Mehr Software für den Mac: iOS-Apps laufen ohne Anpassungen auf ARM-Macs

24. Juni 2020 12:30 Uhr - Redaktion

Es ist eigentlich eine Sensation: Laut Apple werden sich bestehende iOS/iPadOS-Apps ohne Modifikationen auf Macs mit ARM-Prozessoren nutzen lassen. Apple demonstrierte dies in der Keynote-Präsentation zur WWDC20. Wir reden hier von einem Softwarepool von knapp zwei Millionen Apps, die - mit Ausnahmen - auf einen Schlag für den Mac verfügbar werden und im Mac-App-Store erscheinen.

Wie Apple mitteilte, können die Entwickler frei entscheiden, ob sie möchten, dass ihre iOS/iPadOS-Apps auch im Mac-App-Store für ARM-basierte Macs angeboten werden. "Läuft ohne Anpassungen" bedeutet konkret, dass die iOS/iPadOS-Apps unter macOS in einem Fenster ausgeführt werden und keinerlei Integration ins Mac-Betriebssystem bieten. Der konkrete Nutzen ist also beschränkt.

Apps, die Kameras, Sensoren oder andere spezifische Funktionen von iPhones und iPads nutzen, scheiden ohnehin aus. Dennoch bietet sich diese Möglichkeit beispielsweise für Spiele und Apps aus Bereichen wie Bildung, Nachrichten, Reiseführer, Enzyklopädien oder Wissensdatenbanken aller Art an.

 
iOS/iPadOS-Apps auf dem Mac
 
iOS/iPadOS-Apps laufen ohne Modifikationen auf ARM-Macs.
Bild: Apple.

 

Doch warum gestattet Apple die Nutzung von iOS/iPad-Apps auf dem Mac ohne vorherige spezifische Anpassungen für macOS? Erstens soll dadurch grundsätzlich der Softwarepool für den Mac vergrößert werden - wenn sich mehrere der eigenen iOS-Lieblings-Apps plötzlich auch auf dem Mac nutzen lassen, dann ist das zweifellos ein Gewinn. Zweitens erzeugt Apple einen gewissen Druck, iOS/iPadOS-Apps an den Mac anzupassen - und hier sind wir wieder bei Projekt Catalyst.

Mit Projekt Catalyst sind Technologien in macOS und Xcode gemeint, mit denen bestehende iOS/iPadOS-Apps leichter und schneller als in der Vergangenheit für macOS umgesetzt werden können. Projekt Catalyst wird im Rahmen von macOS Big Sur erheblich aufgewertet, was die Qualität und den Funktionsumfang betrifft. Das Ziel: Die Entwickler von iOS/iPadOS-Apps sollen mit geringem Aufwand an den Mac angepasste Versionen erzeugen können, die sich wie echte macOS-Programme anfühlen.

 

 

Apple hat naturgemäß ein großes Interesse daran, dass für macOS angebotene Software den Funktionsumfang dieser Plattform voll ausnutzt. Zwar sind die Bemühungen der Kalifornier, die eigenen Plattformen - sowohl im Hinblick auf den Entwicklungsaufwand für Hersteller als auch im Hinblick auf die Bedienung für den Endnutzer - zu vereinheitlichen, jedoch unter Beibehaltung der Charakteristika des Macs. Anders ausgedrückt: Aus dem Mac wird kein iOS-Gerät und aus einem iPad kein Mac. Jede Plattform hat aufgrund ihrer Charakteristika (Formfaktor, Bedienungskonzept, Zielgruppen) ihre eigenen Vorzüge und Apple möchte jede Plattform gezielt weiterentwickeln - dies machen die jüngsten Ankündigungen des Unternehmens deutlich.

Macs werden sich auch in Zukunft von mobilen Endgeräten abheben. Auf Macs - auch auf kommenden Modellen mit Apple-eigenen Prozessoren - lässt sich Software aus beliebigen Quellen laden und installieren. macOS wird ein offeneres, flexibleres Betriebssystem als iOS/iPadOS bleiben (Stichworte Automatisierung, Virtualisierung, Unix-Anbindung, Open-Source-Zugang usw.).

iPads sind schnell, Macs sind schneller: In Macs hat Apple mehr Platz für leistungsstärkere ARM-CPUs mitsamt Kühlung, sodass Macs immer potenziell mehr Leistung bieten werden. Weitere Unterscheidungsmerkmale sind und bleiben Hochleistungsschnittellen (Thunderbolt, Ethernet, PCIe...), größere Displays, Unterstützung für externe Grafikkarten (wenn auch noch nicht explizit für ARM-Macs bestätigt) und spezifische Hardware-Features wie RAM mit Fehlerkorrektur, die Afterburner-Beschleunigerkarte des Mac Pro und weitere Mac-spezifische Features, an denen Apple nach eigenem Bekunden arbeitet.