox ein möglichst gewichtiges Wort mitzureden hat. Ob der Suchmaschinendeal mit Google der Unabhängigkeit von Mozilla zu- oder abträglich ist, bleibt freilich diskutabel. Vielleicht gelingt es Mozilla perspektivisch, die eigene Finanzierung auf eine breitere Basis zu stellen, etwa durch mehrere Unterstützer aus der IT-Branche, die ihrererseits an einem durch freie Standards geprägtem Web interessiert sind.