40 Jahre Kabelfernsehen: Vom linearen TV-Programm zum Gigabit-Internet

28. Dez. 2023 11:00 Uhr - Redaktion

Es gibt im Technologiebereich wieder ein Jubiläum zu feiern: Vor 40 Jahren war die Geburtsstunde des Kabelfernsehens in Deutschland. Am 1. Januar 1984 ging mit Sat1 (damals PKS) erstmals ein privater TV-Sender über ein Kabelnetz auf Sendung, einen Tag später folgte RTL plus. Heute werden über die Kabelinfrastruktur Millionen Menschen mit schnellem Internet versorgt.

Grundlage für die schnelle Datenübertragung im Kabelnetz ist der Übertragungsstandard DOCSIS (Data Over Cable Service Interface Specification). Mit jeder Evolutionsstufe wurde das Netz schneller. Aktuell ist in deutschen Kabelnetzen der Standard DOCSIS 3.1 implementiert, der Gigabit-Geschwindigkeit (bis zu 3,0 Gbit/Sekunde) ermöglicht. Bereits spezifiziert, aber in Deutschland noch nicht im Einsatz ist der Kabelstandard DOCSIS 4.0, der noch leistungsfähiger als sein Vorgänger ist (bis zu 5,0 Gbit/Sekunde). Parallel stärken Kabelnetz-Betreiber wie Vodafone das Kabelnetz, indem sie unter anderem immer mehr Glasfaser einsetzen.

Durch die Übernahme von Kabel Deutschland Ende 2013 und den Zukauf von Unitymedia im Sommer 2019 ist Vodafone heute der größte deutsche Kabelnetz-Betreiber. Das Unternehmen erreicht nach eigenen Angaben 24 Millionen Haushalte und hat rund 13 Millionen TV-Kunden. Zugleich weist Vodafone auf eine anstehende Änderung hin:

Spätestens Mitte 2024 darf Fernsehen nicht mehr über die Mietnebenkosten abgerechnet werden. So will es ein neues Gesetz zur Telekommunikation. Mehr als zwölf Millionen Mieter sind betroffen und müssen einen direkten Vertrag mit einem TV-Anbieter abschließen, wenn sie weiterhin fernsehen möchten.

 
TV in Deutschland - eine Zeitreise VPN
 
TV in Deutschland - eine Zeitreise.
Bild: Vodafone.

 

Zur Geschichte des Kabelnetzes: Ab 1972 begann die Deutsche Bundespost mit dem Aufbau der ersten kleineren lokalen Kabelnetze, über die Fernseh- und Hörfunkprogramme übertragen werden konnten. Erst zehn Jahre später erfolgte die Errichtung flächendeckender Breitband-Kabelnetze, um die Zulassung privater TV-Anbieter in Deutschland und somit die Verbreitung von mehr TV-Programmen zu ermöglichen. Denn privater Rundfunk dürfe, so hieß es damals in mehreren Rundfunk-Urteilen, nur existieren, wenn die Grundversorgung durch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk garantiert würde. Terrestrisch waren die Kapazitäten für die Fernseh-Übertragung damals stark begrenzt – nur die zwei öffentlich-rechtlichen Fernsehsender ARD und ZDF waren über Antenne zu empfangen.

Ab 1984 gingen – zunächst in Kabel-Pilotprojekten in Ludwigshafen, München, Dortmund und Berlin – erste neue Fernsehprogramme auf Sendung. Drei Jahre später, am 3. April 1987, zementierte ein Rundfunkstaatsvertrag das zweigleisige System aus öffentlich-rechtlichem und privatem Radio und Fernsehen. Das duale Rundfunksystem war geboren – mit den Privatsendern als Gegenstück zu den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Wenig später gingen weitere private Sender wie Pro7, Vox oder RTL2 auf Sendung. Heute lassen sich im Kabelnetz mehr als 350 TV-Programme von zahlreichen Programm-Anbietern empfangen.

Von anfangs nur wenigen tausend Kabelhaushalten in einzelnen Städten sind heute mehr als 30 Millionen Haushalte in ganz Deutschland an das Kabelnetz angeschlossen. Die Anzahl der Haushalte, die Kabelfernsehen nutzen, lag im Jahr 2023 bei rund 15,9 Millionen. Zusammen mit der Satellitenübertragung (DVB-S) ist das Kabelnetz (DVB-C) immer noch der wichtigste Verbreitungsweg für den Fernsehempfang. Weitere Empfangsmöglichkeiten sind Antenne (DVB-T2), Satellit (DVB-S2) oder Internet (IPTV).