Ausblick auf das Mac-Jahr 2019: Bedeutende Ankündigungen stehen an

16. Jan. 2019 14:30 Uhr - Redaktion

Apple war beim Mac im vergangenen Jahr sehr aktiv. Zur Erinnerung: Innerhalb der letzten 13 Monate gab es gleich vier große Releases. Den Anfang machte zum Jahreswechsel 2017/2018 der iMac Pro, der derzeit leistungsstärkste Mac. Im Sommer kam eine neue MacBook-Pro-Generation mit schnellen Vierkern- und Sechskernprozessoren auf den Markt, gefolgt vom 2018er MacBook Air und einem stark verbesserten Mac mini, ebenfalls mit flotten Vierkern- und Sechskern-CPUs, im Herbst. Auch 2019 verspricht einiges an Spannung – bedeutende Ankündigungen stehen an.

iMac. Als eine der ersten Baureihen dürfte heuer der iMac ein Upgrade spendiert bekommen. Der beliebte All-in-One-Rechner wurde zuletzt im Juni 2017 aktualisiert und ist daher technisch etwas angestaubt. Bei der aktuellen Generation kommen Intel-Prozessoren der siebten Core-Generation (Kaby Lake) zum Einsatz. Für die neuen Modelle bieten sich CPUs der achten Generation (Coffee Lake) oder neunten Generation (Coffee Lake Refresh) an.

Es ist anzunehmen, dass auch beim iMac erstmals Sechskernprozessoren Einzug halten werden, zumindest in den 27-Zoll-Konfigurationen – andernfalls wäre der Leistungsabstand zu MacBook Pro und Mac mini zu groß. Das letzte verbliebene Modell mit HD-Monitor dürfte zugunsten durchgängiger Retina-Displays eingestellt werden. Schnellere AMD-Grafikchips gelten als gesetzt, gleiches gilt für die Integration des T2-Chips (native SSD-Verschlüsselung, mehr Sicherheit).

Spannend sind folgende Fragen: Wird Apple weiterhin auf Fusion-Drives setzen oder auch beim iMac einen vollständigen Wechsel auf SSDs vornehmen? Bleibt es beim aktuellen Design oder präsentiert der Hersteller ein komplett neu entwickeltes Gehäuse – das vor kurzem gefeierte 20jährige Jubiläum des Rechners wäre ein guter Anlass dafür. Ebenfalls in der Verlosung sind eine Tastatur mit Touch-Bar-Funktionsleiste und Touch-ID-Fingerabdruckscanner (dessen Absicherung der T2-Chip übernehmen könnte) und ein Upgrade der Displays (eventuell größer, True-Tone-Technik, HDR-Unterstützung…).

Neue iMac-Modellreihe
 
Neue iMacs werden für die kommenden Monate erwartet.
Foto: Apple.

 

Mac Pro. Das zweite große Release in diesem Jahr betrifft den Mac Pro. Wir erinnern uns: Im Jahr 2017 machte Apple reinen Tisch und gab zu, mit dem Design des 2013er Mac Pro die Wünsche der Zielgruppe nicht erfüllt zu haben. Gleichzeitig stellte das Unternehmen für das Jahr 2019 einen neuen Mac Pro in Aussicht, der modular aufgebaut und erweiterbar sein soll.

Apple begründet die lange Wartezeit damit, dass der kommende Mac Pro von Grund auf neu gedacht und konzipiert wird, unter Berücksichtigung der Anforderungen professioneller Mac-User. In diesem Jahr wird es also soweit sein, ein idealer Zeitpunkt zur Präsentation ist die WWDC 2019 in San Jose im Juni.

In puncto Leistung dürfte der neue Mac Pro gegenüber dem iMac Pro noch eins draufsetzen. Passende Xeon-Prozessoren hat Intel seit kurzem im Programm. Der neue Xeon W-3175X bietet bis zu 28 Kerne und 56 Threads und stellt damit selbst den schnellsten iMac Pro (bis zu 18 Kerne und 36 Threads) in den Schatten.

