16-Zoll-MacBook-Pro von Apple: Weitere Details und Analyse

15. Nov. 2019 15:00 Uhr - Redaktion

Mit dem zur Wochenmitte angekündigten 16-Zoll-MacBook-Pro hat Apple den nächsten Meilenstein in der 35jährigen Geschichte des Macs gesetzt. Es handelt sich dabei nicht nur um die bis dato leistungsstärkste mobile Mac-Workstation, Apple bekräftigt damit außerdem den vor über zwei Jahren eingeläuteten Strategiewechsel: Die verstärkte Ausrichtung auf die Bedürfnisse professioneller Mac-User.

Es begann im Frühjahr 2017, als Apple offen einräumte, sich mit dem Design des 2013er Mac Pro in eine Sackgasse manövriert und sich nicht genügend um die Anforderungen des Workstation-Bereichs gekümmert zu haben. Damals kündigte Apple einen neuen, modular aufgebauten und erweiterbaren Mac Pro (in Kürze erhältlich), einen speziell für professionelle Workflows konzipierten iMac (den seit Ende 2017 verfügbaren iMac Pro) und die Rückkehr ins Monitor-Geschäft an (das Pro Display XDR kommt gleichzeitig mit dem neuen Mac Pro auf den Markt).

Außerdem etablierte Apple ein Pro Workflow Team, dem nicht nur Apple-Entwickler und -Ingenieure, sondern auch Profi-User aus unterschiedlichen Branchen angehören. Das Ziel: Besser zu verstehen, wie Macs im professionellen Umfeld eingesetzt werden. Auch in anderen Bereichen war Apple nicht untätig: Der aktuelle Mac mini ist mit bis zu sechs Prozessorkernen und reichhaltiger Schnittstellen-Ausstattung mehr denn je eine Workstation für den kleinen Geldbeutel, an Macs lassen sich seit einiger Zeit via Thunderbolt 3 externe Grafikkarten zur Erhöhung der Leistung betreiben und schließlich verdoppelte Apple in MacBook Pro und iMac die Zahl der Prozessorkerne für einen erheblichen Performance-Zuwachs.

Darauf baut das neue 16-Zoll-MacBook-Pro auf. Apples Signal: Wir hören zu, reagieren auf Kritik und setzen Vorschläge um. Allen voran die Tastatur: Apple hat sich nicht nur vom problembehafteten Butterfly-Design verabschiedet und setzt wieder auf ein zuverlässiges Tastaturdesign mit bewährter und weiterentwickelter Scherenmechanik, sondern änderte auch drei kleine Details, die in der Summe sehr zu begrüßen sind: Erstens gibt es wieder eine physische Esc-Taste, zweitens Pfeiltasten in in umgekehrter T-Anordnung und drittens ein etwas größerer Abstand sowohl zwischen Touch-Bar-Leiste und Tastatur als auch zwischen den einzelnen Tasten.

 

 

Der nächste Punkt ist das Kühlsystem: Intel-Prozessoren bieten bekanntlich einen festen Basistakt und können bei Bedarf, wenn hohe Rechenleistung gefragt ist, die Taktrate erhöhen - die sogenannte Turbo-Boost-Technik. Das MacBook Pro wurde in der Vergangenheit immer wieder dafür kritisiert, die Turbo-Boost-Technik im dauerhaften Hoch- oder Volllastbetrieb nur unzureichend ausnutzen zu können (Taktrate deutlich unterhalb des Turbo-Boost-Maximaltakts), weil das Kühlsystem nicht hinterherkommt.

An diesem Punkt setzt das komplett überarbeitete thermale System des 16-Zoll-MacBook Pro an: Es zeichnet sich laut Apple durch größere Ventilatoren mit verlängerten Blättern und größeren Lüftungsschlitzen aus, was zu einer 28-prozentigen Erhöhung des Luftstroms führt, während der Kühlkörper 35 Prozent größer ist, was eine deutlich höhere Wärmeabfuhr als bisher ermöglicht. Resultat: Das 16-Zoll-MacBook-Pro bietet - obwohl die gleichen Prozessoren wie im 15,4-Zoll-Vorgänger zum Einsatz kommen - unterm Strich eine höhere Leistung, da im dauerhaften Hoch- oder Volllastbetrieb höhere Taktraten gefahren werden können als früher.

