macOS 12: Erster Ausblick auf die neue Systemversion

04. Juni 2021 12:00 Uhr - Redaktion

macOS Big Sur (Version 11.x) ist eine der umfangreichsten Systemaktualisierungen der letzten Dekade: Native Unterstützung für Macs mit Apple-Prozessor, ein vollständig überarbeitetes Oberflächendesign, etliche Funktionserweiterungen (Kontrollzentrum, Videobearbeitungswerkzeuge im Programm Fotos, eine stark verbesserte Safari-Version...) und größere Änderungen am Unterbau (ein verschlüsselt signiertes Systemvolume, Wegfall bestimmter Kernel-Extensions, APFS-Unterstützung für Time Machine...). Nun steht der Nachfolger in den Startlöchern.

Apple wird am Montag auf der Keynote der virtuellen Entwicklerkonferenz WWDC21 die Version 12 des Mac-Betriebssystems präsentieren. Apple überträgt die Keynote als Videostream. macOS 12 wird sofort als Betaversion für Entwickler bereitstehen. Der öffentliche Betatest dürfte wie gewohnt im Juli starten. Die Markteinführung ist für den Herbst - Oktober oder November - zu erwarten.

Aus der Gerüchteküche ist zu macOS 12 bislang nur wenig zu hören. "Apple plant außerdem ein kleineres Update für macOS nach dem Redesign im letzten Jahr", schrieb im April der bestens informierte Bloomberg-Reporter Mark Gurman über die WWDC21. Dies lässt vermuten, dass große Neuheiten dieses Jahr ausbleiben und sich Apple auf die Verfeinerung der mit Big Sur eingeführten Neuheiten konzentrieren wird.

Denkbar sind beispielsweise Leistungsoptimierungen für Macs mit Apple-Prozessor - hier steht macOS mitsamt der mitgelieferten Programme und Werkzeuge erst am Anfang. Auch sind Verbesserungen für die Nutzung unveränderter iPhone- und iPad-Apps und für Projekt Catalyst (zur Anpassung von iPhone- und iPad-Apps an macOS) zu erwarten.

 
macOS Big Sur
 
macOS Big Sur: Der Nachfolger wird am Montag vorgestellt.
Bild: Apple.

 

Ein weiterer offener Punkt sind die Systemaktualisierungen. Für Big Sur versprach Apple ein schnelleres Einspielen von Aktualisierungen - eine Luftnummer, denn hier ist keine Verbesserung spürbar. Zudem sind auch kleine Big-Sur-Updates riesengroß mit mehreren GB Umfang. Hier sollte Apple dringend nachbessern, denn es kann eigentlich nicht sein, dass ein kleines Sicherheitsupdates gleich 4-5 GB auf die Waage bringt.

In puncto Big-Sur-Oberflächendesign ist die eine oder andere Verfeinerung aufgrund der Anwender-Resonanz der letzten zwölf Monate zu erwarten. Auch mit einer weiteren Evolution der mitgelieferten Apps wie Nachrichten, Karten, Fotos, Musik, Notizen oder Erinnerungen ist zu rechnen - analog zu den entsprechenden Änderungen in iOS/iPadOS 15.

Schön wäre es, wenn sich Apple verstärkt der großen Zahl an Fehlern niedriger und mittlerer Priorität annehmen würde - ein seit Jahren bestehendes Problem, wie die vielen offenen Bug-Reports beim kalifornischen Computerpionier zeigen. Es handelt sich dabei meist um kleinere Fehler, Inkonsistenzen oder nicht vollständig bzw. den Richtlinien entsprechend implementierte Funktionen, die weder die Stabilität beeinträchtigen noch größere negative Auswirkungen haben, aber bei der täglichen Arbeit sehr nervig sein können.

Es ist die Schattenseite des jährlichen Release-Zyklus - es fehlt den Apple-Entwicklern einfach an der Zeit, um bei bestehender Funktionalität in die Tiefe zu gehen, auch wenn Apple in den letzten Jahren mehrfach betonte, das Thema auf den Schirm zu haben. Zur Ehrenrettung Apples muss gesagt werden, dass das allgemeine Qualitätsniveau bei Big Sur aus Anwendersicht höher ist als bei Catalina (Entwickler sehen das naturgemäß anders, sie müssen um miese APIs und Bugs herumprogrammieren - der Nutzer bemerkt von diesem Aufwand nichts).

Mit macOS Big Sur hat Apple die Systemanforderungen angehoben - die Unterstützung für etliche Modelle der Baureihen 2012/2013 wurde eingestellt. Auch beim Big-Sur-Nachfolger könnten einige Mac-Baureihen unter den Tisch fallen. Da macOS Big Sur noch bis zum Herbst 2023 mit Sicherheits- und Safari-Updates versorgt wird, ist dies jedoch erst einmal nicht weiter problematisch.

Zum Abschluss wiederholen wir unsere eiserne Empfehlung: Produktivrechner sollten mit dem Big-Sur-Nachfolger nicht vor dem Jahr 2022 in Berührung kommen. Keine Software erscheint fehlerfrei, schon gar nicht eine hochkomplexe Software wie ein Betriebssystem. Kinderkrankheiten im System aller Art sowie noch nicht (vollständig) angepasste Programme, Treiber und Erweiterungen von Drittherstellern können bei einem zu frühen Wechsel Ärger verursachen und den Workflow bremsen oder im schlimmsten Fall ein Arbeitsgerät temporär unbrauchbar machen. Daher: Warten Sie drei bis vier große Updates ab (Anfang oder Frühjahr 2022; Version 12.3 oder 12.4), bevor Sie auf macOS 12 wechseln. Ein zu früher Wechsel auf eine neue macOS-Version ist den potentiellen Ärger, den man sich damit einhandeln kann, nicht wert.