Vor der WWDC 2015: Eine Wunschliste für OS X

03. Juni 2015 13:00 Uhr - Redaktion

Die diesjährige Apple-Entwicklerkonferenz, die WWDC 2015, steht vor der Tür. Apple wird auf der Veranstaltung, die vom 08. bis zum 12. Juni in San Francisco stattfindet, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine neue Version von OS X präsentieren. Während in der Gerüchteküche bereits munter über die Neuerungen der nächsten OS-X-Generation spekuliert wird, hat MacGadget eine – natürlich rein subjektive – Wunschliste für das Mac-Betriebssystem aufgestellt.

1) Änderung des Veröffentlichungszyklus
Im Jahr 2011 hat sich Apple dazu entschlossen, jährlich eine neue Version von OS X auf den Markt zu bringen. Aus Sicht von Apples Marketingabteilung mag das erfreulich sein, Anwender und Entwickler hingegen sind mit dem gegenwärtigen Zustand alles andere als glücklich. Dass die Qualität von OS X in den letzten Jahren gelitten hat, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Erfahrene Anwender warten vor dem Umstieg auf eine neue OS-X-Version erst mehrere Updates ab, bis die gröbsten Fehler beseitigt wurden.

Ein jährlicher Release-Zyklus bedeutet schlichtweg viel zu wenig Zeit, um die Neuerungen ausgiebig zu testen, Fehler zu korrigieren und Ecken und Kanten zu glätten. Das Ergebnis sind zum Teil gravierende Fehler bei der Einführung neuer OS-X-Versionen. Beispielsweise gab es bei OS X Mavericks zu Beginn erhebliche Probleme mit Apple Mail, während bei OS X Yosemite das WLAN-Desaster immer noch nicht ganz ausgestanden ist.

Doch damit nicht genug. Jedes Jahr eine neue OS-X-Version zieht ständige Anpassungen bestehender Software seitens der Entwickler und ständige Umlernprozesse seitens der Anwender nach sich. Wir fragen uns: muss das denn wirklich sein? Reicht es nicht, alle zwei Jahre eine neue Version von OS X auf den Markt zu bringen, die den Qualitätserwartungen, die man an einen Premiumhersteller wie Apple stellt, dann auch wirklich gerecht wird? Macs haben den Ruf, zuverlässige, langlebige und einfach zu bedienende Arbeitsgeräte zu sein. Apple sollte diesen Ruf nicht leichtfertig aufs Spiel setzen und seine OS-X-Strategie überdenken.

WWDC 2015

WWDC 2015: Ankündigung einer neuen OS-X-Version erwartet.
Bild: Apple.com.



2) Bessere Qualität und Leistung
Neben einer Änderung des Veröffentlichungszyklus stehen auch die Themen Qualität und Leistung auf unserer OS-X-Wunschliste ganz oben. Anstatt ständig neue Funktionen zu OS X hinzuzufügen, die manchmal mehr aber meistens eher weniger nützlich für den Arbeitsalltag sind, sollte sich Apple auf die Fundamentals konzentrieren.

Das Optimierungspotential bei OS X ist groß. OS X Yosemite ist ohne SSD kaum genießbar (langsames Booten, langsame Programmstarts), aber auch mit SSD gibt es Flaschenhälse. Einige Beispiele: Selbst auf High-End-Macs kommt es öfters zu Rucklern bei Oberflächenanimationen. Tabs in Safari öffnen sich gelegentlich erst nach ein, zwei Gedenksekunden, während das Scrollen in langen Finder- und iTunes-Listen oder umfassenden PDF-Dokumenten schon mal zur Qual werden kann. Spiele laufen unter OS X aufgrund mangelhaft optimierter Grafiktreiber meistens deutlich langsamer als unter Windows. Auch bei der Qualität gibt es Nachholbedarf. Zwar läuft OS X Yosemite äußerst stabil, doch die Zahl an kleineren, mitunter stark nervenden Bugs ist groß.

