Monatelang hatte macOS Sonoma 14 mit einem Absturzproblem zu kämpfen, das während des Ruhezustands auftrat: Der Rechner konnte sich plötzlich - schon wenige Sekunden nach der Aktivierung des Ruhezustands oder auch erst Stunden danach - mit einem Kernel Panic verabschieden ("Ihr Rechner wurde aufgrund eines Problems neu gestartet"). Der Fehler wurde zu Jahresbeginn entweder mit Version 14.2 oder mit Version 14.3 eingeführt, mit der Version 14.6/14.6.1 hat Apple ihn nun endlich behoben.
Offiziell dokumentiert wurde das Problem von Apple nie, betroffene Anwender konnten lediglich die Absturzberichte an den Hersteller senden. Somit bleibt die Ursache des Kernel Panics, der auch bei frischen Systeminstallationen ohne angeschlossene Zusatzgeräte auftreten konnte, unklar. Zwar mündete nicht jede Phase des Ruhezustands zwangsläufig in einem Absturz, die Häufigkeit sorgte jedoch für Ärger unter den Anwendern, wie sich an den vielen Threads auf Plattformen wie Reddit oder Apple Discussions ablesen lässt.
Ärgerlich ist zudem die lange Zeit, die Apple zur Behebung des Problems benötigte, was die Dauerbrennerkritik zur Systemqualität weiter befeuert. Unter dem Strich war der Sonoma-Zyklus, der im September 2023 begann, von vielen Schwierigkeiten geprägt: Bereits die Version 14.0 hatte mit etlichen Kinderkrankheiten zu kämpfen, zudem hat so ziemlich jedes große Update für Sonoma neue, zum Teil schwere Fehler eingeführt - die Installation von Systemaktualisierungen geriet fast zum Glücksspiel.
Beispielsweise schnitt macOS 14.1 plötzlich alte Zöpfe ab und machte verschiedene Programme aufgrund eine GUI-Bugs schwer benutzbar, macOS 14.2 verursachte zum Teil erhebliche Probleme mit Dritthersteller-Software wie Lightroom Classic oder Capture One und enthielt eine schwere Sicherheitslücke, die sich Apple zu Beginn weigerte, anzuerkennen. macOS 14.3 hatte einen Fehler, der die Textdarstellung in Programmen wie Safaril und Mail beeinträchtigte, und macOS 14.4 sorgte für Probleme mit Drucken, USB-Geräten, WLAN, Java, Audio-Plugins und weiteren Bereichen. Auch das erst kürzlich erschienene macOS 14.6 musste Apple eiligst nachbessern.
Bild: Apple.
Nun liegen Fehler in hochkomplexen Betriebssystemen in der Natur der Sache - eine Software mit Millionen von Codezeilen und unzähligen Einstellungs- und Konfigurationsoptionen wird niemals fehlerfrei sein, schon gar nicht zur Einführung einer neuen Hauptversion. Das ist die eine Seite.
Die andere Seite ist, dass ein Hersteller auch abseits von Sicherheitslücken transparent mit Fehlern, Fehlerberichten und Fehlerkorrekturen umgehen sollte - das geht Apple bei den Betriebssystemen fast völlig ab: Neue Probleme werden gefühlt nur an hohen Feiertagen öffentlich eingeräumt und dokumentiert und auf Behebungen müssen Anwender wie Anbieter von Hard- und Software wochen- oder gar monatelang warten. Interessanterweise betrifft die Intransparenz nur die Betriebssysteme: Für Programme wie Final Cut Pro oder Logic Pro listet Apple jede Fehlerkorrektur einzeln auf.
Wird sich an der grundlegenden Situation mit den in wenigen Wochen erscheinenden Versionsreihen macOS 15.0, iOS/iPadOS 18.0 & Co. etwas ändern? Das ist leider kaum anzunehmen. Im Vordergrund stehen jedes Jahr primär Gimmick-Features, die sich speziell für junge Zielgruppen gut vermarkten lassen und den Verkauf neuer Hardware (und Abos) anschieben sollen. Ein stärkerer Fokus auf die Betriebssystemqualität, den sowohl viele Anwender als auch viele Entwickler auf dem Wunschzettel haben, ist bei Apple weiterhin nicht auszumachen.
So gut und leistungsstark Macs durch Apple-Silicon-Prozessoren auch geworden sind: Es steht und fällt alles mit der Stabilität, Zuverlässigkeit und Qualität von macOS. Sonoma 14 startete bereits fehlerbehaftet und sorgte im Verlauf kontinuierlich für neue Probleme. Wie erwähnt, gibt es kein zu 100 Prozent fehlerfreies Betriebssystem, das Ausmaß und die Häufigkeit der auftretrenen Fehler im Sonoma-Zyklus ist jedoch sehr bedenklich.
These: Apple würde keinen einzigen Mac weniger verkaufen, wenn Apple mal ein Jahr lang keine funktionellen Neuerungen einführen würde (abgesehen von Erweiterungen, die unbedingt nötig sind), sondern sich ausschließlich auf Feinschliff und Fehlerkorrekturen konzentrieren würde. Die sich verbessernde Softwarequalität würde sich herumsprechen, Apples Support-Abteilung würde entlastet, Softwarehersteller müssten nicht mehr viel Zeit darauf verwenden, um fehlerhafte APIs und Systembugs herumzuprogrammieren. Nur ein rundum zufriedenener Anwender ist der Kunde von morgen.