Intel will künftig im Bereich der Grafikkarten mitmischen. Für das Jahr 2020 plant der Halbleitergigant die Markteinführung eines dedizierten Grafikchips. Damit tritt das Unternehmen in Konkurrenz zu den Platzhirschen Nvidia und AMD. Intel bietet zwar bereits in Hauptprozessoren integrierte GPUs an (und konnte hier in den letzten Jahren beachtliche Leistungsgewinne erzielen), einen separaten, leistungsstärkeren Grafikchip hat der Hersteller aber bislang nicht im Angebot.
Das Projekt wird von Raja Koduri geleitet, der erst bei Apple und anschließend bei AMD für Grafikarchitekturen zuständig war. Angaben zur Leistungsfähigkeit und zu den Spezifikationen des dedizierten Grafikprozessors machte Intel noch nicht. Somit bleibt unklar, in welcher Performanceklasse (Low-End, Mid-Range oder High-End) die Grafikkarte antreten wird.
Intel sieht offenbar gute Marktchancen und Bedarf an eine dritte Option neben AMD und Nvidia. Die zu Jahresbeginn eingeführten Kombi-Chips mit Intel-Hauptprozessor und AMD-Grafikchip können durchaus als eine Art Testballon oder als Zwischenschritt für das Projekt verstanden werden.
Der dedizierte Intel-Grafikprozessor könnte auch für Apple relevant werden – sofern der Mac-Hersteller der x86-Plattform treu bleibt. Bekanntlich halten sich hartnäckig Gerüchte über eine erneute CPU-Umstellung beim Mac weg von Intel- hin zu Apples selbst entwickelten ARM-Hauptprozessoren - allerdings gibt es unverändert stichhaltige Gründe, die gegen einen solchen Schritt sprechen. Apple hat sich vor etlichen Jahren auf AMD als alleinigen Zulieferer für dedizierte Grafikchips festgelegt – Macs mit eingebauter Nvidia-Grafikkarte gibt es schon seit langem nicht mehr.
Apple werkelt zwar seit einiger Zeit auch an eigenen GPUs, die jedoch lediglich den Low-End-Bereich abdecken. Etwaige ARM-basierte Macs (falls Apple diesen Schritt wirklich geht, was Stand heute stark zu bezweifeln ist) wären für den Mid-Range- und High-End-Bereich immer noch auf dedizierte Grafikkarten angewiesen.
Insgesamt gewinnen Grafikchips zunehmend an Bedeutung, wie auch die kürzlich in macOS eingeführte Unterstützung für externe Grafikkarten (eGPU) zeigt – die Stichworte lauten hier unter anderem Virtual-Reality, Spiele mit realitätsnaher Grafik, High-End-Videobearbeitung und Rendering, aber auch wissenschaftliche Berechnungen. Technologien wie Metal, OpenCL und CUDA machen die Rechenkapazität von Grafikkarten auch nicht-grafischen Anwendungen zugänglich.