Streit mit FBI: Apple erhält Unterstützung von Vereinten Nationen

04. März 2016 23:00 Uhr - sw

Apple kann sich in der Auseinandersetzung mit dem FBI auf eine breite Front an Unterstützern verlassen. Über 30 Firmen aus der IT-Branche, darunter Schwergewichte wie Amazon, Cisco, Dropbox, Facebook, Google, Intel, Microsoft, Mozilla und Yahoo, haben bei Gericht Stellungnahmen eingereicht, um Apple zu unterstützen und sich der Argumentation des Mac- und iPhone-Herstellers anzuschließen. Auch die UN hat sich auf die Seite Apples gestellt.

Die Vereinten Nationen haben die US-Behörden davor gewarnt, die "Büchse der Pandora" zu öffnen. Es sei möglich, dass die Rechte von Millionen Menschen weltweit verletzt und das Vorgehen von autoritären Staaten und kriminellen Hackern erleichtert würden, wird der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Zeid Ra'ad Al Hussein, von der Nachrichtenagentur Reuters zitiert. Nach seiner Ansicht drohe ein gefährlicher Präzedenzfall, falls Apple dazu gezwungen werde, dem FBI Hilfestellung bei der Entsperrung des iPhones eines Attentäters zu leisten.

Öffentlicher Brief von Tim Cook

Entsperrung von iPhones: Apple stellt sich gegen FBI und US-Gericht.
Bild: apple.com.



Die US-Bundespolizei hat dazu eine gerichtliche Anordnung gegen Apple erwirkt, gegen die der Konzern in der letzten Woche Einspruch eingelegt hat. Der Hersteller lehnt es ab, die Sicherheit seiner Produkte abzuschwächen und Datenschutz und Privatsphäre seiner Kunden zu gefährden. Zudem befürchtet Apple, dass ein gefährlicher Präzedenzfall geschaffen wird, und die Behörden weitere Forderungen stellen könnten, wenn sie jetzt Erfolg hätten. Ferner könnte eine Software, die bei der Entsperrung von iPhones hilft, in die falschen Hände geraten und großen Schaden anrichten. Apple sieht darüber hinaus keine rechtliche Grundlage für die Forderungen des FBI.

Ein in dem Zusammenhang des Falls ebenfalls diskutiertes Thema ist iCloud. Wie der bekannte Journalist Walter Mossberg in The Verge erläutert, besitzt Apple die Möglichkeit, die meisten Inhalte verschlüsselter iCloud-Backups von iOS-Geräten zu entschlüsseln, darunter Kurzmitteilungen, Dokumente oder Bilder. Dies sei erforderlich, um dem Anwender im Notfall (bei Verlust des iOS-Geräts) die Wiederherstellung seiner Daten zu ermöglichen, schreibt Mossberg unter Berufung auf Apple. Besonders sensible Daten – darunter die im Schlüsselbund abgelegten Passwörter – sind demnach davon ausgenommen und können nicht von Apple aus dem iCloud-Backup entschlüsselt werden.

Laut Mossberg muss Apple auf gerichtliche Anordnung den US-Ermittlungsbehörden entschlüsselte iCloud-Backups zur Verfügung stellen – im Rahmen geltender Gesetze. Dies ist auch im aktuellen Fall geschehen – Apple händigte das letzte iCloud-Backup des Attentäters in entschlüsselter Form aus, es wurde ungefähr sechs Wochen vor dem Terroranschlag angelegt. Ähnlich verfährt Google. Auch Google kann auf seinen Servern gespeicherte Daten auf Anordnung von US-Gerichten entschlüsseln. Google weist jedoch ebenfalls darauf hin, dass man keine Geräte (hier: Android-Smartphones) entsperren kann.

Die Auseinandersetzung zwischen Apple und dem FBI dreht sich also nicht um Cloud-Daten – auf die die Behörden in den USA Zugriff auf Grundlage gesetzlicher Regelungen erhalten können – sondern um die konkrete Anfrage nach Hilfestellung bei der Entschlüsselung von Hardware. Und genau bei diesem Punkt sperrt sich Apple – wie eingangs erwähnt inzwischen mit Hilfe von Google und anderen IT-Schwergewichten.

Backups von iOS-Geräten lassen sich übrigens weiterhin traditionell per USB-Kabel mit der iTunes-Software anlegen – auch in verschlüsselter Form.