Es ist offiziell: Apple stellt Macs auf ARM-Prozessoren um - erste Systeme bereits gegen Jahresende

23. Juni 2020 00:01 Uhr - Redaktion

Es ist eine Zäsur in der 36jährigen Geschichte der Plattform: Macs werden in Zukunft nicht mehr von Dritthersteller-Prozessoren angetrieben, sondern von Apple-eigenen CPUs basierend auf der ARM-Architektur ("Apple Silicon"). Dies gab Apple zur WWDC20 bekannt. Macs sollen dadurch signifikant schneller und energieeffizienter werden und gleichzeitig von neuen Funktionen profitieren. Große Softwarehersteller wie Microsoft und Adobe sind bei dem Vorhaben an Bord - Office, Photoshop und Lightroom laufen bereits native auf ARM-Macs. Noch nicht portierte Software kann via Übersetzungstechnologie (Rosetta 2) genutzt werden Und: OS/iPadOS-Apps sollen ohne Modifikationen auf ARM-Macs laufen.

Es handelt sich nach 68k => PowerPC => Intel um den dritten Wechsel der Prozessorarchitektur beim Mac. Erstmals in der Geschichte des Rechners macht sich Apple bei der wichtigsten Komponente unabhängig von Zulieferern. Statt CPUs von der Stange einzukaufen, entwirft der Konzern jetzt in Eigenregie maßgeschneiderte Prozessoren für die verschiedenen Mac-Baureihen und kann diese in eigenem Tempo sowie nach eigenen Wünschen und Erfordernissen weiterentwickeln. Zudem teilen sich nun alle Apple-Plattformen eine CPU-Architektur, was der Integration und Softwareentwicklung zugute kommen dürfte.

Laut Apple werden schrittweise alle Mac-Baureihen auf hauseigene ARM-Prozessoren umgestellt. Apple rechnet damit, dass die Umstellung rund zwei Jahre in Anspruch nehmen wird. Erste ARM-basierte Macs sollen bereits gegen Jahresende auf den Markt kommen. Zuvor sei aber noch die Markteinführung neuer Intel-basierter Modelle geplant. Apple verspricht: Die installierte Basis von über 100 Millionen Intel-Macs soll noch viele Jahre lang mit neuen macOS-Releases versorgt werden.

 

 

"Das hochkarätige Prozessor-Designteam von Apple baut und verfeinert seit über einem Jahrzehnt SoCs. Das Ergebnis ist eine skalierbare Architektur, die speziell für iPhone, iPad und Apple Watch entwickelt wurde und in Bezug auf einzigartige Funktionen und Leistung pro Watt marktführend ist und jedes dieser Produkte zum besten seiner Klasse macht. Aufbauend auf dieser Architektur entwirft Apple eine Familie von SoCs für den Mac. Dadurch erhält der Mac marktführende Leistung pro Watt und leistungsfähigere GPUs, sodass App-Entwickler noch leistungsfähigere Pro-Apps und High-End-Spiele entwickeln können. Der Zugang zu Technologien wie der Neural Engine wird den Mac zu einer großartigen Plattform für Entwickler machen, die maschinelles Lernen einsetzen. Dadurch wird auch eine gemeinsame Architektur für alle Apple-Produkte geschaffen, womit es für Entwickler wesentlich einfacher wird, Software für das gesamte Apple-Ökosystem zu schreiben und zu optimieren", so Apple.

Es wird eine Neuauflage der sogenannten Universal-Binaries geben: Dabei handelt es sich um Softwarepakete, die native Versionen sowohl für Intel/x86 als auch für Apple/ARM enthalten. ARM-basierte Macs werden die Virtualisierung von Gastsystemen unterstützen - Apple demonstrierte via Parallels Desktop die Einrichtung einer Linux-Umgebung. Zur Windows-Kompatibilität gab es hingegen noch keine Angaben. Unklar ist momentan die Funktionsweise von Rosetta 2. Bei der Präsentation merkte Apple an, dass Rosetta 2 schneller arbeiten soll als der Vorgänger beim Wechsel von PowerPC auf Intel.

Für Entwickler gibt es ein spezielles Developer Transition Kit (DTK). Dabei handelt es sich um einen Mac mini, in dem der A12Z-Prozessor (vgl. iPad Pro) zum Einsatz kommt. 16 GB Arbeitsspeicher, eine 512-GB-SSD, WLAN nach 802.11ax, Bluetooth 5.0, Gigabit-Ethernet, HDMI 2.0, 2x USB-C und 2x USB-A sind ebenfalls enthalten (Thunderbolt 3 fehlt hingegen; zur Thunderbolt-Unterstützung in ARM-Macs hat sich Apple heute nicht geäußert).

Mit dem DTK, das ab dieser Woche ausgeliefert wird und das 500 US-Dollar kostet, können Entwickler ihre Software auf die ARM-Architektur portieren, das Zusammenspiel mit Systemkomponenten wie Schnittstellen testen und die neue Features wie die Neural Engine integrieren. Mit Xcode 12 und den begleitenden Werkzeugen sollen "die meisten Entwickler" ihre Programme innerhalb weniger Tage an die ARM-Architektur anpassen können, so Apple.

Leistungsdaten zu den ersten speziell für Macs entwickelten ARM-Prozessoren nannte Apple heute noch nicht. Details dazu wird es erst im Rahmen der Ankündigung dieser Modelle gegen Jahresende geben. Welche Baureihen zuerst auf ARM-CPUs umgestellt werden, bleibt abzuwarten. Das Betriebssystem macOS inklusive aller mitgelieferten Programme und Apples professionelle Anwendungen wie Final Cut Pro X, Logic Pro X und Xcode laufen bereits native auf ARM-Macs. Das DTK wird vorinstalliert mit dem neuen Betriebssystem macOS Big Sur (Version 11.0) ausgeliefert.

Zum Thema:

• Apple bestätigt: Macs mit ARM-Prozessoren werden Thunderbolt unterstützen (09. Juli)

• Macs mit Apple-Prozessoren: Häufig gestellte Fragen und Antworten (07. Juli)

• Macs mit ARM-Prozessoren: Apple startet Auslieferung des Developer Transition Kits (30. Juni)

• Macs mit Apple-Prozessoren: Neuer Boot-Manager, Ersatz für Target-Disk-Modus, Booten von externen Volumes weiter möglich (25. Juni)

• x86-Software auf ARM-Macs: So funktioniert Rosetta 2 (25. Juni)

• Mehr Software für den Mac: iOS-Apps laufen ohne Anpassungen auf ARM-Macs (24. Juni)

• Parallels kündigt Unterstützung für ARM-Macs an - Windows-Kompatibilität noch nicht offiziell bestätigt (23. Juni)