Mit einem leicht vergrößerten Display bei höherer Auflösung und Pixeldichte kommt Apple denjenigen Nutzern entgegen, die noch immer dem vor etlichen Jahren eingestellten 17-Zoll-Modell hinterhertrauern. Dank eines verkleinerten Displayrands ist das 16-Zoll-MacBook-Pro nur unwesentlich größer als der 15,4-Zoll-Vorgänger. Die Zeiten, in denen Apple-Produkte ständig dünner wurden, sind auch vorbei: Das 16-Zoll-MacBook-Pro ist zugunsten eines größeren Akkus (100 Wattstunden) für eine längere Laufzeit etwas dicker (analog zu den aktuellen iPhones).

Dass nun bis zu 64 statt zuvor 32 GB Arbeitsspeicher möglich sind, es bis zu acht TB große SSD-Laufwerke gibt, die neuen AMD-Grafikkarten eine bis zu doppelt so hohe Leistung liefern und die standardmäßig enthaltenen SSDs nun doppelt so groß sind - bei unveränderten Preisen - rundet den positiven Gesamteindruck ab. On top gibt es ein neues Hi-Fi-System mit sechs Lautsprechern.

Wo Licht ist, ist natürlich auch Schatten. Doch der Schatten ist relativ klein beim neuen 16-Zoll-MacBook-Pro. Dass die neue Funktechnik WLAN 6 (802.11ax) nicht unterstützt wird - obwohl dies bei den 2019er iPhones bereits der Fall ist - ist natürlich ein berechtigter Einwand. Anzumerken ist hier aber, dass WLAN 6 noch ganz am Anfang steht und es noch Jahre dauern wird, bis WLAN-6-fähige Router bei Nutzern, Firmen und Hotspot-Anbietern Standard sind.

Die Kamera löst weiterhin mit unzeitgemäßen 720p auf. Hier wäre ein Upgrade wünschenswert gewesen. Aber wer weiß: Vielleicht hält die Face-ID-Gesichtserkennung mitsamt TrueDepth-Kamerasystem und Mehrbenutzer-Unterstützung eines Tages beim MacBook Pro Einzug. Bei den kabelgebundenen Schnittstellen hat sich ebenfalls nichts geändert - dies war allerdings nicht anders zu erwarten. USB-C ist längst Standard und die langsamen, klobigen USB-A-Ports wünschen sich wohl nur absolute Romantiker zurück (zumal immer mehr Geräte drahtlos angebunden werden).

Unser Fazit: Das 16-Zoll-MacBook-Pro ist ein Schritt in die richtige Richtung und ein weiteres klares Bekenntnis von Apple, den Mac als eigenständige Produktkategorie in die nächste Dekade zu führen und sich wieder verstärkt an den Bedürfnissen der (professionellen) Nutzer auszurichten (natürlich ganz im eigenen Interesse, man möchte schließlich möglichst viele Rechner verkaufen). Man benötigt keine Glaskugel für die Prognose, dass viele der im 16-Zoll-MacBook-Pro implementierten Verbesserungen nächstes Jahr auch dem 13,3-Zoll-MacBook-Pro zugute kommen dürften - möglicherweise dann als 14-Zoll-Modell.

Weitere Details zum 16-Zoll-MacBook-Pro:

• Das 16-Zoll-MacBook-Pro kann gleichzeitig zwei Pro Displays XDR (6016 mal 3384 Bildpunkte) bzw. zwei 5K-Monitore oder gleichzeitig vier 4K-Bildschirme (4096 mal 2304 Bildpunkte bei 60 Hz) ansteuern.

• Es gibt nicht nur ein neues Hi-Fi-System mit sechs Lautsprechern, sondern auch ein neues Mikrofonsystem. Das 16-Zoll-MacBook-Pro verfügt laut Apple über einen Ring aus drei Mikrofonen in Studioqualität mit hohem Signal-Rausch-Verhältnis und gerichtetem Beamforming.

• Das 15,4-Zoll-MacBook-Pro wurde eingestellt. Restbestände werden vergünstigt über den Fachhandel verkauft. Außerdem wird es weiterhin im Refurbished-Store (generalüberholte Geräte) von Apple angeboten.

• Das Servicepaket AppleCare+ kostet unverändert 449 Euro. Es verlängert die Herstellergarantie und den technischen Support auf drei Jahre. Inbegriffen sind außerdem zwei Reparaturen bei unabsichtlichen Beschädigungen gegen eine geringe Gebühr.

• Die Nachfrage ist offenbar enorm: Binnen zwei Tagen sind die Lieferzeiten auf drei Wochen geklettert. Ein heute bestelltes Gerät trifft erst Anfang Dezember beim Kunden ein. Bis eine breite Verfügbarkeit des 16-Zoll-MacBook-Pro im Fachhandel gegeben ist (und die Preise anfangen, zu sinken) dürfte es Januar werden.

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