Neuer Apple-Bildschirm. Die Aufregung war groß, als Apple im Herbst 2016 den Abschied aus dem Monitor-Geschäft verkündete. Doch schon wenige Monate später erfolgte die Rolle rückwärts: Gleichzeitig mit einem neuen Mac Pro kündigten die Kalifornier ein neues Display an. Details dazu gibt es noch nicht, allerdings ist davon auszugehen, dass Apple in den Bildschirm die leistungsstärkste Technik reinpacken wird, die es momentan gibt. Stichworte: Auflösungen 5K bis 8K, HDR-Unterstützung, breite Farbraumabdeckung, Topwerte bei Helligkeit, Kontrast und Farbechtheit.

 
Mac Pro
 
Mac Pro: Nachfolger steht in den Startlöchern.
Foto: Apple.

 

MacBook Pro. Ebenfalls wahrscheinlich ist eine verbesserte MacBook-Pro-Generation. Ein neues Design ist eher nicht zu erwarten – schließlich ist das aktuelle Design noch relativ jung. Konkrete Gerüchte zum 2019er MacBook Pro gibt es bislang nicht. Ein Plus an CPU- und GPU-Performance und SSD-Kapazitäten sowie ein bis zwei kleinere Neuerungen sollten jedoch mindestens drin sein.

MacBook und MacBook Pro ohne Touch-Bar. Ein weiterer Punkt auf der Agenda ist eine Neuaufstellung der mobilen Macs im unteren und mittleren Bereich. Hier buhlen momentan gleich drei Baureihen um die Kunst der Käufer: Das neue MacBook Air sowie das MacBook und das MacBook Pro ohne Touch-Bar, beide zuletzt im Sommer 2017 aktualisiert und technisch nicht auf der Höhe der Zeit. Die Situation stellt sich aktuell recht unübersichtlich dar und widerspricht eigentlich Apples Ansatz, es für die Kunden so einfach wie möglich zu halten. Es ist wahrscheinlich, dass Apple hier in absehbarer Zeit aufräumen wird.

macOS. In fünf Monaten wird Apple auf der Entwicklerkonferenz WWDC 2019 den Nachfolger von macOS Mojave ankündigen. Zwei Neuerungen von macOS 10.15 stehen bereits fest: Erstens das Aus für 32-Bit-Software, zweitens die Öffnung des UIKit-Frameworks für Drittentwickler. Damit können die Hersteller bestehende iOS-Apps schneller auf macOS portieren, da die Erstellung von Mac-Benutzeroberflächen wesentlich vereinfacht und ein Stück weit automatisiert wird. Dies wird mittel- und langfristig dem Softwareangebot für macOS zugute kommen.

Langfristige Ausrichtung bei Prozessoren. Auch wenn es zu diesem Thema in der Gerüchteküche zuletzt eher ruhig war, halten sich hartnäckig Spekulationen um eine Abkehr Apples von Intel-Prozessoren bei den Macs. Das letzte Gerücht stammt vom Herbst. Damals erklärte der bestens vernetzte Insider Ming-Chi Kuo, dass Apple angeblich einen Umstieg bei der CPU-Architektur plant. Der Wechsel hin zu Apple-eigenen Prozessoren (ARM-Architektur) soll demnach schrittweise ab dem Jahr 2020 oder 2021 erfolgen. Es wäre der bereits dritte Wechsel der CPU-Plattform in der Geschichte des Macs (68k => PowerPC => Intel => ARM).

Laut Kuo hätte ein Wechsel auf ARM-basierte Prozessoren für Apple mehrere Vorteile. Die Kalifornier würden dadurch volle Kontrolle bei Entwicklung, Design und Produktion des Macs erhalten und wären nicht mehr von Intel abhängig. Intel hatte in den letzten Jahren mehrfach mit Verzögerungen bei der Einführung neuer Prozessorgenerationen zu kämpfen, zudem ist die Serienfertigung der effizienter arbeitenden Zehn-Nanometer-Chips noch immer nicht angelaufen (zum Vergleich: Apple lässt bereits im 7nm-Verfahren fertigen).

 
macOS Mojave
 
macOS: Entwicklung von Version 10.15 läuft auf Hochtouren.
Bild: Apple.

