Mac Pro mit Apple-Prozessor - kleine Zielgruppe, großer Hype

27. Jan. 2023 11:00 Uhr - Redaktion

Als Apple im Frühsommer 2020 den Abschied von Intel-Prozessoren beim Mac verkündete, sprach das Unternehmen von einem Zeitfenster von etwa zwei Jahren bis zum Abschluss der Umstellung. Diese Vorgabe hat das Unternehmen gerissen, selbst wenn man großzügig erst ab November 2020 (Vorstellung der ersten M1-Modelle) zählt. Nach der Markteinführung des neuen Mac mini mit M2 und M2 Pro - mitsamt der Einstellung des letzten Intel-Mac-minis - richtet sich der Fokus nun auf den Mac Pro.

Der Mac Pro ist der letzte Apple-Rechner, der noch von Intel-Prozessoren angetrieben wird. Vorgestellt im Jahr 2019, ist das Gerät unter den Aspekten von Preis-/Leistungsverhältnis und Zukunftssicherheit schon seit längerer Zeit ein schlechter Kauf. Vermutlich wurden in den letzten Monaten nur noch geringste Stückzahlen von Firmen, die ihre Intel-basierten Workflows aus betriebswirtschaftlichen Gründen noch etwas länger betreiben wollen, erworben.

Wie geht es nun mit dem Mac Pro weiter? Gerüchten zufolge soll die Entwicklung des Apple-Silicon-Modells von Verzögerungen geprägt sein. Erst mit der M1-Reihe geplant, soll die Hardware nun auf Basis der M2-Serie auf den Markt kommen. Spekuliert wird über einen Zeitraum von Frühjahr bis Frühsommer. Doch wie groß ist die Zielgruppe überhaupt (noch)?

Fakt ist: Apple hat mit dem Mac Studio, der im professionellen Umfeld hervorragend angenommen wurde und sich blendend verkauft, den Mac Pro ein erhebliches Stück weit überflüssig gemacht. Die Spitzenleistung, die sonst nur ein Mac Pro bot, liefert der Mac Studio zu einem erheblich niedrigeren Anschaffungspreis (und deutlich niedrigeren Stromkosten). Der ohnehin recht überschaubare Käuferkreis des Mac Pro schrumpft damit weiter.

 
Mac Pro
 
Mac Pro: Für viele Nutzer ist der Mac Studio der bessere Deal.
Bild: Apple.

 

Nun berichtet der im Apple-Umfeld bestens vernetzte Insider Mark Gurman, dass der kommende Mac Pro wahrscheinlich keine Grafikkarten von Drittherstellern unterstützen wird, auch eine RAM-Aufrüstung werde nicht möglich sein. Schnell kochte (mal wieder) die Empörung hoch, doch eine Überraschung sind die Aussagen von Gurman nicht.

Es war von vornherein klar, dass durch Apples SoC-Ansatz der direkten Integration von RAM und GPU (wodurch der Flaschenhals beim Datentransport von und zur CPU eliminiert wird) weder RAM- noch GPU-Upgrades möglich sein werden - sie würden drastisch zu Lasten der Gesamtleistung gehen. Zumal es aus Apples Sicht wenig zielführend ist, sich vom Prozessorhersteller Intel unabhängig zu machen, aber weiter auf AMD angewiesen zu sein.

Was ist nun vom kommenden Mac Pro zu erwarten? Das neue Modell soll in etwa so aussehen wie die Baureihe 2019 und intern Platz für SSD-Laufwerke und bestimmte Arten von PCIe-Karten (Netzwerk, Audio...) bieten. Der M2-Ultra-Prozessor soll über 24 CPU- und bis zu 76 GPU-Kerne verfügen, bis zu 192 GB Arbeitsspeicher unterstützen und durch ein leistungsstarkes Kühlsystem bestmögliche Leistung liefern. Das sollen zugleich die wesentlichen Unterscheidungsmerkmale zum Mac Studio sein, bei dem unklar ist, ob er in diesem Jahr auf die M2-Serie oder erst 2024 auf die M3-Reihe umgestellt werden wird.

Vor den geschilderten Hintergründen dürfte die Zielgruppe eines Apple-Silicon-Mac-Pro sehr überschaubar sein. Den Großteil des Mac-Umsatzes generiert Apple heutzutage mit MacBook Air (meistverkauftes Modell), Mac mini (der dank M2 Pro nun weitere Käuferschichten anspricht) und iMac - bezogen auf das Consumer-Segment - sowie mit MacBook Pro und Mac Studio bezogen auf das Pro-Segment, wobei der Mac Studio mittlerweile den Großteil des Pro-Bedarfs bei den Desktops absorbiert.

Fazit: Der Mac Pro - so wichtig er einst für Apples Angebot war - ist letztendlich nur noch ein Feigenblatt in der Produktpalette des kalifornischen Computerpioniers. Aktuell vielbeachtet und hitzig diskutiert, doch für 99% der Nutzer nicht mehr relevant.