Upgrade-Warnung: Stellen Sie produktiv genutzte Macs noch nicht auf macOS Catalina um!

08. Okt. 2019 00:01 Uhr - Redaktion

Lange haben wir mit uns gerungen, ob wir Ihnen anlässlich der gestern erfolgten Freigabe von macOS Catalina an dieser Stelle unseren gewohnten Leitfaden für den Umstieg auf ein neues Mac-Betriebssystem präsentieren sollen. Wir haben uns jedoch bewusst dagegen entschieden und sprechen an dieser Stelle eine Upgrade-Warnung für produktiv genutzte Macs aus: Wenn Sie Ihre Macs für Ihren Beruf, für Ihre selbstständige Tätigkeit, für Ihre Firma, für Ihr Studium oder eine andere produktive Tätigkeit nutzen, dann warten Sie mit der Installation von macOS Catalina noch einige Wochen oder Monate! Sie gehen damit unnötigen Risiken aus dem Weg.

Die Gründe für unsere Upgrade-Warnung sind vielfältig:

- Trotz einer viermonatigen Betatestphase und einer noch längeren Entwicklungsdauer sind Kinderkrankheiten in macOS Catalina nicht auszuschließen, sie sind sogar sehr wahrscheinlich. Betriebssysteme werden immer komplexer. Einige Fehler werden in den vielen Millionen Codezeilen schlichtweg übersehen, andere treten erst im Praxiseinsatz unter spezifischen Bedingungen in spezifischen Konfigurationen auf.

- macOS Catalina ist noch nicht komplett, es fehlen einige von Apple versprochenen Funktionen, wie beispielsweise das iCloud-Drive-Sharing (einzelne Ordner können für andere Nutzer via Links zugänglich gemacht werden) - dieses Feature kommt erst im Frühjahr 2020.

- Bis die Hard- und Softwarehersteller ihre Anwendungen, Treiber, Erweiterungen, Plug-ins und sonstige Software vollständig an das neue macOS angepasst haben, vergehen erfahrungsgemäß mehrere Monate. Dies gilt grundsätzlich für jede macOS-Version, bei Catalina kommen jedoch zwei weitere Punkte hinzu:

1) macOS Catalina unterstützt keine 32-Bit-Programme mehr. Es läuft ausschließlich 64-Bit-Software. Wer noch auf 32-Bit-Programme angewiesen ist, sollte vorerst bei macOS Mojave bleiben. Die 64-Bit-Umstellung ist für die Hersteller teilweise recht aufwendig (vor allem, wenn der vor vielen Jahren begonnene 64-Bit-Trend verschlafen wurde...). Ganz alte Programmversionen werden gar kein 64-Bit-Update mehr erhalten.

2) Außerhalb des Mac-App-Stores vertriebene Software lässt sich in macOS Catalina standardmäßig nur dann ausführen, wenn sie von Apple beglaubigt, d. h. automatisiert auf bekannte Schadsoftware überprüft wurde (gilt nur für unter Catalina neu installierte Programme bzw. neue Versionen und nicht für Software, die bereits vor dem Upgrade auf Catalina vorhanden war). Auch diese Neuerung ist mit Änderungsaufwand seitens der Hersteller verbunden. Ergänzung: Nicht signierte/beglaubigte Software kann auch in macOS Catalina unter Umgehung der Gatekeeper-Sicherheitsfunktion über den Finder-Kontextmenübefehl "Öffnen" gestartet werden.

 
macOS Catalina
 
macOS Catalina (10.15): Noch nicht bereit für den produktiven Einsatz.
Bild: Apple.

 

- macOS Mojave wird noch zwei Jahre lang, bis zum Sommer 2021, mit Sicherheits- und Fehlerkorrektur-Updates versorgt. Jeder Nutzer kann völlig bedenkenlos mit macOS Mojave weiterarbeiten, bis der für ihn richtige Zeitpunkt für den Umstieg auf macOS Catalina gekommen ist.

Fazit: Wer produktiv genutzte Macs zu früh auf macOS Catalina umstellt, geht ein gewisses Risiko ein: Bugs im Betriebssystem und/oder noch nicht (vollständig) angepasste Hard- und Software von Drittherstellern können den Workflow beeinträchtigen oder im Extremfall ein produktiv genutztes Gerät erst einmal unbrauchbar machen.

Abwarten ist die klügere Lösung. Das erste Update in Form von macOS 10.15.1 wird bereits in wenigen Wochen erscheinen, gefolgt von Version 10.15.2 kurz vor Jahresende und Version 10.15.3 Anfang 2020. Es ist eine gute Idee, die ersten zwei, drei Updates für Catalina abzuwarten und erst dann das neue macOS zu installieren. In dieser Zeit dürften die allermeisten Dritthersteller ihre Hard- und Software entsprechend an macOS Catalina angepasst haben.

Nachtrag (15:15 Uhr): Noch einige abschließende Worte, auch aufgrund von zahlreichen Leser-Mails: Wir raten hier nicht grundsätzlich von macOS Catalina ab, ganz im Gegenteil. Apple hat in das neue Betriebssystem viel Arbeit reingesteckt, es ist in mehrfacher Hinsicht ein bedeutendes Release, das den Mac vorwärts bringt, u. a. weil es durch einfachere Portierungen von iOS-Apps in Zukunft wesentlich mehr Software für den Mac geben wird, weil neue Sicherheitsmechanismen das Eindringen von Schadsoftware erschweren ohne die Freiheiten des Nutzers einzuschränken und es im gesamten System eine Menge sinnvoller Ergänzungen und Verbesserungen gibt.

Wir empfehlen lediglich, den Umstieg auf Catalina nicht sofort durchzuführen. Erstens aufgrund der Erfahrungen aus den letzten Jahren, zweitens weil durch Catalina diesmal mehr Änderungen seitens der Entwickler erforderlich sind als bei den vorherigen Releases. Wagemutige Nutzer können natürlich sofort auf Catalina wechseln, wenn sie zuvor gründlich geprüft haben, ob die von ihnen genutzten Programme bereits entsprechend angepasst wurden. Aber selbst dann können noch Fehler auftreten - Stichwort Komplexität im Zusammenspiel von Hard- und Software - die im Vorfeld nicht erkannt wurden.

Der Begriff "Upgrade-Warnung" mag einigen Usern übertrieben vorkommen, wir bleiben jedoch dabei und drücken lieber etwas auf die Bremse anstatt mit wehenden Fahnen allen Nutzern die sofortige Installation von macOS Catalina zu empfehlen - dies können wir derzeit nicht guten Gewissens tun. Wenn man sich ansieht, wie viele Hersteller von Profi-Software ihren Kunden momentan von macOS Catalina abraten bzw. noch überhaupt keine Kompatibilitätsinformationen bereitgestellt haben, dann bestärkt uns das nur in unserer Upgrade-Warnung für produktiv genutzter Systeme.

Dies soll die Leistung von Apple nicht schmälern - die Bemühungen des Unternehmens, den Mac als eigenständiges, unverwechselbares System mit all seinen Vorzügen in die nächste Dekade zu führen, sind unverkennbar und lobenswert. Der Mac wird mit Catalina ein gutes Stück besser - dennoch ist es nicht verkehrt, das neue System noch etwas reifen zu lassen und den Drittherstellern noch etwas Zeit für nötige Anpassungen und zusätzliche Optimierungen zu geben.