In der von Epic Games bewusst herbeigeführten Auseinandersetzung mit Apple (und auch Google) hat der Fortnite-Hersteller eine Schlappe vor Gericht erlitten: Die zuständige Richterin erteilte dem Begehren von Epic Games, eine eigene Bezahlmöglichkeit für das Spiel unter Umgehung des App-Store-Systems durchzusetzen, mit den Worten "Ihr Mandant hat die Situation verschuldet. Ihr Mandant kommt nicht mit sauberen Händen vor dieses Gericht" (gerichtet an die Epic-Anwälte) eine deutliche Absage.
Yvonne Gonzalez Rogers vom zuständigen Bezirksgericht in Nordkalifornien führt weiter aus: "Epic machte einen strategisch und kalkulierten Schritt zum Streit und entschied sich für einen Streit direkt vor einer neuen Saison. Meiner Ansicht nach kann man also keinen irreparablen Schaden haben, wenn man selbst einen Schaden verursacht. Alles, was Epic zu tun hat, ist, es zum Status quo zurückzubringen, und niemandem wird Schaden zugefügt. Und Sie können im Frühjahr einen Verhandlungstermin haben. Legen Sie den Schalter auf den Stand vom 3. August um und bringen Sie alle wieder dorthin zurück, wo sie waren."
Trotz dieser deutlichen Ansage der Richterin schaltet Epic Games weiter auf stur. Die installierte Basis von 1,5 Milliarden aktiv genutzten Apple-Geräten soll von der neuen Fortnite-Saison ausgeschlossen werden. Weder will Epic Games die eigene Bezahlmöglichkeit aus der Fortnite-App entfernen (was die Voraussetzung für eine Wiederzulassung durch Apple ist) und diese für die neue Saison aktualisieren noch den Mac-Client weiterentwickeln.
App-Store-Streit zwischen Apple und Epic eskaliert weiter.
Bild: Apple.
Statt sich auf das Hauptverfahren, in dem die grundsätzlichen Rahmenbedingungen für App-Stores geklärt werden könnten, zu konzentrieren, verzichtet Epic Games lieber auf erhebliche Einnahmen und bestraft zugleich Nutzer mit Apple-Geräten. Dabei ist der Fortnite-Hersteller wegen seiner Geschäftspraktiken selbst nicht unumstritten.
Apple steht wegen den App-Store-Gebühren und -Richtlinien seit Jahren beständig in der Kritik. Beschwerden gibt es einerseits wegen Apples Umsatzanteil in Höhe von 30 Prozent an Käufen, andererseits wegen des App-Freigabevorgangs und verschiedener Restriktionen. Eine gerichtliche Klärung all dieser Punkte würde höchstwahrscheinlich durch alle US-Instanzen (und ggf. auch in Europa) gehen und viele Jahre dauern.
Es ist daher gut möglich, dass der kalifornische Computerpionier über kurz oder lang mit Zugeständnissen (wie zum Beispiel eine Absenkung des Umsatzanteils, Verzicht auf Gebühren für das Entwicklerprogramm und punktuelle Lockerung von Restriktionen) selbst in die Initiative geht und damit unter Entwicklern und der Öffentlichkeit punktet.