 

Kuo erwartet durch den Einsatz von Apple-eigenen Prozessoren in Macs zudem Kostenvorteile, da die hohen Intel-Margen – an denen sich Apple seit jeher reibt – wegfallen würden und Macs dadurch günstiger werden könnten, mit positiven Auswirkungen auf Absatz und Marktanteil. Darüber hinaus könnte Apple künftige Macs wieder stärker von der Konkurrenz durch einzigartige Features abheben, meint der Analyst, der in der Vergangenheit vielfach korrekte Informationen über kommende Apple-Produkte lieferte und daher in der Branche hohes Ansehen genießt.

Allerdings würde ein Architekturwechsel beim Thema Virtualisierung Nachteile mit sich bringen, merkt Kuo an. Die Möglichkeit, andere x86-Betriebssysteme parallel zu macOS laufen zu lassen, ist gerade im professionellen, geschäftlichen Umfeld ein wichtiges Verkaufsargument für Macs ("zwei Fliegen mit einer Klappe"). Zwar gibt es Windows 10 inzwischen auch für ARM-basierte CPUs, allerdings fehlt hier erstens bislang die 64-Bit-Unterstützung, zweitens wurden erst ganz wenige Windows-Programme an ARM-Chips angepasst.

Noch eine grundsätzliche Anmerkung zu diesem Thema: Entgegen der landläufigen Meinung, die vielerorts in Foren und in effekthascherischen Artikeln zu lesen ist, ist es nicht einfach damit getan, einen Ax-Chip eines iPhone/iPad in den Mac zu verpflanzen, höher zu takten und gut ist. Bei weitem nicht.

Bei Prozessoren für den Desktop- und Notebook-Bereich spielen wesentlich mehr Faktoren mit hinein als bei simpel gestrickten Smartphone-/Tablet-Chips. Die Stichworte sind hier unter anderem PCIe-Lanes, umfassender Schnittstellen-Support, modernes, mehrstufiges Caching, hohe Skalierbarkeit bis in den Xeon-Bereich, Volllastbetrieb über längere Zeit, Hyper-Threading, native Virtualisierung, eGPU-Support, ECC-Arbeitsspeicher und und und. Für all diese Bereiche müsste Apple Lösungen mitsamt Chipsätzen entwickeln, damit eigene Desktop-/Notebook-Prozessoren das komplette Spektrum der Leistungsfähigkeit heutiger und kommender (!) Intel-CPUs nicht nur erreichen, sondern im Idealfall übertreffen. Dies ist ein gigantischer Entwicklungsaufwand.

Zuzutrauen ist dies Apple natürlich – die Chip-Abteilung der Kalifornier gilt als sehr innovativ und weltweit führend, bezogen auf den ultramobilen Bereich. Intel hat sich in den letzten Jahren nicht sehr mit Ruhm bekleckert, die Preise für Intel-Chips sind gesalzen. Dennoch: Ein Architekturwechsel ist eine hochkomplexe Geschichte, die vielerlei Auswirkungen – positive wie negative – mit sich bringt, woran sich langjährige Mac-User nur zu gut erinnern werden. Andererseits dürfte es vielen Nutzern schlichtweg egal sein, welcher Chip die Rechenleistung erbringt, solange alles nur einwandfrei läuft.

Fazit. 2019 verspricht in puncto Macs mindestens genauso spannend zu werden wie 2018. Sollte Apple mittelfristig tatsächlich einen Wechsel der Prozessorarchitektur planen, besteht eine gute Wahrscheinlichkeit, dass der Hersteller dazu erstmals zur WWDC 2019 etwas sagen wird. Falls es wirklich dazu kommt, sollten User keine Angst haben - Apple wird sich eine derart gravierende Entscheidung ausgiebig sowie doppelt und dreifach überlegt haben, zudem besitzen die Kalifornier eine herausragende Expertise bei vergleichbaren Umstellungen in der Vergangenheit (68k => PPC => x86). Unter dem Strich dürfte sich Apple dazu nur dann durchringen, wenn die Vorteile klar überwiegen - und wer weiß schon, was Cupertino diesbezüglich so alles im Köcher hat.