Wie man es richtig macht, hat Apple bereits bewiesen: im Jahr 2009 mit OS X Snow Leopard, einem Betriebssystem, das noch heute aufgrund seiner hohen Performance, Zuverlässigkeit und Qualität viele Anhänger hat. Es ist zu hoffen, dass die im Vorfeld der WWDC kursierenden Gerüchte zutreffen und Apple mit der nächsten OS-X-Version tatsächlich an OS X Snow Leopard anknüpft.

OS X Yosemite

Quo vadis, OS X?
Bild: Apple.



3) TRIM-Unterstützung für SSD-Laufwerke anderer Hersteller
Bereits seit Version 10.6 unterstützt OS X den TRIM-Befehl für SSDs. Der TRIM-Befehl verhindert, dass es zu Geschwindigkeitseinbußen bei Schreibzugriffen kommt, wenn ein SSD-Laufwerk über einen langen Zeitraum genutzt wird. Allerdings unterstützt TRIM unter OS X standardmäßig lediglich von Apple gelieferte SSD-Laufwerke. Die Aktivierung von TRIM für SSDs anderer Hersteller ist nur über einen Hack möglich – und unter OS X Yosemite mit der Abschaltung einer Sicherheitsfunktion verbunden. Diese Situation ist alles andere als zeitgemäß und nutzerfreundlich. Apple sollte TRIM endlich für SSDs aller Hersteller freischalten oder zumindest die Schnittstelle dafür öffnen – dieser Schritt ist längst überfällig.

4) Modernes Dateisystem
Das von OS X genutzte Dateisystem kann – gemessen an den Zeitspannen in der IT-Branche - fast schon als antik bezeichnet werden. HFS+ wurde im Jahr 1998 zusammen mit Mac OS 8.1 eingeführt und vier Jahre später um eine Journaling-Funktion ergänzt. Seitdem gab es nur punktuelle Erweiterungen von HFS+, grundlegende Neuerungen sucht man vergebens. Die Kritik an HFS+ wird indes immer lauter. So kritisierte Linux-Erfinder Linus Torvalds das Dateisystem zu Jahresbeginn scharf. HFS+ sei wahrscheinlich das schlechteste Dateisystem überhaupt, schrieb Torvalds.

Die Zeit ist reif für ein neues, modernes Dateisystem für OS X, das heutigen Anforderungen gerecht wird. Ein Beispiel ist das Open-Source-basierte ZFS. ZFS ist ein 128-Bit-Hochleistungsdateisystem, das sich durch eine hohe Performance und Datensicherheit, einfache Administration, Selbstheilungsfähigkeiten und Unterstützung enormer Datenmengen auszeichnet.

5) Zehn Bit Farbtiefe pro Kanal, OpenGL 4.5, externe Grafikkarten
Handlungsbedarf gibt es nach unserer Einschätzung auch in weiteren Bereichen des Betriebssystems. Die Unterstützung von zehn Bit Farbtiefe pro Farbkanal ist überfällig, gleiches gilt für die Integration neuerer OpenGL- und OpenCL-Versionen (aktuell sind OpenGL 4.5 und OpenCL 2.1). In PCI-Express-Erweiterungsgehäusen, die per Thunderbolt angebunden werden, sollten sich endlich auch Grafikkarten nutzen lassen.

Ein vergrößer- und verschiebbares Spotlight-Fenster wäre ebenso wünschenswert wie ein verbesserter dunkler Modus, der auch Fenster mit einschließt. Dem neuen Programm Fotos würden eine Plug-in-Schnittstelle, Anbindung an externe Editoren und zusätzliche Bearbeitungswerkzeuge gut zu Gesicht stehen. Zu begrüßen wären auch eine Verschlüsselungsfunktion für Dateien und Ordner sowie eine komplett neue, schlanke und schnelle App für die Musik- und Videowiedergabe anstatt des übergewichtigen und aufgeblähten iTunes.

Was erhoffen Sie sich von der nächsten OS-X-Version? Über Ihre Kommentare freuen wir uns.