Ehemaliger Entwickler kritisiert: Apple kümmert sich zu wenig um Fehlerberichte

13. März 2019 12:15 Uhr - Redaktion

Der langjährige Apple-Entwickler Corbin Dunn hat mit deutlichen Worten Kritik an seinem ehemaligen Arbeitgeber geübt. In einem Blog-Eintrag auf seiner Web-Site wirft er dem Unternehmen vor, sich zu wenig um externe Fehlerberichte zu kümmern, die von Anwendern und Programmierern eingereicht werden. Dunns Worte haben durchaus Gewicht: Er war 13 Jahre als Cocoa-Entwickler für Apple tätig und arbeitete unter anderem an AppKit.

Dunn gibt einen Einblick, wie die Handhabung der Bug-Reports (macOS und iOS gleichermaßen) bei Apple funktioniert. Demnach werden die Fehlerberichte gesichtet, mit einer Prioritätsstufe versehen (1 = hoch, 4 = niedrig) und an die zuständige Abteilung weitergeleitet. Das Problem dabei sei jedoch, dass es in jeder Abteilung nur ein oder zwei mit der Qualitätssicherung (QS) beauftragte Personen gebe, die aufgrund der Vielzahl an Bug-Reports überfordert seien. Dunn schreibt:

"Die QS-Ingenieure erhalten häufig ein umfangreiches Protokoll mit Fehlern, und es kann Wochen oder sogar Monate dauern, bis einige Bugs überprüft werden. Manchmal führt dies zu einer Massenprüfung von Fehlern, die alle mit einer niedrigen Priorität gekennzeichnet sind. Fehler-Entdecker müssen dies bemerken und sich darüber beschweren, damit die Priorität zunimmt. Schlimmer noch, einige QS-Gruppen schließen Fehler, die älter als etwa ein Jahr sind, und bitten den Entdecker, den Fehler erneut zu melden, falls das Problem weiterhin besteht. Viele Leute [bei Apple] achten nicht auf Bug-Reports, die überprüft werden müssen, und sie gehen einfach verloren."

 
macOS Mojave
 
macOS: Brauchen wir wirklich jedes Jahr ein neues Release?
Bild: Apple.

 

Der Personalmangel führt also dazu, dass viele Bugs nur langsam gesichtet werden und häufig nur eine geringe Priorität erhalten. Jedoch werden laut Dunn nur Fehler mit hoher Priorität mit großer Wahrscheinlichkeit geschlossen. Hinzu komme, dass viele Entwickler lieber an neuen Features arbeiten würden anstatt an niedrig priorisierten oder nicht-verifizierten Bugs. Unter dem Strich sei die aktuelle Situation "traurig", meint Dunn – auch weil Anwender und externe Entwickler kaum Feedback auf ihre Bug-Reports bekämen und künftig möglicherweise auf weitere Einreichungen verzichteten.

Bei Apple müsste das Management dem Bereich Problembehebung und Qualitätssicherung größere Bedeutung zumessen und den Entwicklern mehr Zeit dafür geben, fordert der frühere Apple-Angestellte. Zudem sollte mehr QS-Personal eingestellt und generell das interne Verfahren für die Bug-Reports überarbeitet und optimiert werden, um auch kleineren, aber durchaus nervigen Fehlern Herr zu werden, schreibt Dunn.

Damit sind wir wieder bei der ausgiebig diskutierten Frage, ob sich Apple mit dem selbst auferlegten Jahreszyklus für neue macOS- und iOS-Versionen wirklich einen Gefallen tut. Neue Features lassen sich zwar gut vermarkten, aber was nützt es, wenn Anwender aufgrund vieler kleinerer Unzulänglichkeiten verärgert sind, weil die Neuerungen unausgereift auf den Markt kommen? Beispiele dafür gab es in den letzten Jahren genug.

Allerdings muss angemerkt werden, dass mit macOS Mojave durchaus ein Aufwärtstrend in puncto Qualität zu erkennen ist. Mojave ist ein gutes Stück solider als High Sierra zum vergleichbaren Zeitpunkt vor einem Jahr - das Vorgängersystem hatte bekanntlich gleich von Beginn an mit einer größeren Zahl gravierender Probleme zu kämpfen. Es bleibt zu hoffen, dass sich dieser Trend nun fortsetzt - auch aufgrund des medialen Echos auf Dunns Beitrag.